EU-Projekt zeigt Wege zur gerechten Verteilung von Karenz-, Betreuungs- und Arbeitszeiten auf
Wien (bmask) - Am 18. Oktober fand im Sozialministerium die Abschlusskonferenz des EU-Projekts "Männer
und Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Wege zur gerechten Verteilung von Karenz-, Betreuungs- und Arbeitszeiten"
statt. Das Projekt beschäftigte sich intensiv mit den Herausforderungen, mit denen sich heute auch Männer
konfrontiert sehen, denn: Immer mehr Männer möchten sich stärker an Kindererziehung und Betreuungsarbeit
beteiligen. Trotzdem zeigt die gesellschaftliche Realität ein anderes Bild. Das Forschungsprojekt lieferte
nun Grundlagen und praktische Strategien für mehr Väterbeteiligung auf betrieblicher Ebene. Dieses EU-Projekt
wurde durch Mittel des Programms der Europäischen Union für "Rechte, Gleichstellung und Unionsbürgerschaft"
(2014 - 2020) unterstützt.
Die wichtigsten Ergebnisse des Projekts zeigen, dass vor allem Angst vor negativen beruflichen Konsequenzen Männer
davon abhält, in Karenz zu gehen. Positiv wirkt sich aus, wenn ein Mann im Unternehmen bereits in Karenz war
und das akzeptiert wurde und wenn Führungskräfte selbst in Karenz waren bzw. eine offene Haltung einnehmen.
In diesen Fällen wird kurze Väterkarenz (2-3 Monate) unterstützt, längere Karenzen sind selten.
Der Wunsch von Vätern sich stärker in die Kinderbetreuung einzubringen manifestiert sich vor allem nach
der Geburt: Der Papamonat wird selbst in Familien, die eine traditionelle Rollenverteilung anstreben, gelebt. Hauptsächlich
wird aber für diese wertvolle erste gemeinsame Zeit, Urlaub in Anspruch genommen. Der sogenannte "Familienzeitbonus"
- ein Papamonat ohne Rechtsanspruch - wird laut Daten des Familienministeriums wenig genutzt (200-300 Fälle
in den letzten Monaten). Ein Rechtsanspruch würde dem Wunsch der Väter, die Zeit nach der Geburt intensiv
mit der Familie verbringen zu können, unterstützen.
Die Arbeitszeit wird partnerschaftlich verhandelt - meist mit traditionellem Muster. Frauen reduzieren ihre Arbeitszeit
stark und lange, Männer wenn überhaupt nur wenig und für kurze Zeit. Die negativen Folgen für
die Pension der Frauen werden ausgeblendet.
In den Betrieben steht bei Vätern die Flexibiliät der Arbeitszeit und damit die Frage, wie Vollzeiterwerbstätigkeit
mit familiären Pflichten vereinbart werden kann, im Vordergrund. Einige Unternehmen (für die Erhebung
wurden u.a. ÖBB, Cisco und Mondelez gewonnen) haben sich damit auseinandergesetzt und Strategien für
Vereinbarkeit entwickelt. So berücksichtigen männerdominierte Branchen - sogar bei Schichtbetrieb - mittlerweile
Vereinbarkeitswünsche stärker. Arbeitszeitwünsche werden vorab geklärt, dadurch wird mehr Klarheit
geschaffen.
Langsam findet auch in männerdominierten Branchen/Betrieben das Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Familie
für Männer Eingang, aber nur zögerlich. Es gibt aber positive Beispiele, wie es funktionieren kann.
Jetzt in der Hochkonjunktur - wo viele Betriebe besonders interessiert sind, gute MitarbeiterInnen zu finden und
zu halten - ist eine gute Zeit, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Männer in Unternehmen aktiv
anzugehen und zwar von allen Seiten: Väter haben eine stärkere Verhandlungsposition, Unternehmen wollen
als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen werden und Betriebsräte können ein wichtiges Anliegen der Mitarbeiter
bei der Umsetzung unterstützen.
Das Projekt "Männer und Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Wege zur gerechten Verteilung von Karenz-,
Betreuungs- und Arbeitszeiten" wurde federführend vom Sozialministerium in Kooperation mit dem Bundesministerium
für Bildung und Frauen, L&R Sozialforschung sowie der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt - FORBA
sowie mit Unterstützung durch Mittel des Programms der Europäischen Union für "Rechte, Gleichstellung
und Unionsbürgerschaft" (2014 - 2020) vom 10.12.15 bis 09.12.17 umgesetzt.
Projektpartner waren die Arbeiterkammer, der ÖGB und die Industriellenvereinigung.
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