Konferenz des EUROCITIES Economic Development Forum zum Thema Städte und Investitionen
für Europa von 16.-18. Oktober
Wien (rk) - Als Vorsitzende des Economic Development Forum (EDF) des europäischen Städteverbunds
EUROCITIES war Wien in den letzten Tagen Gastgeberin der zweimal jährlich stattfindenden EDF-Konferenz. In
den Diskussionen der ca. 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 40 Großstädten in 18 europäischen
Ländern, darunter London, Berlin, Madrid, Amsterdam, Barcelona, Nantes, Prag, Riga, Vilnius, Brüssel
und Wien wurde klar: Seit 2008 sind die Investitionen in Europa zurückgegangen, obwohl Europa und Europas
Städte mehr langfristige Investitionen der öffentlichen Hand benötigt hätten, um die Krise
effektiv zu bekämpfen. Für wachsende Metropolen wie Wien sind öffentliche Investitionen unerlässlich,
um die hohe Lebensqualität für alle Bewohnerinnen und Bewohner zu erhalten und weiter auszubauen.
Wehsely: „Nicht in unsere Kinder zu investieren wäre fahrlässig – auch aus wirtschaftlicher Sicht“
Die Vorsitzende des EDF, Gemeinderätin Tanja Wehsely: „Die derzeitigen EU-Budgetregeln sind unvernünftig
und nicht flexibel genug. In einer privatwirtschaftlichen Bilanz macht es einen Unterschied, ob ich einen Kredit
aufnehme und damit meine Fabrik erweitere, oder mit dem geborgten Geld große Firmenfeiern veranstalte. In
staatlichen Budgets dagegen ist es derzeit irrelevant, ob man mit dem geborgten Geld eine U-Bahn-Linie baut, die
einen bleibenden Wert besitzt, oder ‚Freibier für alle’ finanziert. Für Brüssel sind diese Schulden
gleichwertig – und in jedem Fall unerwünscht.“
Die Gastgeberin betonte, dass es für die öffentliche Hand möglich sein müsse, für vernünftige
Investitionen Schulden aufzunehmen. „Zusätzliche Schulen und Kindergärten, um ein Beispiel zu nennen,
brauchen wir in einer wachsenden Stadt wie Wien schon jetzt. In diese Menschen mithilfe von Staatsanleihen zu investieren,
ist wirtschaftlich vernünftig: Die Kinder, die heute dort ausgebildet werden, treten in einigen Jahren ins
Erwerbsleben und bezahlen dann Steuern, wodurch die Schulden getilgt werden können“, so Wehsely.
Der Wiener Vorsitz und die Veranstaltung selbst werden auf Verwaltungsebene vom Leiter der MA 23 – Wirtschaft,
Arbeit und Statistik, Klemens Himpele, und seinem Team in Zusammenarbeit mit EUROCITIES koordiniert. Im Rahmen
der abschließenden Führung durch das Technologiezentrum Seestadt machte Himpele auf die Potentiale aufmerksam,
die Innovationen wie Industrie 4.0 für Städte bieten: „In dicht besiedelten urbanen Gebieten ist klassische
Industrieproduktion mit ‚rauchenden Schloten’ nicht immer attraktiv. Das Konzept der Industrie 4.0 mit den ‚rauchenden
Köpfen’ bietet die Chance, Fabriken und Produktion in den Städten zu halten, inklusive der entsprechenden
Arbeitsplätze und Wertschöpfungseffekte.“
António Barroso, Vertreter der portugiesischen Stadt Braga: „Das EDF ist ein wichtiger Ort, um Erfahrungen
auszutauschen. Das hilft der wirtschaftlichen Entwicklung Europas – und damit unseren BürgerInnen. Wir freuen
uns darauf, unsere EDF-PartnerInnen im März 2018 in Braga begrüßen und unsere Perspektive einbringen
zu können.“
Bei den Panels bzw. als Keynote-Speaker waren nationale und internationale Wirtschaftsexpertinnen und -experten
vertreten, u.a. Martin Risak (Professor für Arbeitsrecht, Universität Wien), Helene Schuberth (Abteilungsleiterin
in der OeNB, wirtschaftliche Entwicklungen im Ausland), Debora Revoltella (Direktorin der Volkswirtschaftlichen
Abteilung der Europäischen Investitionsbank), Giorgio Chiarion Casoni (Head of Unit in der Europäischen
Kommission, Klimawandel, Infrastruktur und EURATOM) sowie Femke Haccou (Urban Innovation Officer, Stadt Amsterdam).
Wien hat Vorsitz im EUROCITIES EDF bis 2018 inne
Im Herbst 2016 hat Wien den Vorsitz im Economic Development Forum von EUROCITIES für zwei Jahre übernommen,
stellvertretende Vorsitzende ist während dieser Periode die französische Stadt Nantes. Prioritäten
sind die Schaffung von Arbeitsplätzen, Innovation und Entrepreneurship sowie die Stärkung neuer wachsender
Wirtschaftssektoren. Zudem will sich Wien mit den Themen Sharing Economy, öffentliche Investitionen und Digitalisierung
einbringen. Das Wirtschaftsforum umfasst die drei Arbeitsgruppen „City branding and international economic relations“,
„Entrepreneurship and SMEs“ und „Innovation“.
130 Millionen Menschen leben in EUROCITIES-Städten
Die Bundeshauptstadt Wien ist bereits seit 1995 Mitglied des größten Netzwerks europäischer
Großstädte ab 250.000 Einwohnerinnen und Einwohner, welches derzeit mehr als 139 Mitglieds- und 40 Partnerstädte
zählt und ungefähr 130 Millionen Menschen repräsentiert. Für die städtischen Grundsatzthemen
Wirtschaft, Informations- und Kommunikationstechnologie, Kultur, Soziales, Umwelt und Verkehr hat EUROCITIES jeweils
ein Diskussionsforum eingerichtet.
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