Errichtung einer Gedenkstätte zur Erinnerung

 

erstellt am
18. 10. 17
13:00 MEZ

an die ehemalige Jüdische Gemeinde Mattersburg
Mattersburg (stat) - Am Sonntag, dem 5. November 2017, 11 Uhr, werden Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Landeshauptmann Hans Niessl die Gedenkstätte auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge, im Zentrum von Mattersburg, eröffnen.

Isaac Ehrenfeld, Oberrabbiner der orthodoxen Gemeinde Kyriat Mattersdorf bei Jerusalem und Enkel des letzten Oberrabbiners von Mattersburg, wird mit seiner Frau aus Israel anreisen. Weitere Redner*innen werden Talya Lador-Fresher, Botschafterin des Staates Israel, Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Bgm.in Ingrid Salamon und Dr. Gert Tschögl, Historiker der burgenländischen Forschungsgesellschaft, sein.
Als musikalische Untermalung werden Aliosha Biz, Geige, und Sasha Danilov, Klarinette, spielen. Der Oberkantor des Wiener Stadttempels Shmuel Barzilai wird das Totengebet "El Maleh Rachamim" singen.

Geschichte
Mattersburg, früher Mattersdorf, gehörte mit Deutschkreutz-Zelem, Eisenstadt, Kobersdorf, Lackenbach, Frauenkirchen und Kittsee zu den "Sieben Jüdischen Gemeinden" des Burgenlandes, hebräisch "Sheva Kehiloth". Diese Gemeinden erlebten im 17. Jahrhundert einen regen Zuzug, als Paul I. Fürst Esterházy Juden, die vertrieben worden waren, das Niederlassungsrecht in Westungarn gewährte. Sie zählten zusammen bis zu 3000 Personen, die vorwiegend religiös lebten. Die Talmud-Schulen waren über die Grenzen hinweg bekannt, hier lehrten weltberühmte Rabbiner. Mit der Zahlung von hohen Schutzgeldern konnten Juden ihre Existenz und das Recht auf Ausübung ihrer Religion erkaufen.

Weitere drei Jüdische Gemeinden im heutigen Südburgenland, Rechnitz, Stadtschlaining und Güssing, befanden sich im Herrschaftsgebiet der Bátthyanis. Die Jüdische Gemeinde Mattersdorf bestand über vier Jahrhunderte, bereits 1527 wurden Juden erstmals erwähnt. Sie war eine der größten Gemeinden und berühmt für ihre Talmudschule. 1851 lebten hier etwa 1500 Juden, ein Drittel der Gesamtbevölkerung.

Der 13. März 1938, der sogenannte "Anschluss", bedeutete das Ende der Jüdischen Gemeinde. Innerhalb weniger Monate wurde die Jüdische Bevölkerung, rund 500 Menschen, gewaltsam vertrieben, enteignet und ausgebürgert. Etwa 100 von ihnen wurden in Konzentrationslagern ermordet. 1940 wurde der größte Teil des Jüdischen Viertels - mit ihm die Synagoge - gesprengt.

Heute, mehr als 70 Jahre nach Kriegsende, ist man in den meisten Orten, wo ehemals Jüdische Gemeinden existierten, zu einer neuen Gedenkkultur bereit.

In Mattersburg arbeiten im Verein "wir erinnern-Begegnung mit dem Jüdischen Mattersburg" Anna Benedek, Johann Gallis, Dir.in Sonja Sieber, Hans Koller, StR.in Rafaela Strauss und KR Michael Feyer an unterschiedlichen Projekten, um den Menschen die Geschichte der Jüdischen Gemeinde näher zu bringen. Mag.a Tometich ist 2016 leider verstorben.

Die Gedenkstätte
Michael Feyer, der die Gedenkstätte entworfen hat: "Bei der Gestaltung war mir wichtig, Bezug auf Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft zu nehmen, was ich in Form von drei Stelen zum Ausdruck bringe:

  • Gegenwart: Erinnerung aufrechterhalten
  • Vergangenheit: Geschichte der Jüdischen Gemeinde
  • Zukunft: das Böse kann triumphieren, wenn die Mehrheit schweigt

Ein symbolisierter Torbogen, der eng und niedrig ist, soll beim Durchschreiten das Gefühl von Beklemmung, des Verlassens des Heims und die beginnende Shoah vermitteln. Das ausgewählte Material, gerosteter Stahl, deutet das Vergängliche an. Integraler Bestandteil sind vier Sitzbänke, die zum Innehalten und Verweilen einladen."

Sämtliche Arbeiten, wie Entwurf, Konzeption, Beschaffung von Fördermitteln, Projektleitung und PR werden von ihm ehrenamtlich durchgeführt. Finanziert wird die Errichtung der Gedenkstätte von der Stadtgemeinde Mattersburg, mit mehr als der Hälfte der Baukosten, Land Burgenland, Nationalfonds und Zukunftsfonds.

Bgm. Ingrid Salamon: "Die Errichtung dieser Gedenkstätte ist ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Stadt. Sie soll ein Zeichen der Versöhnung sein, ein Platz zum Erinnern."

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.mattersburg.gv.at

 

 

 

 

 

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