Brüssel/Wien (ait) - Im neuen großen Europäischen Forschungsprojekt VICTORIA zeichnet das AIT
als Konsortialpartner für die Entwicklung fortschrittlicher Analyse-Module verantwortlich und bringt dessen
gebündelte Expertise im Bereich Video- und Audio-Analyse sowie dem Einsatz von Modellen künstlicher Intelligenz
ein.
Die Sammlung und Auswertung von Videomaterial über verübte Terroranschläge und schwere Verbrechen
stellen heute eine kritische Komponente im Kontext einer erfolgreichen, unmittelbaren Strafverfolgung dar. Heute
befindet sich besonders im großstädtischen Bereich bereits eine große Anzahl von Überwachungskameras
im Einsatz. Diese können im Verbund mit z.B. tragbaren Kameras von Polizeieinsatzkräften (Wearables)
und von Videoaufnahmen, die von zufällig am Tatschauplatz Anwesenden mit Handy-Kameras gemacht wurden, eine
Fülle an verwertbaren Video- und Audioinformationen für die Untersuchung des Tathergangs und die nachfolgende
Fahndung liefern.
Die Strafverfolgungsbehörden müssen diese Bilderflut bei ihren Erstuntersuchungen jedoch meistens sehr
ressourcenintensiv manuell auswerten, sodass eine zeitnahe Extraktion der wesentlichen Bildinformationen nicht
möglich ist. Um den internationalen Polizeibehörden die Untersuchungen nach Anschlägen zu erleichtern,
wurde am 1. Mai 2017 im Rahmen des europäischen Forschungs- und Innovationsprogramms H2020 das Forschungsprojekt
„VICTORIA“ (Video Analysis for Investigation of Criminal and Terrorist Activities) gelauncht, bei dem unter Koordination
von IDEMIA (vormals OT-Morpho) aus Frankreich sechs renommierte europäische Forschungsinstitutionen, ein KMU,
zwei Industrieunternehmen und vier eingebundene Strafverfolgungsbehörden (Frankreich, UK, Spanien und Rumänien)
ihre Expertise und das praktische Know How über Anforderungen für die Entwicklung eines effizienten Offline-Analysetools
einbringen.
„Im Projekt Victoria vereinen wir unsere besonderen Video-Technologiekenntnisse mit Big Data Science und Machine
Learning, um eine intelligente Lösung zu entwickeln. Mit dieser speziellen forensischen Plattform können
sehr große und unstrukturierte Rohdatenströme, wie beispielsweise aus Videos, Bildern, Tonaufnahmen
oder Dokumenten, intelligent gefiltert, sortiert und automatisch vorannotiert werden, damit untersuchende Beamte
sehr effizient eine digitale Ermittlungsakte erstellen können", so Martin Boyer, Projektleiter und Experte
für Softwarearchitektur im Bereich Videoanalyse am AIT Center for Digital Safety & Security.
AIT liefert Schlüsseltechnologien
Das AIT Center for Digital Safety & Security liefert Kernkompetenzen und Schlüsseltechnologien im
Bereich der Video-und Audio-Analyse sowie von Verfahren und Modellen künstlicher Intelligenz. Diese Schlüsseltechnologien
sollen die Komplexität und den enorm großen Aufwand von Bildanalysen nach Terroranschlägen um den
Faktor 100 reduzieren und auf diese Weise die Mitarbeit der breiten Bevölkerung für Behörden ermöglichen
bzw. sinnvoll gestalten. Die besondere Innovation der am AIT entwickelten Technologie besteht in der Kombination
von Audio- und Videoanalyse sowie der Suchmöglichkeit nach Ereignissen aus sehr großen, unsortierten
Datenmengen. Dabei erfolgt die Suche nach Ähnlichkeiten in den Bild- und Audiodaten.
“Das AIT hat sich im Bereich der Video- und Audioanalyse in sehr großen Datenmengen international erfolgreich
an führender Stelle positioniert. In der Europäischen Initiative Victoria wird AIT eine zukunftsweisende
Schlüsseltechnologie entwickeln, um die zunehmende Komplexität im Umgang mit sehr großen Datenmengen
zu reduzieren und durch einfache, neue Werkzeugen in den Griff zu bekommen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag
im Kampf gegen den Terrorismus“, streicht Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security am AIT,
auch die industriepolitische Bedeutung der AIT-Entwicklungsarbeit innerhalb eines Projekt für die europäische
Sicherheitswirtschaft heraus.
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