Brüssel/Wien (städtebund) - Die Bildungsangebote verändern sich stark und damit auch die Erfordernisse
an die Bildungsbauten. So wurde etwa in Österreich das Angebot an Kindergartenplätzen stark ausgeweitet
und auch die an schulischer Nachmittagsbetreuung – das steigende und differenzierte Angebot erfordert auch neue
Lösungen in Planung und Bau von Bildungsbauten.
In den kommenden Jahren werden in Europa voraussichtlich mehr als hundert Milliarden Euro für Schul- und Bildungsbauten
ausgegeben. Allein in den deutschsprachigen Ländern rechnet man derzeit mit Investitionen von mehr als 67
Milliarden Euro bis 2030.
Obwohl immer mehr Fachleute wahrnehmen, welche bedeutende Rolle der Raum in der Pädagogik einnimmt, wird dieses
Thema im Architekturstudium immer noch viel zu wenig und viel zu unstrukturierter bearbeitet. Auch in den Fortbildungsangeboten
der Architektenkammern und/oder des öffentlichen Dienstes ist Bildungsbau bis heute ein unterrepräsentiertes
Thema.
Zukunftsfähige Bildungsbauten des 21. Jahrhundert brauchen reale und digitale Lernräume, die auf robuste
und einfache Weise flexibel sind und in denen die Pädagogik die Architektur mitgestaltet. Für eine solche
Zusammenarbeit fehlt den verantwortlichen Bauträgern bisher das Know-how. Darüber hinaus gibt es aktuell
europaweit in den Fachrichtungen Architektur, Pädagogik und Verwaltungswissenschaften keine nachhaltige, universitäre
transdisziplinäre oder anwendungsorientierte Schulbauweiterbildung.
Das Erasmus+ Projekt PULS+ Programm
Das Erasmus+ Projekt PULS+ ist als multiprofessionelles Pilot-Projekt im gesamten deutschsprachigen Raumkonzipiert.
Es bietet ein Aus- und Weiterbildungsprogramm, das sich an pädagogischer und architektonischer Praxis orientiert.
An den Universitäten treffen dabei Fachleute der Architektur, des kommunalen Gebäudemanagements und der
Schulentwicklung als professionelle Lerngemeinschaft aufeinander. Auch auf Masterstudierende der Studiengänge
Architektur und Pädagogik nehmen daran teil. So verbinden sich höhere Bildung, Forschung, Wirtschaft
und Verwaltung zu einem Wissens- und Erfahrungsfeld.
„Die ‚gute Praxis‘ der Bildungsformate in diesem Projekt beginnt und endet mit je einer Akademie, die der Reflexion,
der Lernarchitektur und den persönlichen Lernzielen gewidmet sind“, so die Organisationsentwicklerin und Psychotherapeutin
Rosa Strasser aus Wien. Der Kurs selbst besteht AUS den drei Modulen Lernen, Raum und Entwickeln sowie praxisbezogenen
Reallabor-Workshops, Hospitationen und Exkursionen. Diese sind miteinander sowohl in den verschiedenen Partnerländern
als auch international verzahnt. Der Universitätskurs qualifiziert zur Moderation, Begleitung und Beratung
von schulischer Profil- und Lernraum-Entwicklung mit abschließenden Zertifikaten.
Rund um den Kurs sind eine Reihe von Aktivitäten und „Outputs“ geplant, die alle die nachhaltige Verankerung
von Wissen und Erfahrung zum Schulumbau zum Ziel haben. Die Durchführung gemeinsamer Konferenzen, Symposien
und öffentlicher Tagungen sowie zwei Publikationen, die das Thema aus der Perspektive der Pädagogik und
der Architektur durchleuchten, sind in Vorbereitung. Eine als Open Educational Ressource (OER) aufgebaute Internet-Plattform
wird als digitaler Lernraum und Wissensspeicher verfügbar gehalten. Auch ein damit verknüpfter Schulbau-Atlas
in Form einer interaktiven Datenbank wird aufgebautund Best-Practice-Beispiele als Ganzes und in besonderen Aspekten
– wie z.B. Ganztag – darstellen und vergleichbar machen.
Das Projekt PULS+ dient der Kooperation von Universitäten, Hochschulen, Akademien, regionalen Schulverwaltungen
und Schulen. Insgesamt soll die Entwicklung bzw. Verzahnung von Theorie und Praxis, von Architektur und Pädagogik
als auch von Verwaltung, Wirtschaft und Schulen erreicht werden. Daher sind einerseits Studierende und Lehrende
in Hochschulen sowie andererseits Fachleute aus Behörden, Universitäten, Architekturbüros und Schulen
angesprochen bzw. eine als Open Educational Ressource (OER) aufgebaute Internet-Plattform wird als digitaler Lernraum
verfügbar gehalten und so eine zentrale Rolle als Wissensspeicher, in der Kommunikation der Themen und in
der Verbindung von Akteuren und Themen spielen.
Auch der geplante, damit verknüpfte Schulbau-Atlas wird in Form einer interaktiven Datenbank in einer Testversion
aufgebaut. „Diese Datenbank wird Best-Practice-Beispiele als Ganzes und in besonderen Aspekten – wie z.B. Ganztag
– darstellen und vergleichbar machen“, so Architektin Ursula Spannberger, die dieses Projekt verantwortet.
In diesem Projekt ist der Österreichische Städtebund Kooperationspartner, da die Kommunen mit ihren Bildungseinrichtungen
von diesem Tool ganz direkt profitieren können:
"Der österreichische Städtebund begrüßt die innovative Arbeit der PULS-Gruppe und insbesondere
das Arbeitspaket zum Aufbau einer Internetplattform als Schulbauatlas. Seitens des Städtebundes besteht Interesse
nach erfolgreicher Pilotierung des interaktiven Schulbauatlasses durch das Erasmus PLUS Programm, diesen weiter
zu betreiben und durch Befüllung mit zusätzlichen Schulbeispielen aktuell und lebendig zu halten",
so Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes.
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