In Kooperation mit dem Klima- und Energiefonds gestaltet das Naturhistorische Museum Wien mit
einer neuen Vitrine, speziellem Vermittlungsprogramm und unterschiedlichen Objekten einen thematischen Schwerpunkt
zum Thema „Klima und Energie“.
Wien (nhm) - „Die Klimaänderungen beeinflussen die Entwicklung des Lebens, doch auch das Leben verändert
das Klima – in letzter Zeit der Mensch in einer in der Natur bisher nicht gekannten Art und Geschwindigkeit“, so
NHM Wien-Generaldirektor Univ. Prof. Dr. Christian Köberl zur Zusammenarbeit mit dem Klima- und Energiefonds
als neuer Bildungspartner des NHM Wien. Und weiter: „Im Naturhistorischen Museum Wien geben Tausende Objekte davon
Zeugnis.“
Beginnend mit den einfachsten algenartigen Lebensformen, die für die Bildung des Sauerstoffs in der Atmosphäre
verantwortlich waren, führt die geologisch-paläontologische Ausstellung durch mehr als 4 Milliarden Jahre
Klima- und Lebensgeschichte. Gletschersedimente zeugen von mehreren großen Eiszeiten; fossile Korallenriffe
aus dem Silur (443-419 Millionen Jahre) sind Hinweis auf flache, warme Meere in dieser Zeit und zeigen erstmals
tropische Ökosysteme, die den heutigen ähneln. Die Salzlagerstätten von Hallstatt sind Zeugnis einer
der trockensten Phasen der Erdgeschichte, die vor etwa 250 Millionen Jahren mit der Bildung des Großkontinents
Pangäa einsetze. Wüsten prägten damals das Bild des heutigen Europa. Als der Großkontinent
wieder aufbrach, wurde das Klima feuchter: die bedeutenden Kohlevorkommen von Lunz am See entstanden damals aus
Monsunwäldern.
Auch die Riesen des Erdmittelalters, die Dinosaurier, sind Zeugen des damaligen Klimas. Eine Klimakatastrophe bewirkte
ihr Aussterben: durch einen riesigen Meteoriteneinschlag verteilten sich innerhalb weniger Tage Ruß- und
Staubwolken in der gesamten Atmosphäre und absorbierten über mehrere Monate das Sonnenlicht. Der globale
Temperatursturz löste ein Massenaussterben aus, das auch die Ära der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren
beendete. Darauf folgte u.a. eine warme Phase mit Korallenriffen bis Paris; im Wiener Becken erstreckte sich vor
15 Millionen Jahren ein warmes Meer, dessen Ökologie man über fossile Muscheln, Schnecken, Seeigel und
Riesenhaizähne rekonstruieren kann. Mammut, Riesenhirsch und Säbelzahnkatze sind Zeugen der letzten Eiszeitzyklen,
die vor 2,8 Millionen Jahren einsetzten. Hier beginnt auch die Geschichte der Menschheit, die sehr stark durch
Klimaschwankungen beeinflusst ist. Doch auch der Mensch selbst begann immer stärker seine Umwelt zu verändern
und damit auch das Klima zu beeinflussen.
Einige Forschungsprojekte der geologisch-paläontologischen Abteilung beschäftigen sich mit den Klimaschwankungen
der Erdgeschichte und ihren Auswirkungen auf die Evolution des Lebens.
Der Mensch als Klimafaktor
Seit etwa 250 Jahren greift der Mensch sehr stark in das Klimasystem ein. Der hohe Energiebedarf in Industrie,
Verkehr und Privathaushalten wird vor allem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe gedeckt. Kohle, Erdöl
und Erdgas entstanden langsam über Zeiträume von vielen Millionen Jahren. Beim Verbrennen wird das gespeicherte
Kohlendioxid jedoch innerhalb weniger Stunden frei. Der erhöhte Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre
führt zu globaler Erwärmung. Diese verändert das Leben auf der Erde und damit auch unser Leben.
Bis 2100 wird ein Temperaturanstieg um 0,9 bis 5,4 Grad erwartet. Um diesen Trend zu stoppen, ist es notwendig,
die Freisetzung von Kohlendioxid zu reduzieren. Derzeit stammen noch etwa 2/3 des österreichischen Bruttoinlandsenergieverbrauchs
von fossilen Energieträgern. Der Klima- und Energiefonds fördert Maßnahmen und Projekte, die diesen
Anteil nachhaltig reduzieren. Erneuerbare Energiequellen wie Wasserkraft, Solar- und Windenergie, sowie Geothermie
und Biomasse werden in Forschungsprojekten untersucht und innovative Technologien in den Markt gebracht. Sie sollen
Erdöl, Erdgas und Kohle als Energieträger ablösen. Ein weiterer Förder-Schwerpunkt des Klima-und
Energiefonds sind Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz.
Die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird. Die Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds
Theresia Vogel und Ingmar Höbarth: „Dem NHM Wien gelingt es in dieser Partnerschaft hervorragend, die Gründe
für den Klimawandel und die Dringlichkeit für rasches Handeln für viele Altersklassen anschaulich
darzustellen. Und es gelingt auch zu zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, Energie nachhaltig zu produzieren.
Wir sind überzeugt, dass die Ausstellung und die Führungen beim Publikum – ob Groß oder Klein –
sehr gut ankommen.“
Im NHM Wien ist ein Schausaal dem Planeten Erde und den Wechselwirkungen zwischen Litho-, Hydro-, Bio- und Atmosphäre
gewidmet, dort spielt das Thema „Klimawandel“ eine wichtige Rolle. Überraschende Zusammenhänge zwischen
geologischen Kräften, dem Klima und dem Leben selbst prägen seit mehr als 4 Milliarden Jahren unseren
Planeten, viele Schauobjekte und einige interaktive Stationen zeigen dies.
Die botanischen und zoologischen Sammlungen sind eine der weltweit größten und kostbarsten Archive der
Artenvielfalt, in vielen Forschungsprojekte dieser Abteilungen geht es um Biodiversität und damit oft auch
um die Folgen des durch den Menschen verursachten Klimawandels.
Kooperation mit dem Klima- und Energiefonds
Der Klima- und Energiefonds ist Bildungspartner des NHM Wien, in diesem Rahmen wurden neue Programme entwickelt
und eine Vitrine neu gestaltet. Außerdem wurden für alle Schulstufen Programme zum Thema „Klimawandel
und Energiewende“ ausgearbeitet, die ab November 2017 starten.
Neue Vitrine im Saal 21
In einer neu gestalteten Vitrine im Saal 21 wird der Klimawandel und erneuerbare Energie thematisiert.
Neben Objekten aus der paläontologischen Sammlung wurden auch drei Objekte der zoologischen Sammlungen symbolisch
als Klimazeugen gewählt.
Klimazeuge Schneehase
Der Klimawandel bringt den Schneehasen (Lepus timidus) im Alpenraum in Bedrängnis: er wird vom wärmeliebenden
Feldhasen verdrängt, der immer höher liegende Gebiete besiedelt.
Klimazeugin Eichenschrecke
Die Südliche Eichenschrecke (Meconema meridionale) ist in Südeuropa heimisch. Seit etwa 50 Jahren breitet
sie sich nach Norden aus und kommt heute bis in die Niederlande und nach Südengland vor.
Klimazeuge Bienenfresser
Der Bienenfresser (Merops apiaster) ist ein Zugvogel, der in Afrika südlich der Sahara überwintert. Durch
den Klimawandel kommt er wie viele andere Zugvögel im Frühjahr zeitiger in seinem europäischen Brutgebiet
an. Sein Verbreitungsgebiet weitet sich stetig nach Norden aus.
Programme für Schulen
Ab November bietet das NHM Wien neu entwickelte Aktionsführungen für die 3. bis 8. Schulstufe und
einen Workshop zum Thema „Klimawandel und Energie“ an.
NHM Wien Thema
Sonntag, 12. November, 15.30 Uhr 4,6 Milliarden Jahre Klimawandel
Ein Streifzug durch die erdwissenschaftliche Schausammlung mit Mathias Harzhauser, dem Direktor der geologisch-paläontologischen
Abteilung
Dramatische Klimaänderungen prägten die Erde seit ihrer Entstehung. Kosmische Faktoren waren und sind
dabei ebenso bedeutend wie „hausgemachte“ Mechanismen wie Gebirgsbildung und Plattentektonik. Zusätzlich beeinflusste
das Leben selbst das Klima unseres Planeten. Die verschiedenen Prozesse weisen sehr unterschiedliche Laufzeiten
auf und erzeugen so ein äußerst komplexes Zusammenspiel. Erst im Licht dieser natürlichen Phänomene
kann der anthropogene Klimawandel beurteilt werden.
NHM Kids & Co, ab 6 Jahren
Dem Klima auf der Spur
Warm, kalt, sonnig und stürmisch – wie das Wetter heute ist, spüren wir. Doch wie war es vor 1000
Jahren oder zur Zeit der Saurier und wie wird es in 100 Jahren sein? Gemeinsam suchen wir in Gesteinen nach Spuren
von Temperatur, Wind und Niederschlag. Wir bauen ein großes Erde-Puzzle und schauen, was passiert, wenn Menschen
mit dem Flugzeug fliegen, Kühe furzen oder Windräder Strom erzeugen.
Empfohlen ab acht Jahren
Samstag, 4. und Sonntag, 5. November, 14.00 Uhr
Samstag, 11. November und Sonntag, 12. November, 14.00 Uhr
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