Steirische Erntebilanz 2017: Klimawandel
 schädigt landwirtschaftliche Kulturen

 

erstellt am
24. 10. 17
13:00 MEZ

Titschenbacher: Wasser ist die Zukunftsfrage für die Agrarwirtschaft
Graz (lk-stmk) - "Der Klimawandel zeigte der Landwirtschaft in der Steiermark auch 2017 wieder seine grimmigen Gesichter. Die massiven Spätfröste Ende April haben im Obstbau erneut sehr große Ernteausfälle verursacht. Und die Trockenheit sowie die fünf Hitzewellen haben auch das Grünland an exponierten Lagen nachhaltig geschädigt, auf den sandig-schottrigen Böden im Murtal von Graz bis Radkersburg hat Mais sehr gelitten. Die Südostrecke der Steiermark kristallisiert sich immer mehr zum Trockenheitshotspot der Steiermark heraus", unterstreicht Franz Titschenbacher, Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark, anlässlich der Erntebilanz 2017. "Es geht um die Zukunft der Landwirtschaft, insbesondere der heimischen Obst-, Wein-, Gemüse- und Gartenbaubetriebe. Ein rascher sowie unbürokratischer Zugang zum Wasser für die Frostberegnung und zur Trockenheitsbewässerung hat höchste Priorität. Und für die Bevölkerung geht es darum, dass sie trotz Hitze, Dürre und Frost verlässlich mit heimischen Lebensmitteln versorgt wird."

Bereits zweimal in Serie haben die Spätfröste die steirischen Obstbauern in voller Härte getroffen. Die Apfelbauern werden nach dem Katastrophenjahr 2016 auch heuer nur eine gute halbe Ernte eines Normaljahres haben, was sie nach den schwierigen Jahren zuvor, vor große wirtschaftliche Herausforderungen stellt. Sehr starke frostbedingte Einbußen gab es auch bei Kirschen, Zwetschken, Erdbeeren, Marillen und Pfirsichen, auch die Holunderfrühsorten haben gelitten. Gut ist die Stimmung hingegen bei den Weinbauern, die nach der frostbedingten Miniernte des Vorjahres heuer die zweitgrößte Weinernte der Steiermark einfahren werden - allerdings startete die Lese wegen der klimawandelbedingten Hitze bereits drei Wochen früher. Zu den Lichtblicken bei der Ernte gehören auch der steirische Ölkürbis sowie die Käferbohnen. Für die Gemüsebauern wiederum waren Frost und Hitzewellen eine große Herausforderung. Zum Hagel: Im Juni, Juli und August verursachten schwere Hagelunwetter einen Schaden von 17 Mio. Euro (2016: 20 Mio. Euro).

Umfrage der Landwirtschaftskammer: Verbesserte Wasserversorgung ist notwendig
"Der fehlende Zugang zum Wasser, die hohen Investitionskosten und die bürokratischen Hürden bei der Umsetzung von Bewässerungsprojekten zählen zu den größten Problemen der Obst-, Wein-, Gemüse-, Gartenbau- und Saatmaisbauern", zitiert Titschenbacher ein zentrales Ergebnis der Umfrage der Landwirtschaftskammer unter den Spezialkulturproduzenten (n=430). Mehr als 62% der befragten Betriebe geben an, in den nächsten Jahren Bewässerungsprojekte in Angriff nehmen zu müssen, um die Produktion zu sichern. Überlegt werden dabei in erster Linie Speicherbecken-Lösungen zur Frostberegnung und Bewässerung (70%). Konkret überlegen die Befragten rund 900 ha Obst (Gesamtfläche: 7.642 ha), 300 ha Gemüse (1.661 ha) und 600 ha Spezialkulturen wie Kürbis oder Saatmais bewässern zu wollen. Titschenbacher: "Um bei Frost oder Dürre die Ernte retten wie auch die Lieferverträge mit den Handelsketten und Abnehmern einhalten zu können, brauchen die heimischen Bauern, insbesondere die Obstbauern sowie Produzenten von Spezialkulturen wie beispielsweise von Gemüse, Käferbohnen, Kren oder Saatmais einen einfacheren, unkomplizierten und prioritären Zugang zum Wasser."

Brugner: Strategien gegen Klimawandel
"Mit den Erkenntnissen aus der Spätfrostbekämpfung der vergangenen zwei Jahre unterstützt auch der Beratungsdienst der LK Steiermark die Landwirte. Dazu gehören mittel- und langfristige Bekämpfungsstrategien wie die Bereitstellung von Wasser für die Frostberegnung und Bewässerung ebenso wie die Bewindung oder das Räuchern", unterstreicht Kammerdirektor Werner Brugner. Gemeinsam mit den zuständigen Dienststellen des Landes Steiermark, Forschungseinrichtungen wie Raumberg-Gumpenstein, dem Wegener Zentrum und dem Joanneum-Research arbeitet die Landwirtschaftskammer am vom Land Steiermark beauftragten "Masterplan Klimarisiko-Management Landwirtschaft" mit.

Klimafitter Ackerbau mit Hirse, Soja, Begrünungen
"Die zunehmende Klimaveränderung erfordert auch noch mehr Flexibilität im Ackerbau. Die Verschiebung der Niederschlagsverteilung und -menge sowie der Temperatursummen verlangt nach einer Neuorientierung im Kulturartenspektrum", unterstreicht Brugner. Mit dem vermehrten Anbau von trockenheitstoleranterer Hirse als Alternative zu Mais wird dieser Weg bereits eingeschlagen. Der verstärkte Anbau von gentechnikfreier Sojabohne verbessert die Eigenversorgung der steirischen Landwirtschaft mit GVO-freien Eiweißfuttermitteln und hilft die Fruchtfolgen aufzulockern. "Durch intensive Bemühungen in der Züchtungstätigkeit der Saatzucht Gleisdorf sowie anderer Firmen wird die Verdaulichkeit des Proteins der Sojabohne verbessert und dadurch diese Kultur zunehmend interessant", so Brugner.

Auch Begrünungen, die den Humusaufbau auf den steirischen Ackerböden forcieren und eine interessante Bienenweide sind, werden verstärkt angebaut. "Die Landwirtschaftskammer unterstützt die Bauernhöfe auch mit Erkenntnissen aus ihrer intensiven Versuchstätigkeit, um auf klimabedingte Fragen gesicherte Antworten geben zu können. Als weiteren wichtigen Beitrag für einen klimafitten Ackerbau erstellt die Landwirtschaftskammer eine Landkarte als Entscheidungshilfe, welche Kulturen ohne Bewässerung angebaut werden können. Erste Vorarbeiten dazu sind bereits erfolgt", schloss Brugner.

 

 

 

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