Venetoclax als erfolgsversprechender Arzneistoff
Wien (meduni wien) - Bisher war es nicht möglich, die seltene und höchst aggressive Blutkrebserkrankung
T-PLL-Leukämie ausreichend zu behandeln. Nun konnte ein Team aus ÄrztInnen und ForscherInnen der MedUni
Wien und des CeMM um den Hämato-Onkologen Philipp Staber mittels Medikamenten-Screenings an Blutproben von
PatientInnen mit hämatologischen Erkrankungen nachweisen, dass die Substanz Venetoclax in der Therapie der
T-PLL-Leukämie erfolgreich ist. Die Untersuchung wurde jetzt im hämatologischen Top Journal „Blood“ publiziert.
Die T-Prolymphozyten Leukämie (T-PLL) ist die bösartigste aller bekannten Leukämiearten. Allerdings
handelt es sich um eine recht seltene Form, die aus entarteten reifen T-Zellen entsteht. Jährlich treten in
Österreich etwa 40 Neuerkrankungen auf, zumeist sind PatientInnen über sechzig Jahren betroffen. Bisher
wird die T-PLL mittels Antikörper-Therapie behandelt, allerdings wenig erfolgreich. Da die Krankheit so selten
ist, lassen sich Studien kaum durchführen, die eine Verbesserung der Therapie-Maßnahmen bringen könnten.
Nun führte die ForscherInnen-Gruppe um den Hämato-Onkologen Philipp Staber von der Klinischen Abteilung
für Hämatologie und Hämatostaseologie der MedUni Wien und den Biochemiker Stefan Kubicek des Research
Center for Molecular Medicine CeMM ein „High Throughput Screening“ anhand von 86 Blut- und Gewebeproben von PatientInnen
durch. Dabei wurden die Proben mit rund 100 Wirkstoffen versetzt und nach 72 Stunden analysiert. Dieses relativ
neue Verfahren funktioniert mittels Robotersystemen und ist auch wegen der kurzen Verlaufsdauer höchst effizient.
Die WissenschafterInnen konnten feststellen, dass die T-PLL besonders gut auf den vor zehn Monaten zur Therapie
der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) zugelassenen Wirkstoff Venetoclax anspricht. Dieser lagert sich
an das Protein BCL-2 an, das in CLL-Krebszellen in großen Mengen vorhanden ist. Es handelt sich dabei um
einen Eiweißstoff, den die Krebszellen zum Überleben brauchen. Sie entwickeln eine Beständigkeit
gegenüber Krebsarzneimitteln. Ventoclax hemmt nun die Wirkungen des Proteins und bewirkt ein Absterben der
Krebszellen.
Das Protein BCL-2 ist auch für das Überleben der T-PLL-Zellen notwendig, weshalb Venetoclax auch bei
dieser Leukämieform die Krebszellen spezifisch eliminiert. Das bedeutet auch, dass bei einer Behandlung mit
diesem Arzenimittel, im Gegensatz zu einer Chemotherapie, nur wenige Nebenwirkungen für PatientInnenen auftreten.
Auch wurden bereits zwei T-PLL-Patienten erfolgreich mit Venetoclax behandelt, die auf andere Standard-Therapien
nicht angesprochen hatten.
Dieses positive Ergebnis soll im Rahmen einer internationalen klinischen Studie, die 2018 beginnen wird, wissenschaftlich
abgesichert werden.
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