Pöggstall/St. Pölten (noe-landesausstellung) - Ein besonderes Anliegen ist, die Niederösterreichische
Landesausstellung für alle Menschen mittels universellem Design erlebbar zu machen! Im Rahmen des gestrigen
Symposiums zum Thema Inklusives Design gaben Expertinnen u.a. Rotraut Krall, Kunsthistorisches Museum Wien, in
Vorträgen und Gesprächen, Einblicke in die Maßnahmen der Inklusion. Bei einer Besichtigung wurden
anhand von Beispielen vielseitige Herausforderungen bei der Umsetzung im Ausstellungskontext aufgezeigt.
In der Ausstellungsgestaltung wurde bereits von Anbeginn der Konzeptphase barrierefreies Design in sämtlichen
Bereichen eingeplant – sowohl auf physischer als auch auf inhaltlicher Ebene.
In enger Zusammenarbeit mit der Expertin für inklusives Design, Doris Prenn, und einer Fokusgruppe wurden
in der Landesausstellung Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen definiert, entsprechende Maßnahmen erarbeitet
und umgesetzt.
„Drei Aspekte waren mir bei diesem Projekt besonders wichtig: Erstens die inklusiven Module nicht FÜR sondern
MIT der Zielgruppe zu entwickeln. So konnten wir gemeinsam das jeweils optimale Resultat entwickeln. Zweitens für
jedes Objekt, jedes Thema, jeden Inhalt unter Berücksichtigung möglichst vieler Sinne nach individuellen
Umsetzungen zu suchen. So konnten Informationen auf einer breiten Erfahrungsbasis vermittelt werden. Und drittens
die inklusiven Elemente zur inhaltlichen Zugänglichkeit gleichwertig für alle Menschen zu gestalten.
So können alle BesucherInnen für die Notwendigkeit inklusiver Ausstellungen sensibilisiert werden“, unterstreicht
Doris Prenn Ihren Zugang.
Barrierefrei unterwegs im Schloss Pöggstall
Mobilitätseingeschränkte Personen können problemlos alle Räumlichkeiten des historischen
Gebäudes gut und einfach erreichen. Abgesehen von Rampen und Liften gibt es auch taktile Bodeninformationssysteme,
die als Orientierungshilfen dienen. Unterfahrbare Vitrinen, geeignete Griffhöhen und Griffweiten sorgen für
ein gleichwertiges Ausstellungserlebnis für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer. Bestimmte Hindernisse
aufgrund des denkmalgeschützten Gebäudes wurden mittels Installationen und deren visuellen und haptischen
Erfahrungen gelöst.
Die beiden Ausstellungsthemen können von jeder Zielgruppe in all ihren Facetten aufgenommen werden. Dafür
sorgen speziell entwickelte inhaltliche Zugänge. Gebärdensprachevideos fast aller Texte für gehörlose
Menschen sind via Monitor oder per QR-Code abrufbar, Leichter-Lesen-Texte in drei Verständnisebenen für
Menschen mit Lernbeeinträchtigung können über eine neu entwickelte App abgerufen werden und taktile
und akustische Stationen für blinde und sehbeeinträchtigte Personen erlauben allen Menschen einen gleichwertigen
inhaltlichen Informationszugang.
Der Einbeziehung des Inklusionsgedankens wird auch in der Kulturvermittlung große Beachtung gegeben und stellt
das Team vor spannende Aufgaben.
Kulturvermittlerin Raphaela Nistler schildert ihre Erfahrungen: „Einerseits ist es natürlich eine Herausforderung,
zu versuchen sich vorzustellen, wie man die Inhalte, die man sonst in der Ausstellung zu vermitteln versucht, auch
Menschen zugänglich machen kann, die in irgendeiner Weise eingeschränkt sind. Andererseits wird bei näherer
Betrachtung aber auch schnell klar, dass die Grenzen nicht so massiv sind, wie man vielleicht annehmen möchte.
Eine Ausstellung barrierefrei zu gestalten bedeutet daher für mich ein Eingehen auf individuelle Bedürfnisse,
die jeder von uns hat und ein Zeichen dafür, dass eine Einschränkung manchmal nicht mehr ist, als eine
andere Sichtweise, die auch eine Bereicherung sein kann.
Im Bewusstsein des kulturpolitischen Bildungsauftrages ist es der Niederösterreichischen Landesausstellung
ein großes Anliegen die Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu gewährleisten.
Noch bis 12. November ist Schloss Pöggstall im Südlichen Waldviertel Mittelpunkt der Niederösterreichischen
Landesausstellung 2017. Unter dem Titel „Alles was Recht ist“ blickt die diesjährige Landesausstellung auf
die Geschichte der Rechtsprechung von der Historie bis in die Gegenwart. Eine eigene Sonderausstellung widmet sich
im Rondell den sensationellen Erkenntnissen der Bauforschung und der Besitzgeschichte.
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