Entwicklung des Finanzvermögens privater Haushalte bis Juni 2017
Wien (oenb) - Das Investment in Vorsorgeprodukte ist in Österreich unterdurchschnittlich. Nur ein Fünftel
des gesamten Geldvermögens der privaten Haushalte von 638 Mrd EUR (Stand Juni 2017) entfällt auf Produkte
für die Altersvorsorge, während der Anteil im EU-Schnitt fast doppelt so hoch ist. In Österreich
ist dieses Anlagesegment in den letzten zwanzig Jahren nur schwach gewachsen. In den meisten übrigen EU-Mitgliedstaaten
investierten Haushalte im selben Zeitraum mehr in Vorsorgeprodukte. Kurzfristig verfügbare Einlagen sind derzeit
– wie auch in den vergangenen Jahren – die bei Weitem beliebteste Anlageform der österreichischen Haushalte,
obwohl damit kaum Erträge erzielt werden konnten.
„Sicherheit und Verfügbarkeit sind seit einigen Jahren unverrückbare Prämissen der heimischen Sparer,
wodurch sich auch das überdurchschnittliche Interesse an Einlagen im Vergleich zum EU-Schnitt erklärt“,
erläuterte Dr. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik, bei einer Pressekonferenz der Oesterreichischen
Nationalbank (OeNB). „Selbst reale Erträge bei oder unterhalb der Nulllinie werden hierfür in Kauf genommen.“
Einlagen warfen 2016 nominell 0,28 % ab, Lebensversicherungen und Pensionskassenansprüche erzielten infolge
der dort enthaltenen Wertpapiere im Vergleichszeitraum dagegen 4,36 % Rendite. Insgesamt erreichten Österreichs
Haushalte 2016 mit allen Veranlagungen einen nominellen Ertrag von 2,4 % (real 1,5 %).
Vorsorgeprodukte spielen in der Finanzveranlagung österreichischer Haushalte aber eine vergleichsweise untergeordnete
Rolle. Mit nur 21 % oder 134 Mrd EUR des gesamten Geldvermögens waren in Österreich betriebliche und
private Vorsorgeprodukte wie Lebensversicherungen (81 Mrd EUR), kapitalgedeckte Pensionsansprüche (43 Mrd
EUR) und Ansprüche aus betrieblichen Vorsorgekassen (10 Mrd EUR) im europäischen Vergleich äußerst
schwach ausgeprägt (Stand: Ende Juni 2017). In Deutschland lag dieser Anteil bei über 30 %, im EU-Durchschnitt
sogar bei 38 %. Seit 1996 ist das Volumen der Vorsorgeprodukte in Österreich auch kaum gestiegen. Eine Vielzahl
an EU-Mitgliedstaaten lässt hier eine deutlich dynamischere Entwicklung erkennen. Allerdings weisen staatliche
Pensionssysteme, deren Gestaltung das Vorsorgeverhalten der Haushalte beeinflusst, innerhalb Europas markante Unterschiede
auf.
Österreichs Haushalte haben in den zwölf Monaten bis Juni 2017 rund 15,6 Mrd EUR oder 7,6 % ihres verfügbaren
Einkommens nicht konsumiert. Diese Mittel wurden vor allem für den Aufbau des Geldvermögens (13,7 Mrd
EUR) verwendet. Mehr als 80 % dieser Zuwächse beim Geldvermögen entfielen netto auf Einlagen, wobei täglich
fällige Produkte zulasten jener mit Bindungsfrist an Bedeutung gewannen. Handelbare Wertpapiere spielten per
saldo mit Neuveranlagungen in Höhe von 320 Mio EUR keine Rolle, da der Zukauf von Investmentzertifikaten durch
Tilgungen von Bankanleihen annähernd kompensiert wurde. Im Segment der Lebensversicherung überwogen die
Auszahlungen gegenüber den Neuveranlagungen, sodass es zu Mittelabflüssen in Höhe von 1,3 Mrd EUR
kam. Kapitalgedeckte Pensionsansprüche sowie die Ansprüche an betriebliche Vorsorgekassen stiegen hingegen
im gleichen Zeitraum um 1,6 Mrd EUR (das sind 12 % der gesamten Geldvermögensbildung).
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