Wien (wifo) - Die österreichische Wirtschaft wird in den kommenden fünf Jahren um 2 Prozent pro Jahr
expandieren (2013/2017 +1,2 Prozent). Die gute internationale Konjunktur führt zu stärkeren Exporten,
und höhere Einkommen stützen den Konsum. Der Konjunkturaufschwung stützt auch den Arbeitsmarkt.
Die Arbeitslosenquote wird bis 2019 auf 8 Prozent zurückgehen und danach bis zum Ende des Prognosezeitraumes
wieder ansteigen. In Sachen Budgetdisziplin steht die Regierung auf dem Prüfstand: Aufgrund der konjunkturbedingt
günstigen Einnahmenentwicklung könnte bei einer unterstellten zurückhaltenden Ausgabendynamik im
Jahr 2019 der Staatshaushalt ausgeglichen bilanzieren und in den Folgejahren sogar leichte Überschüsse
erzielen.
Seit der zweiten Jahreshälfte 2016 befindet sich die österreichische Wirtschaft in einem Konjunkturaufschwung.
Dieser dürfte über das Jahr 2018 hinaus anhalten aber zunehmend an Dynamik verlieren. Für die Jahre
2018 bis 2022 wird in der aktuellen mittelfristigen Prognose des WIFO die österreichische Wirtschaft mit durchschnittlich
2 Prozent pro Jahr wachsen. Das ist um 1 1/4 Prozentpunkte mehr als in den schwachen Jahren von 2012 bis 2016.
Getragen wird diese Entwicklung von günstigen Aussichten für die Weltwirtschaft. Für die USA und
den Euro-Raum wird über den Prognosezeitraum jeweils von einem Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 1
3/4 Prozent pro Jahr ausgegangen. Davon profitiert die Exporttätigkeit (+3,7 Prozent p. a.), und die Investitionsbereitschaft
der heimischen Unternehmen nimmt ebenfalls wieder zu. Der Anstieg der verfügbaren Realeinkommen (+1 1/2 Prozent
p. a.) und der Rückgang der Arbeitslosigkeit führen zu einer verstärkten Konsumnachfrage der privaten
Haushalte (+1 1/2 Prozent p. a., 2013/2017 +0,7 Prozent).
Die wirtschaftliche Expansion gepaart mit arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (Beschäftigungsbonus und
Aktion 20.000) ermöglichen bis einschließlich 2019 eine Ausweitung der Beschäftigung über
dem Arbeitskräfteangebot und damit einen Rückgang der Arbeitslosenquote (laut AMS-Definition) auf 8,0
Prozent im Jahr 2019. In der Folge dürfte das Arbeitskräfteangebot wieder stärker als die Nachfrage
zunehmen und die Arbeitslosenquote auf 8,4 Prozent zum Ende des Prognosehorizonts steigen.
Im Umfeld aus leicht steigenden Preisen für Mineralölprodukte (diese dämpften 2013/2016 die Inflationsrate
um 0,2 bis 0,6 Prozentpunkte) und anziehender Konjunktur sollte sich der Preisauftrieb wieder verstärken.
Für die Periode 2018/2022 wird mit einer Inflationsrate von durchschnittlich knapp 2 Prozent gerechnet. Der
seit 2011 beträchtliche Inflationsvorsprung gegenüber Deutschland und dem Durchschnitt des Euro-Raumes
sollte sich weiter verringern.
Für die Lohneinkommen pro Kopf wird mit einem Zuwachs von 2 1/2 Prozent pro Jahr gerechnet, und das Differential
aus Arbeitsproduktivität und Reallohnzuwachs sollte sich über den Prognosezeitraum schließen.
Das Wachstum der Staatsausgaben wird im Durchschnitt der Jahre 2018/2022 mit 3,1 Prozent angenommen. Dabei wird
für Bund, Länder und Gemeinden eine hohe Ausgabendisziplin unterstellt und nur eine mäßige
Ausweitung von Verwaltungsausgaben und Förderungen angenommen. Die Prognose berücksichtigt die 2017 in
Kraft gesetzten Programme für den Beschäftigungsbonus (bis 2021), die Aktion 20.000 (bis 2019) und die
Investitionsprämie (bis 2018). Eine Verlängerung der genannten Programme wurde nicht angenommen. Zur
Entlastung des Staatshaushaltes tragen weiterhin relativ niedrige Zinsausgaben bei.
Die Staatseinnahmen werden voraussichtlich um durchschnittlich 3,6 Prozent pro Jahr zunehmen. Dafür ist nicht
zuletzt die progressionsbedingte Dynamik der Lohnsteuereinnahmen verantwortlich, für die in der Prognose keine
Maßnahmen zur Verringerung der Auswirkungen der kalten Progression angenommen wurden.
Der Saldo der öffentlichen Haushalte, der 2016 noch ein Defizit von 1,6 Prozent des BIP auswies, könnte
unter den beschriebenen Bedingungen bis 2019 ausgeglichen sein und danach einen leichten Überschuss ausweisen.
Die Staatsschuld wird in diesem Szenario von 83,6 Prozent des BIP 2016 auf knapp 64 Prozent im Jahr 2022 sinken.
Ob dies gelingt, hängt vor allem an der Budgetdisziplin der kommenden Bundesregierung: Die im Wahlkampf geäußerten
Vorhaben und Pläne der Parteien zu (neuen) Einnahmen oder (verringerten) Ausgaben sind in der Prognose nicht
berücksichtigt und würden zu deutlich veränderten Ergebnissen führen.
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