Burning Bright, Claudio Abbado Konzert, Chinese Opera u.v.a.
Wien (skyunlimited) - Nach dem großen Kino-Auftakt mit den Wiener Symphonikern, einer mexikanisch
angehauchten „Noche de los muertos“ im echoraum und dem fulminanten Eröffnungskonzert mit dem ORF Radio-Symphonieorchester
im ausverkauften Wiener Konzerthaus ist Wien Modern in der ersten von insgesamt viereinhalb Wochen Festivalprogramm
rasant unterwegs: Mit dem Schlagzeug-Fest „Burning Bright“ von Hugues Dufourt, dem „Claudio Abbado Konzert“ mit
Iris ter Schiphorsts künstlerischer Versuchsanordnung zu einem aktuellen Thema und dem Porträtkonzert
„Chinese Opera“ mit dem Klangforum Wien unter Leitung von Peter Eötvös bringt Wien Modern drei weitere
Großproduktionen in den ersten Festivaltagen.
Am Freitag, 3.11. (MuseumsQuartier Halle G) sorgt das von Enrico Bagnoli in Szene gesetzte Schlagzeug-Fest Burning
Bright von Hugues Dufourt für opulente Klänge und Bilder. Ein Wald aus hunderten von Schlagwerk-Instrumenten
um eine glitzernde Wasseroberfläche erzeugt gleichermaßen atmosphärische und psychologische Stimmungen.
Klang und Licht führen das Publikum auf eine poetische Reise in die Tiefen der menschlichen Seele.
Hugues Dufourt, Georges Aperghis und die in Wien lehrende Komponistin Iris ter Schiphorst aktualisieren die Idee
des Festivalgründers Claudio Abbado, Klassiker und Entdeckungen, Alt und Jung, höchste Orchesterkultur
und neue Entdeckungen „in die großen Säle“ zu bringen. Das gemeinsame Orchester der mdw Universität
für Musik und darstellende Kunst Wien und des Conservatoire de Paris erlebt unter dem ehemaligen BBC-Chefdirigenten
Ilan Volkov beim Claudio Abbado Konzert am Samstag, 4.11. im Wiener Konzerthaus seinen allerersten Auftritt. Iris
ter Schiphorst versteht ihr neues Orchesterwerk als künstlerische „Versuchsanordnung“ zur Frage, wie die Bilder
im Kopf des Publikums entstehen: Die Sängerin Salome Kammer wechselt zwischen westlichem Outfit und arabischer
Verschleierung. Welche Filter im Kopf werden dabei aktiviert? Hört man die (teilweise identischen) Texte mit
„Gesichtsverhüllung“ anders als ohne?
Peter Eötvös zeichnet am Sonntag, 5.11. im Wiener Konzerthaus für eine Chinesische Oper im Kopf
verantwortlich. Der herausragende ungarische Komponist steht persönlich am Dirigentenpult und stellt mit dem
Klangforum Wien drei seiner assoziationsreichen Werke aus drei Jahrzehnten vor, die weder Bühnenbild noch
Kostüme brauchen, um Bilder im Kopf zu erzeugen.
Drei Konzerte bei freiem Eintritt bietet das Startwochenende in der Alten Schmiede und der Galerie Christine König:
Das Mondrian Ensemble bringt am Samstag, 4.11. eine Uraufführung von Klaus Lang mit Licht und Inszenierung
von Sabine Maier in die Alte Schmiede. In der Christine König Galerie stehen am Sonntag, 5.11. zehn musikalische
Miniaturen von Mischa Käser im Dialog mit zehn Fotos von Henri Cartier-Bresson. Christoph Herndlers konzeptuelle
Lockerungsübungen an der Grenze zwischen Auge und Ohr sorgen ebenfalls am Sonntag für überraschende
Verbindungen von Sicht- und Hörbaren in der Alten Schmiede.
Bei drei Veranstaltungen für junges Publikum wird gemalt, gelauscht und selbst musiziert: Musik erzeugt Bilder
im ganz wörtlichen Sinn bei den musikalischen Malworkshops für Kinder ab 6 Jahren und ihre Eltern im
ZOOM (bis. 4.11.). Die soeben mit dem STELLA17-Preis ausgezeichnete Produktion „Atlas der Abgelegenen Inseln“ (ab
6.11., ab 10 Jahren) sorgt im Dschungel Wien bei Kindern und Erwachsenen für ein „reizvoll klingendes Kino
im Kopf“ (Vorarlberger Nachrichten). Im gemeinsamen Projekt von IGNM und Musikschule Wien mit dem Titel "Junge
Musik" präsentieren Schülerinnen und Schüler junge Werke des 21. Jahrhunderts, darunter Uraufführungen
von Rainer Bischof, Pia Palme und Shigehiro Yamamoto (7.11. Odeon).
Eine 59 Jahre lang verschollene Komposition des französischen Avantgarde-Komponisten Jean Barraqué
erlebt am Montag, 6.11. ihre Uraufführung. Szenisch umgesetzt im Postamt Mondscheingasse in der neuen Produktion
des sirene Operntheaters in Regie von Helga Utz, kreist "Die Reise" um Barraqués lange verschollene
Musique de Scène von 1958/1959, eine Schauspielmusik zu Theaterminiaturen von Jean Thibaudeau.
Oliver Messiaens Turangalîla-Symphonie lässt am Donnerstag, 9.11. den Großen Musikvereinssaal
in grellen Klangfarben erstrahlen. Das ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Cornelius Meister und die SolistInnen
Steven Osborne (Klavier) und Nathalie Forget (Ondes Martenot) bestreiten eines der schillerndsten Werke der gesamten
Orchesterliteratur – eine hemmungslos emotionale Auseinandersetzung mit der Liebe in allen Formen und Farben, die
Messiaens Schüler Pierre Boulez verächtlich als „Bordello Music“ bezeichnete.
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