|
||
Schließt sich die Lohnschere |
|
erstellt am |
Wien (wifo) - Bis zum Jahr 2007 stieg der geschlechtsspezifische Lohnunterschied in Österreich auf einen
Höchststand, seither schließt sich die Lohnschere langsam. Politikmaßnahmen zur Vereinbarkeit
von Beruf und Familie, zum Aufbrechen von Rollenbildern bei Berufen sowie mehr Gehaltstransparenz von Unternehmen
könnten Österreich aus seiner Schlusslichtrolle innerhalb der EU führen. Zwischen 4,2 und 8,9 Prozentpunkte des Lohnunterschiedes werden durch beobachtete Un- terschiede zwischen Frauen und Männern erklärt. Der somit erklärte Anteil des Lohnunter- schiedes variiert zwischen 23,4 Prozent und 58,1 Prozent. Der verbleibende unerklärte Lohnun- terschied hat auch eine leicht sinkende Tendenz. Das bedeutet, dass nicht nur beobachtete, sondern auch nichtbeobachtete Unterschiede zwischen Frauen und Männern (z. B. Lohnver- handlungen) oder ungleiche Behandlung geringer wurden. Ein Teil des Rückganges des Lohnunterschiedes könnte auf makroökonomische Veränderun- gen
mit lohndämpfender Wirkung zurückzuführen sein. Durch die starke geschlechtsspezifi- sche Trennung
nach Beschäftigungssektoren könnten Männer stärker als Frauen von Krisen betroffen sein. So
erreichte die Wirtschaftskrise 2008/09 etwa die von Männern dominierten exportorientierten Branchen des
produzierenden Bereichs früher als etwa den von Frauen dominierten Dienstleistungssektor. Der erhöhte
Wettbewerbsdruck auf dem Produktmarkt, den die schlechte Wirtschaftslage mit sich brachte, könnte Unternehmen
dazu gezwungen haben, auf sachlich nicht gerechtfertigte Lohnunterschiede zu verzichten. Ein möglicher wei-
terer Grund für die sich schließende Lohnschere: Gewinnabhängige Lohnkomponenten wie etwa Boni
und Prämien, von denen Männer in ökonomisch guten Zeiten tendenziell stärker als Frauen profitieren,
wurden reduziert oder fielen ganz weg. Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2005 bis 2015; WIFO-Berechnungen. Differenz
des Bruttostundenlohnes von Männern und Frauen in Prozent des Stundenlohnes der Männer für 20- bis
60-jährige unselbständig Beschäftigte im privaten oder öffentlichen Sektor ohne Präsenz-
und Zivildiener, Lehrlinge, Beschäftigte mit stark schwankender Arbeitszeit, Personen in Elternkarenz und
Angehörige der regulären Streitkräfte. Effektive Bruttostundenlöhne auf Basis der Bruttomonats-
löhne sowie Überstundenzahlungen bzw. weiteren Lohnbestandteilen, sofern regelmäßig ausbezahlt
und der regelmäßig geleisteten Wochenarbeitszeit (einschließlich bezahlten und unbezahlten Überstunden)
in der Haupterwerbs- tätigkeit. Aus der Entwicklung der Lohnunterschiede in den letzten 10 Jahren können mögliche Maß- nahmen zur weiteren Reduktion identifiziert werden: "Ausbau der Kinderbetreuungseinrich- tungen, insbesondere mit ganztägiger Betreuung, und längere Väterkarenz können die un- gleiche Verteilung von Erwerbs- und Hausarbeit, die Unterschiede in der Berufserfahrung und damit Aufstiegschancen angleichen. Aber auch Unternehmen können durch eine detaillierte Analyse und Anpassung ihrer Lohnkomponenten wie etwa der Boni und Prämien zur Anglei- chung der Löhne beitragen", sagt Studienautorin Christine Zulehner. Wichtig sei es zudem, schon im schulischen Bereich eine geschlechtsspezifische Stereotypisierung von Berufen zu verhindern. "Ungleiche Löhne zwischen Frauen und Männern entstehen durch mehrere Faktoren, daher ist es geboten ihnen auf unterschiedlichen Ebenen zu begegnen. Denn trotz des beobachtbaren Rückganges beim Lohnunterschied ist Österreich im EU-Vergleich immer noch eines der Schlusslichter", so die Expertin abschließend. |
||
|
|
|
Allgemeine Informationen: |
|
|
|
|
|
|
||
|
|
|
Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at |
||
|
|
|