Gleitsmann: Jetzt die richtigen Schritte setzen - Fachkräftemangel entgegensteuern
Wien (pwk) - „Mit einem Minus von 18.922 Personen (arbeitslos oder in Schulung, im Vorjahresvergleich) ist
die Entwicklung am Arbeitsmarkt neuerlich erfreulich, jedoch kein Grund sich auszuruhen“, so Martin Gleitsmann,
Leiter der WKÖ-Abteilung für Sozialpolitik, mit Blick über die Grenzen: Österreichs Arbeitsmarkt
ist im europäischen Ranking mittlerweile auf den 10. Platz zurückgefallen. „Daher ist Handlungsbedarf
angesagt, damit wir nicht auch noch aus den Top Ten rutschen, sondern uns wieder nach oben bewegen! Dazu braucht
es einen rechtlichen Rahmen, der durch Flexibilität der Wirtschaft ermöglicht, Jobs zu schaffen. Es kann
nicht sein, dass Betriebe ihre offenen Stellen, auch im geringqualifizierten Bereich, nicht besetzen können
und gleichzeitig die Zahl der Langzeitarbeitslosen nach wie vor hoch ist. Wir brauchen einen Maßnahmenmix
an betrieblichen Weiterbildungen, Lohnkostenzuschüssen und einer forcierten überregionalen Vermittlung.“
Zahl der offenen Stellen im Westen am höchsten
Der Missmatch am österreichischen Arbeitsmarkt macht sich besonders im Westen bemerkbar. Die Aktivitäten
des AMS, wie etwa überregionale Jobmessen und das AMS-WKÖ-Projekt „b.mobile“ zur überregionalen
Lehrstellenvermittlung, gehen in die richtige Richtung, sind aber noch zu wenig. „Neben Ausbildungsaktivitäten
vor Ort braucht es Förderungen, die gezielt jene unterstützen, die bereit sind, auch weiter entfernte
Jobs und Lehrstellen anzunehmen. Der bereits beschlossene Ausbau des Kombilohns und der Entfernungsbeihilfe setzt
genau dort an,“ begrüßt Gleitsmann die Aufstockung der Mittel in dem Bereich.
Betriebliche Weiterbildung – erfolgreiche Modelle ausbauen
Die klassischen AMS-Kurse werden den heutigen Anforderungen, arbeitslose Personen auf freie Jobs zu vermitteln,
nicht mehr gerecht. Die vom AMS angebotenen betriebsnahen Ausbildungen sind höchst erfolgreich. Damit diese
noch mehr in die Gänge kommen, braucht es Rechtsicherheit und eine gesetzliche Klarstellung, dass die im Auftrag
des AMS gemachten praktischen Ausbildungen keine Dienstverhältnisse sind. Ganz wichtig weiters: Die Betriebe
müssen in die betriebliche Ausbildung Zeit und damit Geld investieren und brauchen daher auch eine bessere
finanzielle Unterstützung dafür, fordert die WKÖ.
Rekordbeschäftigung bei Älteren – Bonus-Malus-Modell kommt nicht
989.000 Personen im Alter über 50 waren per Ende Oktober beschäftigt – dies ist ein noch nie dagewesener
Spitzenwert. „Unsere Betriebe haben die von der Regierung im Herbst 2015 beschlossenen Zielwerte für die Beschäftigung
über 55-jähriger Männer und Frauen übererfüllt,“ so Gleitsmann zu den erst kürzlich
vom Sozialministerium kundgemachten Beschäftigungsquoten der Älteren. „Damit ist ein für alle Mal
klar: Die Unternehmen beschäftigen erfahrene ältere Mitarbeiter ganz ohne Strafen, weil sie deren Know-How
schätzen. Es brauchte dazu kein Bonus-Malus-Modell.“
Aktion 20.000: Künstliche Jobs, die nicht nachhaltig sind
Die Beschäftigungsinitiative 50 plus mit Lohnkostenzuschüssen an Unternehmen und Kombilöhnen
ist ein wichtiger und erfolgreicher Weg, der weiterverfolgt werden muss. „Die in der „Aktion 20.000“ kreierten
Jobs bei Gemeinden und NGOs sind jedoch künstlich geschaffen – und es ist zu befürchten, dass diese zum
allergrößten Teil wieder wegfallen, sobald die Mittel der Aktion ausgelaufen sind.“, gibt Gleitsmann
zu bedenken.
In der Wirtschaft geschaffene Jobs sind eindeutig nachhaltiger und können den betroffenen Menschen längerfristige
Perspektiven eröffnen. Sollte die „Aktion 20.000“ weiter verfolgt werden, ist es daher unerlässlich,
Betriebe hier miteinzubeziehen, wenn wirklich Beschäftigung geschaffen werden soll“, unterstreicht Gleitsmann.
|