Hochkonjunktur der österreichischen Industrie dauert an, längste Aufwärtsphase
seit 20 Jahren – UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex weist mit abermals 59,4 Punkten im Oktober auf
weiterhin hohes Wachstum hin
Wien (bank austria) - „Mit Beginn des Herbsts hat die österreichische Industriekonjunktur zwar ein
Wenig vom besonders kräftigen Schwung der Sommermonate eingebüßt, das Wachstumstempo ist dank der
anhaltend starken Nachfrage aus dem Ausland jedoch weiterhin hoch. Das zeigt der mit 59,4 Punkten im Oktober gegenüber
dem Vormonat unveränderte UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom
Stefan Bruckbauer. Der aktuelle Indikator übersteigt im Oktober die Neutralitätslinie von 50 Punkten,
über der Wachstum in der Industrie angezeigt wird, noch sehr deutlich und auch den langjährigen Durchschnitt
von 52 Punkten. Die Spitzenwerte des laufenden Jahres in den Sommermonaten von mehr als 60 Punkten werden hingegen
nicht mehr erreicht.
„Der Oktober war in der heimischen Industrie von einem hohen Produktionsplus dank steigender Auftragseingänge
gekennzeichnet, allerdings jeweils etwas geringer als im Vormonat. Beschleunigt hat sich hingegen der Beschäftigungsaufbau.
Auch der starke Preisauftrieb bei Vormaterialien, steigende Auftragspolster und die Verlängerung der Lieferzeiten
zeugen von einer bisher kaum verminderten Stärke des Konjunkturaufschwung in der heimischen Industrie“, nennt
Bruckbauer die wichtigsten Detailergebnisse der Umfrage unter Einkaufsmanagern.
Zunahme an Neugeschäft mit weniger Schwung
Die heimischen Betriebe können seit fast zwei Jahren Monat für Monat eine steigende Zahl an Neuaufträgen
verbuchen. Zu Beginn des Schlussquartals 2017 ist die Auftragslage der österreichischen Industrie daher ausgezeichnet.
Die Dynamik im Neugeschäft lässt jedoch seit vier Monaten in Folge nach. „Während die Exportnachfrage
angesichts des Konjunkturaufschwungs in Europa zugenommen hat, bleibt das Auftragswachstum insgesamt im Oktober
abermals hinter den Vormonaten zurück. In der Folge haben die Industriebetriebe die Ausweitung der Produktion
den zweiten Monat in Folge reduziert“, so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Mit 58,8 Punkten
ist der aktuelle Produktionsindex zwar der drittniedrigste des laufenden Jahres, verweist aber dennoch auf eine
weiterhin kräftig wachsende Produktionsleistung der österreichischen Industrie.
Industrie schafft weiter viele neue Jobs
Die laufende Ausweitung der Produktion verstärkt weiter die Nachfrage der heimischen Industriebetriebe nach
Arbeitskräften. Im Oktober hat sich das Tempo des Beschäftigungsaufbaus gegenüber dem Vormonat deutlich
erhöht. Seit mittlerweile etwa eineinhalb Jahren nimmt die Beschäftigung in der Sachgütererzeugung
besonders stark zu. Für 2017 ist ein Plus an Arbeitsplätzen im Sektor um voraussichtlich 3 Prozent auf
insgesamt rund 600.000 zu erwarten. Damit werden fast 18.000 zusätzliche Jobs innerhalb Jahresfrist geschaffen,
besonders viele davon im Fahrzeugbau, im Maschinenbau und in der Nahrungsmittelerzeugung.
Die Industrie trägt damit überdurchschnittlich stark zur laufenden Verbesserung der Lage am österreichischen
Arbeitsmarkt bei, denn sie sorgt für rund ein Viertel der etwa 70.000 neuen Arbeitsplätze, die in Österreich
2017 entstanden sein werden. Das ist weit über dem Wertschöpfungsanteil der Sachgütererzeugung von
rund 18 Prozent. „Die heimischen Industriebetriebe werden ihre Personalkapazitäten in den kommen Monaten weiter
kräftig aufstocken müssen, um die zunehmenden Auftragsrückstände abarbeiten zu können.
Wir gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote in der Sachgütererzeugung 2017 auf durchschnittlich 4,5 Prozent
sinken wird und damit deutlich unter dem für die Gesamtwirtschaft erwarteten Wert von 8,6 Prozent zu liegen
kommen wird“, meint Pudschedl.
Einkaufspreise weiter auf Höhenflug
Die weltweit gute Industriekonjunktur und daraus resultierend starke Nachfrage sorgt für hohen Preisauftrieb
für Vormaterialien und Rohstoffe, die sich in der Entwicklung der Einkaufspreise der österreichischen
Betriebe niederschlägt. Im Oktober haben sich die Preise im Einkauf bei weitgehend unveränderten Einkaufsmengen
im Vergleich zum Vormonat so stark verteuert, wie zuletzt vor sechseinhalb Jahren. Trotz des scharfen Wettbewerbs
gelang es die gestiegenen Kosten zumindest teilweise in höhere Verkaufspreise unterzubringen.
Insgesamt führten im Oktober die Preisentwicklungen im Ein- und Verkauf zu einer steigenden Kosten- und Ertragsbelastung
für die heimischen Betriebe im Vergleich zum Vormonat. Durch eine vorsichtige Lagerpolitik wird versucht,
der steigenden Kostenbelastung im Einkauf entgegenzuwirken, doch gilt es im derzeit günstigen Nachfrageumfeld
die Versorgungssicherheit der Kunden im Auge zu behalten. Die durchschnittliche Lieferzeit hat sich im Oktober
wieder deutlich verlängert.
Warmer Herbst nach heißem Sommer
Mit einer Dauer von über zweieinhalb Jahren ist der laufende Aufwärtstrend des UniCredit Bank Austria
EinkaufsManagerIndex der längste in seiner fast 20-jährigen Geschichte und das hohe Wachstumstempo setzt
sich weiter fort. Allerdings verdichten sich die Anzeichen, dass der Konjunkturhöhepunkt mittlerweile überschritten
wurde. Nach dem außergewöhnlich hohen Produktionswachstum im Sommer, bestätigen die meisten Teilindikatoren
des aktuellen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex das Nachlassen der Stärke des Industrieaufschwungs
vom Vormonat.
Das Neugeschäft legt nicht mehr ganz so stark zu und die Ausweitung der Produktion verlangsamt sich. Das Verhältnis
zwischen Auftragseingängen und den Lagerbeständen zeigt im Vergleich zu den Vormonaten mittlerweile einen
merklichen Rückgang, befindet sich aber weiterhin im hohen positiven Bereich. Da die Produktionserwartungen
der heimischen Einkaufsmanager weiterhin klar nach oben gerichtet sind, ist dies ein sicherer Indikator für
eine weiter anhaltende dynamische Entwicklung der Industrie, jedoch mit etwas weniger Tempo als im Sommer.
Der im Rahmen der Umfrage ermittelte Erwartungsindex hat sich gegenüber den Vormonat zwar abgeschwächt,
stellt mit hohen 65,2 Punkten im Oktober eine spürbare Expansion der Industrie in den kommenden zwölf
Monaten in Aussicht. „Wir erwarten für 2017 ein Produktionswachstum in der heimischen Industrie von rund 5
Prozent, das stärkste seit sechs Jahren. Im kommenden Jahr wird dieses Wachstumstempo nicht mehr erreicht
werden können, doch sehen wir für einige Bereiche, wie zum Beispiel die exportorientierte Stahlindustrie
und die Kfz-Erzeugung gute Aussichten 2018 besser abzuschneiden als im laufenden Jahr“, meint Bruckbauer abschließend.
|