Das Bundeskriminalamt präsentierte am 30. Oktober den Cybercrime-Report 2016. Demnach
ist die Zahl der Cybercrime-Anzeigen 2016 im Vergleich zum Jahr davor um fast ein Drittel gestiegen.
Wien (bmi) - 13.103 Anzeigen bedeuten nach Angaben des Bundeskriminalamts (BK) ein Plus von 30,9 Prozent.
Zurückzuführen sei die Zunahme auf höhere Professionalität der Täter und auf die Sensibilisierung
der Opfer. Die Aufklärungsquote ist im selben Zeitraum von 41,5 Prozent auf 38,7 Prozent zurückgegangen.
Laut BK liegt die Ursache des Anstiegs der Zahl der Anzeigen in einer immer stärkeren Nutzung des Darknets
durch Kriminelle und technisch immer anspruchsvolleren Ermittlungen. Unter Cybercrime im weiteren Sinne fallen
auch Betrügereien via Internet.
Die Zahl der Anzeigen wegen kinderpornografischer Darstellungen Minderjähriger ist von 465 auf 681 gestiegen.
Wegen Groomings – der Anbahnung von sexuellen Kontakten zu Kindern – wurden österreichweit 80 Anzeigen erstattet,
28 mehr als 2015.
Die Zahl der Hinweise an die BK-Meldestelle Kinderpornografie und Kindersextourismus ging von 2.742 (davon 310
mit Österreichbezug) auf 1.530 (davon 347 mit Österreichbezug zurück. "Dieser Rückgang
ist darauf zurückzuführen, dass das digitale Missbrauchsmaterial vermehrt in geschlossenen Foren bzw.
im 'Peer-to-Peer'-Bereich verbreitet wird", heißt es im Cybercrime-Report. Diese Bereiche sind der Öffentlichkeit
großteils nicht zugänglich.
Zu den Schwerpunkten und Herausforderungen zählten laut BK die Erpressung mit Ransomeware, die Verwendung
virtueller Zahlungsmittel sowie Cybercrime-as-a-Service (CCaaS). Dabei handelt es sich um ein Geschäftsmodell,
das Tätern Bausteine für illegale Machenschaften im Darknet gegen Entgelt zur Verfügung stellt.
Digitale Erpressung mit Ransomeware
Ransomware ist ein Sammelbegriff für Schadsoftware, die speziell dafür entwickelt wird, elektronische
Daten und Systeme zu verschlüsseln, sodass diese nicht mehr verwendet werden können. Für die Entschlüsselung
wird dann Lösegeld (englisch: ransom) erpresst, meistens in Form des virtuellen Zahlungsmittels Bitcoin oder
durch Prepaid-Karten. Beide Zahlungsformen sind anonym und erschweren die Strafverfolgung. Die Verbreitung der
Verschlüsselungssoftware erfolgt in der Regel über präparierte E-Mails, durch Sicherheitslücken
in Webbrowsern oder durch unbewusstes Herunterladen aus dem Internet (drive-by-download). Betroffen sind sowohl
Privatpersonen als auch Unternehmen, Behörden und sonstige Organisationen.
Die Ransomware wird meist durch Massen-E-Mails verbreitet. Dabei werden von Programmen Tausende Internetseiten
nach E-Mail-Adressen durchforstet, oder es werden E-Mail-Adressen gekauft. 480 Ransomware-Fälle hat die zuständige
Soko Clavis 2016 zentral für ganz Österreich bearbeitet. 30 Arten dieser Schadsoftware waren in Umlauf,
die Spitzenreiterrolle nahmen Crypt0l0cker, Cerber und Locky ein.
Virtuelle Zahlungsmittel
Die Verwendung von Bitcoins und anderen Internet-Währungen stellt die Ermittler nicht nur technisch, sondern
auch rechtlich vor Probleme. Gewinne und Geldflüsse aus Drogenhandel, Erpressung und anderen Verbrechen würden
überwiegend auf diese Weise transferiert. Darüber hinaus bieten Dienstleister im Internet sogenannte
"Bitcoin-Mixer" an, um jegliche Verfolgung der Finanzströme zu unterbinden. "Die rechtliche
Einordnung von Krypto-Währungen im europäischen Rechtssystem, die Sicherstellung von virtuellen Gewinnen
und die Verfolgung der kriminellen Geldströme brauchen jedoch Antworten, die auf internationaler Ebene gefunden
werden müssen", heißt es im Cybercrime-Report.
Internet der Dinge
Neuen Herausforderungen sehen sich die Ermittler auch im Internet der Dinge gegenüber. Mehr als 20 Milliarden
Geräte werden 2020 mit dem Internet verbunden sein und ein damit ein potenzielles Ziel für kriminelle
Aktivitäten darstellen. "In diesem Zusammenhang sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Aus dem beinahe
exponenziellen Anstieg der Angriffsziele lässt sich ableiten, dass die weltweit zu beobachtende Steigerung
bei Cybercrime anhalten wird", warnte das BK. Maßnahmen zur Verfolgung und Aufklärung der Straftaten
allein würden nicht ausreichen. Auch die Anwender und Hersteller seien gefordert, Maßnahmen zu setzen.
350 Cyber-Ermittler im Einsatz
In Österreich sind derzeit fast 350 Cyber-Ermittler im Einsatz: 200 auf Bezirks- und 70 auf Landesebene und
mehr als 40 im Cybercrime-Competence-Center des BK. Im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung
(BVT) und dessen Landesämtern stehen rund 30 Ermittler zur Verfügung.
Verdächtige Sachverhalte im Internet können rund um die Uhr der Internetmeldestelle im BK unter against-cybercrime@bmi.gv.at
gemeldet werden. Information sind in jeder Polizeiinspektion sowie auf der Homepage www.bmi.gv.at/praevention und
erhältlich. Spezialisten der Kriminalprävention stehen kostenlos unter der Telefonnummer 059/133 zur
Verfügung.
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