Exportländer im Vergleich - wo
 die Zahlung am häufigsten ausbleibt

 

erstellt am
08. 11. 17
13:00 MEZ

Deutschland überholt die Türkei. Auch Polen und Bulgarien verzeichnen starken Verzugsanstieg.
Wien (acredia) - Acredia veröffentlicht für das dritte Quartal 2017 die Top 10 Exportländer mit den höchsten Zahlungsverzügen gegenüber ihren Versicherungsnehmern. Verglichen wurden die Zahlen zum Ende des dritten Quartals mit jenen des zweiten Quartals 2017.

  • Deutschland: Verzüge durch Großinsolvenz im dritten Quartal rapide gestiegen.
  • Türkei: Rekordtief der Lira birgt Risiko für Exporteure.
  • Polen: Politische Entwicklung verunsichert die Märkte.
  • Bulgarien: Inlandsnachfrage und Tourismus sind treibende Kräfte.
  • Deutschland: Großinsolvenz befeuerte Anstieg der Zahlungsverzüge

Nach über einem Jahr ist Deutschland wieder auf der Liste der Top 10 Länder mit den höchsten Zahlungsverzügen zu finden. Auf Platz eins hat Deutschland die Großinsolvenz eines deutschen Küchenherstellers im dritten Quartal 2017 katapultiert. Dieser Insolvenz sind beträchtliche Zahlungsverzüge vorausgegangen.

Insgesamt betrachtet hält die starke Beschäftigungsdynamik in Deutschland weiter an und der Konsum begünstigt die anhaltend positive Konjunkturentwicklung. Alles in allem ein guter Ausblick für Deutschland, den größten Handelspartner österreichischer Exporteure. Dennoch rät Karolina Offterdinger, Vorständin der in Österreich führenden Kreditversicherung ACREDIA, den Exporteuren: "Auch wenn Sie in unser Nachbarland an bisher termintreue Abnehmer liefern, gilt: Mahnen Sie sofort, wenn eine Zahlung ausbleibt."

Türkei: teurer Euro erhöht Gefahr des Zahlungsverzuges
Die Türkei hat nach vier Quartalen ihren Spitzenplatz an Deutschland abgegeben. Die positive Entwicklung der Zahlungsverzüge sei laut Acredia ein statistischer Effekt: Nach dem rapiden Anstieg der Zahlungsverzüge in den vergangenen Monaten würden die Verzüge zwar sinken, stünden aber dennoch auf einem hohen Niveau. "Die Geschäfte österreichischer Unternehmen mit der Türkei laufen insgesamt noch immer gut, aber unsere Erfahrungen mit der Zahlungsmoral türkischer Abnehmer werden nicht wesentlich besser", stellt Offterdinger fest.

Aktuell würde laut Acredia das Rekordtief der türkischen Lira die österreichischen Exporteure vor neue Herausforderungen stellen. Die weitere Kursentwicklung bleibt abzuwarten. Aber eines sei laut Offterdinger zu bedenken: "Umso teurer der Euro wird, umso schwerer wird es für türkische Abnehmer, die offenen Forderungen zu bezahlen."

Polen: jüngste politische Entwicklungen gefährden Konjunkturentwicklung
"Die Umsätze ziehen an und die Risiken bleiben, so steigen schließlich die Zahlungsverzüge", erklärt Offterdinger. Als Ursache für das aktuell verschlechterte Geschäftsklima vermutet sie die jüngsten politischen Entwicklungen. Zuletzt wurden zum Beispiel Gesetze erlassen, welche die Medienfreiheit und die Unabhängigkeit des Verwaltungsgerichtshofs einschränken und die Polizeigewalt ausweiten. "Wie es weiter geht, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall behalten wir die weitere Entwicklung des Landes im Auge", hält Offterdinger fest.

In der Vergangenheit war Polen Wachstumskaiser unter den mittelosteuropäischen EU-Mitgliedern. Die Binnenkonjunktur des Landes ist nach wie vor stark und sowohl Konsum als auch Investitionen entwickeln sich gut. Doch der Anstieg der Löhne in den vergangenen Jahren ließ den Kostenvorteil bei der Produktion schrumpfen. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, sollte dieser wichtige Handelspartner Österreichs seine Wirtschaft mittel- bis langfristig neu orientieren, um so zum Beispiel seine Innovationskraft künftig zu steigern.

Bulgarien: wirtschaftliche Perspektiven entwickeln sich weiterhin gut
"Trotz durchaus positiver Aussichten dürfen Exporteure die politisch instabile Lage und die latente Rechtsunsicherheit in Bulgarien nicht außer Acht lassen", warnt Offterdinger. "Der für 2017 positive Wirtschaftsausblick ist eine Chance für österreichische Unternehmer, aber kein Grund für Unachtsamkeit", ergänzt Offterdinger kritisch.

Seit 2015 verzeichnet Bulgarien kräftige Wachstumsimpulse, die vor allem auf den Privatkonsum und den Tourismus zurückzuführen sind. Der private Verbrauch bleibt voraussichtlich dank steigender Beschäftigungsquote weiterhin eine wichtige Konjunkturstütze. Auch ein Anstieg der Investitionen wird erwartet, was der Importdynamik des Landes neue Impulse bringen wird. Im Vergleich zum Wohlstand in der EU hat Bulgarien noch Aufholbedarf. Die Entwicklungen gehen laut Acredia allerdings in die richtige Richtung.

Auf einen Verzug folgt meist ein Schaden
In 75 Prozent der Fälle ist ein Verzug der Vorläufer eines Schadensfalles. Das restliche Viertel resultiert aus der Insolvenz von Abnehmern. "Wenn unsere Versicherungsnehmer steigende Verzüge melden, dann ist das für uns ein wichtiger Indikator für die zukünftige Entwicklung eines Landes. Denn genau in diesen Ländern werden erfahrungsgemäß auch die Schäden steigen", erklärt Karolina Offterdinger, Vorständin bei der in Österreich führenden Kreditversicherung Acredia Versicherung AG.

Über die ACREDIA Gruppe
ACREDIA ist mit einem Marktanteil von 54 % Österreichs führende Kreditversicherung und schützt als solche offene Forderungen im In- und Ausland. ACREDIA steht im Eigentum einer Managementholding - 49 % hält die Euler Hermes AG, Hamburg und 51 % hält die Oesterreichische Kontrollbank AG, Wien. ACREDIA vereint unter einem Dach die beiden unabhängigen Marken OeKB Versicherung und PRISMA Die Kreditversicherung, mit einem Gesamtobligo von 28,9 Mrd. Euro. Der Umsatz der ACREDIA Gruppe beträgt insgesamt 87 Mio. Euro.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.acredia.at

 

 

 

 

 

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