Bundespräsident empfängt Mitglieder der Bischofskonferenz
in Hofburg und würdigt "harmonisches und vertrauensvolles" Verhältnis von Staat und Kirche
Wien (kap) - Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat 7. November die Mitglieder der Österreichischen
Bischofskonferenz in der Hofburg empfangen. Dabei hat er die Beziehungen zwischen Staat und Kirche gewürdigt
und die rechtlichen Grundlagen sowie die Ausgestaltung dieses Beziehung außer Streit gestellt. "Das
Konkordat hat sich sehr bewährt", so Van der Bellen wörtlich. Kardinal Christoph Schönborn
dankte in seiner Funktion als Vorsitzender der Bischofskonferenz dem Staatsoberhaupt für die Einladung in
die Hofburg, diese Einladung drücke "Wohlwollen" aus. "Dafür sind wir dankbar und es ist
eine Ermutigung für die Bischöfe", so Schönborn wörtlich in Richtung Van der Bellens.
"Bei uns in Österreich kann man die Beziehungen zwischen dem Staat und den gesetzlich anerkannten Kirchen
und Religionsgemeinschaften insgesamt als harmonisch und vertrauensvoll bezeichnen", sagte der Bundespräsident
in seiner Ansprache wörtlich. Das gelte ganz besonders bezüglich der römisch-katholischen Kirche.
Van der Bellen sprach von einem "vernünftigen Mittelweg", der sich bewährt habe. Es gebe in
Österreich keine bevorzugte "Staatskirche", man sei aber auch nicht den Weg des radikalen Laizismus
gegangen.
Die sogenannte "Trennung von Kirche und Staat" sei in Österreich in dem Sinne zu verstehen, dass
jede der beiden Institutionen ihre Angelegenheiten autonom regelt. Bezüglich der katholischen Kirche würden
dies das zwischen der Republik Österreich und dem Heiligen Stuhl abgeschlossene Konkordat, sowie diverse innerstaatliche
und innerkirchliche Rechtsnormen so vorsehen, führte Van der Bellen aus.
Dies führe in der Praxis zu einer bewährten "partnerschaftliche Zusammenarbeit" von Kirche
und Staat "im gemeinsamen Bemühen um das Wohlergehen der in unserem Land lebenden Menschen". Dazu
gehöre auch die gemeinsame Sorge um Flüchtlinge und Migranten, vor allem im Bereich der "Integration
der vielen Frauen, Männer und Kinder, die aus fernen Ländern zu uns gekommen sind und voraussichtlich
auch bei uns bleiben werden". Für den Staat und für die in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften
würden sich auf diesem Gebiet zahlreiche zusätzliche Aufgaben und neue Herausforderungen ergeben.
Ausdrücklich würdigte Van der Bellen auch die Flüchtlings- und Integrationsarbeit der kirchlichen
Caritas. Und er strich hervor, dass diese Hilfe allen Flüchtlingen, unabhängig von ihrer religiösen
Zugehörigkeit zukomme.
"Unverzichtbarer Beitrag zum Gemeinwohl"
Die katholische Kirche sei zudem Trägerin wichtiger sozialer Einrichtungen wie Krankenhäusern, Altersheimen,
Städten der Behindertenbetreuung und palliativen Einrichtungen, sagte Van der Bellen. Auch auf dem Bildungssektor
leisteten kirchliche Kindergärten, Schulen, Hochschulen und Institutionen der Erwachsenenbildung "wertvolle
Arbeit".
Der Bundespräsident erinnerte in seiner Rede spontan daran, dass er über 25 Jahre regelmäßig
Gastreferent der Katholischen Sozialakademie gewesen war. Dabei habe er den "ethisch hoch motivierten"
Kursteilnehmern beibringen sollen, "wie ein Ökonom denkt". Eine "große Herausforderung
für beide Seiten", wie Van der Bellen sagte.
Die Kirche hüte und pflege zudem einen großen Schatz von Kulturgütern und sei auch ein wichtiger
Arbeitgeber, fuhr das Staatsoberhaupt fort: "Alle diese Aktivitäten der katholischen Kirche kommen auch
den Bürgerinnen und Bürger unseres Landes zugute. Sie sind ein unverzichtbarer Beitrag zum Gemeinwohl."
Vorfreude auf Papstbesuch
Van der Bellen kam auch auf seinen bevorstehenden Besuch bei Papst Franziskus zu sprechen. "Ich freue mich
sehr auf das Gespräch mit dem Papst, der während seiner bisherigen Amtszeit zahlreiche Akzente gesetzt
hat, die weit über die katholische Kirche hinaus weltweit Beachtung gefunden haben", so der Präsident
wörtlich. Vor allem zu den brandaktuellen Themen der Flüchtlingsbewegungen, der Migration, der sozialen
Gerechtigkeit und des Klimawandels habe Papst Franziskus sehr engagiert Stellung genommen und Wegweisendes gesagt
und geschrieben. Seine bescheidenes öffentliches Auftreten und die spontane Aufnahme einer syrischen Flüchtlingsfamilie,
mit der der Papst bei seinem Besuch in Griechenland viele überrascht habe, hätte ihn, Van der Bellen,
sehr beeindruckt.
Van der Bellen wird in Begleitung seiner Gattin Doris Schmidauer am 16. November nach Rom reisen und im Vatikan
von Papst Franziskus zu einem Vier-Augen-Gespräch empfangen. Der Bundespräsident wird bei seinem zweitägigen
Rombesuch u.a. den Souveränen Malteser Ritterorden besuchen, der seine internationalen humanitären Aktivitäten
vorstellen wird.
Kardinal Schönborn griff in seiner Dankesrede den Vatikanbesuch des Präsidenten auf und zeigte sich erfreut,
dass er diesen bei einem Teil seines Besuchsprogramms begleiten könne.
"Wertschätzung nicht selbstverständlich"
Wie Van der Bellen würdigte auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz das gute Verhältnis von Staat
und Religionen in Österreich. Dieses "Klima des Miteinanders und der wechselseitigen Wertschätzung"
sei keine Selbstverständlichkeit. "Es braucht wechselseitiges Wohlwollen in der Gesellschaft und zwischen
den Religionen. Das ist der soziale Kitt der Gesellschaft und dafür setzen wir uns als Kirche ein" so
Schönborn wörtlich und weiter: "Wir sind alle aufgerufen, als Moderatoren zu wirken, Maß zu
halten, maßvoll den gesellschaftlichen Diskurs zu führen." Der Kardinal erinnerte an den US-amerikanischen
Philosophen John Rawls, wonach eine Gesellschaft so stark sei wie ihr schwächstes Glied.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz erläuterte auch einige Themen der aktuellen Vollversammlung der Bischöfe,
so das Wirken der kirchlichen Caritas, aber auch die Sorge um das soziale Klima im Land, um den Schutz der Umwelt
oder das Zukunftsthema Bildung. Und Schönborn fügte hinzu: "Wir beten für unser Staatsoberhaupt,
wie wir auch für unser Land beten. Das ist für einen Christen selbstverständlich."
Im Anschluss an den Empfang in der Hofburg stand auf der Tagesordnung der Bischofskonferenz ein Studiennachmittag
mit allen diözesanen Caritas-Direktoren. Daran anschließend war für 18 Uhr der traditionelle Festgottesdienst
mit den Bischöfen im Stephansdom angesetzt. Am Mittwoch tagen die Bischöfe wieder im Kloster Laab im
Walde im Wienerwald. Die Vollversammlung der Bischofskonferenz endet am Donnerstag.
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