Programmschwerpunkte anlässlich des 150. Todestages am 28. Jänner 2018
Linz (k) - "Adalbert Stifter steht für ein Werk, das zur Weltliteratur zählt, für weit
über seine Zeit hinausweisende pädagogische Konzepte und großes Vertrauen in Bildung, für
eine aktive Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur der eigenen Zeit sowie der Vergangenheit. Stifters Leben hier
in Linz, seine Tätigkeit als Schulinspektor in ganz Oberösterreich, sein Bemühen als Denkmalpfleger
und vieles mehr wirkt bis heute nach. Das ungebrochene Interesse an Stifter als Dichter wie als Mensch ist auch
an mehreren Beispielen filmischer Annäherungen aus der letzten Zeit ablesbar", so Landeshauptmann Thomas
Stelzer.
"Sanfte Sensationen" war das Motto des Stifter- Jahres 2005, das vom Land Oberösterreich im Sinne
einer länderübergreifenden kulturpolitischen Kooperation ausgerufen und koordiniert wurde - aus Anlass
der Wiederkehr des 200. Geburtstages von Adalbert Stifter. 2018 jährt sich nun Stifters Todestag zum 150.
Mal. Der Dichter, Schulrat, Landeskonservator und Maler starb am 28. Jänner 1868 in seiner Wohnung im sogenannten
Hartl'schen Haus 1313, heute Adalbert-Stifter-Platz 1.
In jenem Haus, in dem Adalbert Stifter ab 1848 lebte und schrieb, ist seit 1957 das Adalbert-Stifter-Institut des
Landes Oberösterreich untergebracht. Gegründet wurde es bereits im Jahr 1950, mit dem Ziel des Sammelns,
Forschens, Vermittelns von Literatur und Sprache.
In dem denkmalgeschützten klassizistischen Bau, der 1993 generalsaniert als "StifterHaus Neu" eröffnet
wurde, befindet sich heute unter anderem das OÖ. Literaturmuseum in Stifters ehemaliger Wohnung. Besucherinnen
und Besucher begegnen Originalmobiliar (darunter das Sterbesofa) sowie Gemälden von Stifter und Objekten
aus seinem Besitz. Auch die laufend wachsenden Sammlung zu Adalbert Stifter im OÖ. Literaturarchiv sowie das
OÖ. Literaturhaus mit Veranstaltungsbetrieb befindet sich im StifterHaus. Im Bereich der am Institut angesiedelten
Literaturforschung ist Adalbert Stifter nach wie vor Schwerpunkt von internationalen Kooperationen.
Programmschwerpunkte anlässlich Stifters 150. Todestages
Bereits diesen Herbst ging das vierte, in Zusammenarbeit mit dem Adalbert-Stifter- Verein München veranstaltete,
interdisziplinäre Symposium zur Lebenswelt des Dichters an biografischen Stationen (Oberplan, Kremsmünster,
Wien und Linz) über die Bühne. Unter dem Titel "Stifters Welten: Linz" war es vor allem den
Jahren 1848 bis 1868 gewidmet. Der Bogen der Vorträge spannte sich von der Stadtentwicklung zur Zeit Stifters
über den Blick von außen (in Beschreibungen britischer Reisender um die Mitte des 19. Jahrhunderts),
"Musik in Linz zur Zeit Stifters", "Adalbert Stifter und die Linzer Zeitung" bis zu "Stifters
Sterben und Tod" und "Die Witwe Amalie Stifter". Auch das kürzlich erschienene "Jahrbuch
des Adalbert Stifter-Instituts" (Band 24/2017) widmet sich ganz dieser interdisziplinären Tagungsreihe.
Rund um Stifters Todestag am 28. Jänner sind mehrere Veranstaltungen im StifterHaus geplant:
- Am 29. Jänner 2018 eröffnet die Literaturwissenschaftlern
Karin Wozonig (Hamburg) um 16.00 Uhr das mehrteilige Programm mit einem Vortrag zu Stifters Dichterfreundin Betty
Paoli: "Grüße aus der Ferne. Betty Paolis Deutsche Briefe 1848". Im Revolutionsjahr 1848,
nach Stifters Übersiedlung nach Linz, war auch Politik Thema des Briefwechsels.
- Um 19.30 Uhr folgen Vorträge und Gespräche mit
dem US-amerikanischen Literaturprofessor und Stifter-Forscher Vance Byrd (Grinnell College, Iowa) und der Künstlerin
und Autorin Teresa Präauer. Die Veranstaltung steht unter dem Motto "Die Aktualität Adalbert Stifters
heute".
- Am 30. Jänner 2018 referiert der Wiener Historiker
Wolfgang Häusler um
- 16.00 Uhr über "Adalbert Stifters interkonfessionelles
Weltbild". Unter anderem stehen die Erzählungen "Kalkstein" und "Das Haidedorf" im
Zentrum von Häuslers Analysen, der sich auf die Suche nach einer möglicherweise in Stifters Familie vorhanden
gewesene protestantische Bibelausgabe macht.
- Der Abend schließt mit einer Lesung aus Briefen von
Adalbert Stifters letztem Lebensjahr. Für die Lesung konnte der deutsche Schauspieler Axel Milberg gewonnen
werden, der vor allem durch seine Darstellung des "Tatort"- Hauptkommissars Klaus Borowski (Kiel) einer
breiten Öffentlichkeit bekannt wurde. Milberg ist damit nach Udo Wachtveitl und Andrea Sawatzki der bereits
dritte Tatort-Kommissar, der aus Werken Adalbert Stifters liest.
"Im Gespräch mit Stifter": Veranstaltungen in der Mittagsreihe
Im OÖ. Literaturmuseum sind in Fortsetzung der 2009 eröffneten erfolgreichen Mittagsreihe (jeweils
um 12.30 Uhr) Gespräche mit Autorinnen bzw. Autoren, Literaturwissenschaftlern und Literaturkritikern über
Begegnungen mit dem Dichter bzw. seinem Werk geplant.
Ausstellung "Adalbert Stifters Weltbild"
Eröffnung am 25. September 2018, 19.30 Uhr
"Der Standpunkt der Kunst eines Volkes ist immer der Standpunkt seiner Menschlichkeit" - das Stifterzitat
wird als Motto für eine Ausstellung unter dem Arbeitstitel "Adalbert Stifters Weltbild" dienen.
Sie wird von Hubert Lengauer, Christian Schacherreiter und Georg Wilbertz kuratiert und von Peter Karlhuber gestaltet
(Laufzeit bis Frühjahr 2019). Dabei werden die Themenfelder Politik, Kunst und Liebe im Leben von Adalbert
Stifter behandelt - zentrale Reflexflächen, die Stifters Weltbild konstituieren. Inhalte der Ausstellung sollen
auch im öffentlichen Raum sichtbar werden, so beispielsweise beim Stifter- Denkmal vor dem Landhaus.
Symposion zu "Adalbert Stifter und das literarische Leben seiner Zeit":
27. bis 28. September 2018
Eine Tagung unter dem Titel "Adalbert Stifter und das literarische Leben seiner Zeit" wird Stifter
als Leser und Literaturkritiker (auch in seiner Korrespondenz mit Schriftstellerinnen, Schriftstellerkollegen und
seinem Verleger) ebenso wie sein Werk im Spiegel seiner Rezensenten zeigen und seine Beziehungen zu schreibenden
Zeitgenossen - Freunden wie Konkurrenten - beleuchten.
Das StifterHaus wird 25
Am 28. Jänner 1993, am 125. Todestag Adalbert Stifters, wurde sein Wohn- und Sterbehaus nach Generalsanierung
und Umbau wiedereröffnet. Mit der Neueröffnung erhielt das Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich
auch ein erweitertes Aufgabenprofil. Waren bis dahin die Stifter-Forschung und die Betreuung von Archiv-Materialien
zur oberösterreichischen Literatur seine vorrangigen Aufgaben gewesen, nahm nun im Galerieraum im Erdgeschoß
(anfangs als "Stiftergalerie" auch ein Ort der bildenden Kunst) das OÖ. Literaturhaus seinen regelmäßigen
Veranstaltungsbetrieb auf. Im zweiten Stock wurde das OÖ. Literaturmuseum eingerichtet. Das "StifterHaus"
ist heute eine weit über Oberösterreich hinaus bekannte Einrichtung für Literatur und Sprache.
Insgesamt 1.627 Veranstaltungen gingen seither im StifterHaus über die Bühne. Die Bandbreite reicht von
Lesungen und Buchpräsentationen, Diskussionen, Performances und Filmvorführungen, Vernissagen, Finissagen,
Tagungen, Symposien, Kolloquien und Vorträge. Mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher haben an den Veranstaltungen
teilgenommen. Stellvertretend für die große Zahl von heimischen und internationalen Autorinnen und Autoren,
die im StifterHaus bereits zu Gast waren, sei hier die Literaturnobelpreisträgerin Hertha Müller genannt,
die schon 1989 und 1998 in Linz aus ihren Werken las. 2003 und 2010, kurz nachdem sie mit dem Nobelpreis für
Literatur ausgezeichnet worden war, war sie auf Einladung des StifterHauses erneut zu Gast in Linz.
Festakt und Themenschwerpunkt
Anlässlich der Feier von "25 Jahre StifterHaus Neu" wird in der zweiten Maihälfte 2018
ein Festakt mit Autorinnen und Autoren stattfinden. Neben besonderen Angeboten zu den einzelnen Bereichen des Hauses
wird an diesem Abend - wie auch bereits zu früheren Anlässen - das gesamte Haus zugänglich sein.
Das Frühjahrsprogramm 2018 bringt zudem einen Themenschwerpunkt unter dem Motto "weiter wachsen"
- der Haltung eines sich als in ständiger Entwicklung verstehenden StifterHauses entsprechend. Vorgesehen
ist eine Reihe von Lesungen und Buchpräsentationen mit namhaften Autorinnen und Autoren. Erster Gast in der
Reihe ist der slowenisch-kärntnerische Schriftsteller Florjan Lipuš.
Nachwuchsarbeit, Ausstellung und Symposion zu Käthe Recheis
Am Nachwuchs ausgerichtet und damit indirekt bezogen auf das Motto "Wachsen" ist auch das Vermittlungsprogramm
für Volksschulen, das 2018 (in der zweiten und dritten Schulwoche nach Unterrichtsbeginn) erneut über
die Bühne gehen wird: die "Entdeckungsreise Literatur" mit Workshops im Archiv, im Literaturmuseum,
zur Sprachforschung, in der Literaturgalerie und vieles mehr.
Als "Jugendliteratur" wird das Werk der oberösterreichischen Autorin Käthe Recheis häufig
gelesen. Werk und Biografie der Autorin stehen im Zentrum der derzeit im StifterHaus laufenden Ausstellung "Unter
Wölfen"- Käthe Recheis. Literatur und Politik". Im Begleitband zur Ausstellung bemerkt Kuratorin
Kerstin Gittinger über Recheis: "Indem sie in ihren Werken Folgen von Totalitarismus und Unterdrückung
beschreibt, leistet Käthe Recheis Reflexions- und Denkanstöße für LeserInnen jeden Alters.
[...] Zu den Unterdrückten zählt für Käthe Recheis auch der - in unseren Breitengraden bis
zur Ausrottung gejagte - Wolf, für den sie wiederholt Partei ergreift."
Am 1. und 2. März wird anlässlich Käthe Recheis' 90. Geburtstag ein Symposion zu Aspekten ihres
Werkes stattfinden. Die Präsentation des Dokumentationsbandes zum Symposion erfolgt am 17. April 2018 im Rahmen
der Finissage zur Ausstellung.
Weitere geplante Veranstaltungen 2018
Im Kontext "1918-2018"
Die Ausstellung "Karl Kraus und Oberösterreich" (Arbeitstitel) steht im Kontext "100 Jahre
Ende des Ersten Weltkriegs". Gezeigt werden Arbeiten des Verlegers und Illustrators Christian Thanhäuser
zu Karl Kraus sowie Material aus dem Nachlass Karl Kraus (Eröffnung im Mai 2018). Der Herausgeber der "Fackel"
hielt sich wiederholt in Bad Ischl auf. Seine Vortragstätigkeit führte ihn auch nach Linz. In der
"Fackel" findet sich beispielsweise auch der Abdruck eines Stifter-Briefes.
Internationale Tagung zur "Namenforschung"
Vom 4. bis 6. Oktober 2018 findet im Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich ein internationales
Symposion zur "Namenforschung" statt. Zu diesem Treffen werden führende Expert/innen auf dem Gebiet
der Namenforschung aus Österreich und aus den Nachbarländern zum Tagungsthema: "Namenforschung im
Spannungsfeld von Wissenschaft und Öffentlichkeit" erwartet. Dabei werden nicht nur fachübergreifend
Themen benachbarter Disziplinen wie Archäologie, Ethnologie, Geschichtswissenschaften usw. diskutiert, sondern
auch ein kritischer Blick auf den nicht immer optimalen Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und interessierter
Öffentlichkeit geworfen.
Das in Zusammenarbeit mit Institutionen in Bayern und Leipzig (Arbeitskreis bayrisch- österreichische Sprachforschung)
organisierte Symposion verweist speziell auf das im StifterHaus angesiedelte OÖ. Spracharchiv und die dort
geleistete Forschungsarbeit, die sich über die Jahre in zahlreichen Publikationen niedergeschlagen hat (zuletzt
erschien: "Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich. Band 5: Die Ortsnamen der Politischen Bezirke Grieskirchen
und Eferding").
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