Mit einer Reihe von Maßnahmen soll der Anteil von Frauen in technischen Berufen erhöht
werden.
Eisenstadt (blms) - Maßnahmen, mit denen Mädchen für technische Berufe begeistert und der
Frauenanteil in technischen Studienrichtungen nachhaltig erhöht werden können, präsentierten Frauenlandesrätin
Verena Dunst, Mag.a iur Anna Steiger, Vizerektorin für Personal & Gender an der TU Wien, und Mag. Georg
Pehm, Geschäftsführer der FH Burgenland am 17. Novemer bei einem Pressegespräch in der FH Eisenstadt.
Mädchen brauchen Role Models
„Noch immer prägen starre Rollenbilder die Berufswahl von Mädchen und Burschen. Diese gilt es aufzubrechen,
und das möglichst früh. Mädchen brauchen Role Models, denn nur anhand von weiblichen Vorbildern
wird die Scheu vor ‚atypischen‘ Berufen genommen“, ist Dunst überzeugt. Fast die Hälfte der weiblichen
Lehrlinge wird noch immer im Einzelhandel, zur Bürokauffrau und Frisörin ausgebildet, Burschen entscheiden
sich bevorzugt für Metall-, Elektro- und KFZ-technik. Ähnlich die Situation Hochschulbereich: Nur 24
% Frauen schließen derzeit ein technisches, jedoch 70 % ein geisteswissenschaftliches Studium ab. Männliche
Domänen sind vor allem die Studienrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik - mit teils sehr
geringen Frauenanteilen. „Heute werden mehr als die Hälfte der Uniabschlüsse von Frauen gemacht. Jetzt
geht es darum, die Chancengleichheit auch in den technischen Bereichen zu erreichen“, so Dunst.
Frauenanteil in Technikstudien: Luft nach oben
„Luft nach oben“ ortet denn auch TU- Vizerektorin Steiger beim Frauenanteil, der an der TU Wien derzeit rund
28 % beträgt. Um diesen zu erhöhen und Technik Kindern genderneutral näher zu bringen, wird von
der TU bei allen Altersgruppen angesetzt. Schon für die Jüngsten wird „Technik im Kindergarten“ angeboten,
für SchülerInnen gibt es unter anderem „Technike Sommerworkshops“ oder „F.I.T.“ (Frauen in die Technik)-Infotage
und Workshops. Ein breites Angebot steht auch für Studentinnen bereit, so etwa Online-Mentoring und spezielle
Seminare und individuelle Coachings.
AbsolventInnen technischer Berufe werden am stärksten nachgefragt sein
Derzeit würden alle Prognosen ein starkes Wachstum aller ingenieurwissen- schenschaftlichen Bereiche voraussagen.
„Diese Jobs und die AbsolventInnen in diesem Bereich werden auch am meisten nachgefragt sein“, sagt Steiger. Sie
wünscht sich einen höheren Frauenanteil nicht nur bei den Studierenden, sondern generell auch in Führungsebenen
im technischen Bereich. Die TU lobt deshalb seit 2015 jährlich einen Frauenpreis aus, mit dem erfolgreiche
Absolventinnen der TU Wien ausgezeichnet werden, die in ihrem Berufsleben Projekte und Aufgaben durchgeführt
haben, die von besonderer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher oder wissenschaftlicher Relevanz sind. „Ihre Berufsbiografie
soll als Vorbild für Schülerinnen und Studentinnen dienen und diese für ihre eigene Berufsplanung
inspirieren“, wünscht sich Steiger.
Pehm: „Brauchen ‚Halbe/Halbe‘“
„Wir brauchen ‚Halbe/Halbe‘ auch in technischen Studienrichtungen, also ebenso viele Chancen, Ausbildung, Studienplätze
für Frauen wie für Männer“, fordert FH-Geschäftsführer Georg Pehm. Die Hochschulen seien
Vorreiter in Gleichberechtigung, Gleichbehandlung und Chancengleichheit. Schwerpunkte der Maßnahmen und Aktivitäten
der FH Burgenland seien dabei gemeinsame Projekte mit Kindergärten und Schulen, von der Pflichtschule bis
zu den maturaführenden Schulen. „Damit wollen wir Bewusstsein und Zugänge schaffen. Bei über 60
Schulbesuchen und auf zahlreichen Messen jährlich stellen wir technische Studiengänge insbesondere für
Frauen vor“. Daneben bieten femtech-Praktika und spezifische Maßnahmen im Bereich der Vereinbarkeit von Studium,
Familie und Beruf sowie weibliche Vorbilder ein positives Umfeld für Frauen.
FH Burgenland: 55 % Frauenanteil, 22 % Frauen in technischen Studiengängen
An der FH Burgenland studieren rund 2300 Personen, der Anteil an Frauen ist in den letzten fünf Jahren
von 50 % auf 55 % gestiegen. Von den 22 Studiengängen sind acht als „rein“ technische Studiengänge zu
bezeichnen. In diesen Studiengängen beträgt der Anteil an Frauen zwischen 17 % und 40 %. Über alle
Studierende in rein technischen Studiengängen beträgt der Frauenanteil rund 22 %, womit die FH Burgenland
im Bereich aller anderen technisch orientierten Hochschulen bzw. von technischen Disziplinen in anderen Fachhochschulen
liegt.
Von „F.I.T.“ bis „Typisch Ich“
Mit einer Reihe von Maßnahmen versucht auch das Land, Mädchen technische Berufe schmackhaft zu machen.
Zu diesen zählen das Projekt „F.I.T.“ (Frauen in die Technik), die BIBI-Messe, der Girls‘ Day Mini, Roberta
oder das MonA-Mobil. Die in diesem Jahr ins Leben gerufene Kampagne „Typisch Ich“ soll ebenfalls zum Aufbrechen
typischer Rollenbilder bei Mädchen und Buben beitragen.
„Wir legen den Grundstein, um Interesse für Technik zu wecken. Daher sind diese Projekte und Initiativen im
Burgenland wichtig, um künftig mehr Frauen an den Universitäten und Fachhochschulen zu haben und schließlich
auch die Lohnschere weiter zu schließen“, so Dunst abschließend. Eine technische Ausbildung biete nicht
nur ausgezeichnete Job- und Aufstiegschancen, sondern auch ebensolche Verdienstmöglichkeiten.
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