25. November 2017 - 22. April 2018 Mönchsberg [4]
Salzburg (mdm) - Den Veränderungen der Auffassung von Raum sowie dessen medialer Darstellung aus historischer
und globaler Sicht geht das Museum der Moderne Salzburg in der Ausstellung Raum & Fotografie nach. Exemplarisch
werden darin die veränderten fotografischen Sichtweisen auf und in den Raum internationalen Vergleichen unterzogen.
Räumliches Sehen und Vorstellungen von räumlichen Dimensionen, ihrer Ausdehnung und Veränderung
entsprechen eigentlich nicht der Zweidimensionalität der technischen Aufnahme. Gerade aus diesem Grund setzen
sich Fotograf_innen seit den Anfängen der Fotografie mit der Darstellung von Raum auseinander. In Raum &
Fotografie präsentiert das Museum der Moderne Salzburg zu dieser Thematik erstmals Werke von 35 Künstler_innen
aus vierzehn Ländern, mit Exponaten von 1860 bis heute. Das inhaltliche Spektrum der Ausstellung reicht von
Arbeiten zu architektonischen und virtuellen Räumen, u. a. von Wolfgang Tillmans, bis hin zu Fotografien zu
sozialen, ökonomischen und konzeptuellen Themen etwa von Santu Mofokeng. "Als Kompetenzzentrum für
künstlerische Fotografie verknüpfen wir in dieser Ausstellung das Medium der Fotografie mit gesellschaftspolitischen
Fragestellungen zum Raum, insbesondere auch zu immer häufiger auftretenden Grenzen und Normierungen",
so Sabine Breitwieser, Direktorin am Museum der Moderne Salzburg. "Unser Anliegen ist es, Fotografie einerseits
in formaler und technischer Hinsicht sowie andererseits in ihrer Entwicklung von Genres und Themen in unterschiedlichen
geografischen und sozialpolitischen Zusammenhängen zu beleuchten." Die historische Tiefe und kulturelle
Breite von Raum & Fotografie unterstreicht Christiane Kuhlmann, Kuratorin für Fotografie und Medienkunst:
"Wir zeigen neben Arbeiten aus der Anfangszeit der Fotografie vor allem auch zeitgenössische Werke von
Künstler_innen, die von außerhalb Europas stammen und aufgrund ihrer unterschiedlichen sozialen Prägungen
und Lebensbedingungen Raum anders wahrnehmen und interpretieren, als es aus eurozentrischer Sicht lange Zeit üblich
war." Die fotografischen Exponate reichen von einer begehbaren Camera obscura, in der das Licht der Salzburger
Altstadt zum projizierten Bild wird, bis hin zu der Installation How Not to Be Seen (2013) von Hito Steyerl, in
der man - entgegen aktueller Überwachungsszenarien - unsichtbar werden kann.
Thematisch gliedert sich die Ausstellung Raum & Fotografie in sechs Kapitel, beginnend mit frühen Bildverfahren
und experimenteller Fotografie als Urform des Mediums. Mit den technischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts und
damit einhergehenden neuen Methoden und Möglichkeiten der Kamera, menschliche Sichtweisen und räumliches
Sehen zu imitieren, beginnt das nächste Ausstellungskapitel. Dem "Neuen Sehen", das im frühen
20. Jahrhundert durch die Entwicklung moderner Kameratechniken entstand und zusammen mit den Ideen des "Neuen
Bauens" eine Neubetrachtung des architektonischen Raums mit sich brachte, ist ein weiterer Themenschwerpunkt
gewidmet. Neusachliche Fotograf_innen wie der Bauhauslehrer László Moholy-Nagy nahmen diese Neubetrachtung
zum Anlass für ihre experimentellen Bildkonzepte, die eine Erweiterung der Seheindrücke ermöglichten.
Die anschließenden Kapitel befassen sich mit der fotografischen Wiedergabe des gebauten Raums und dem Einfluss
von Architektur auf die Gesellschaft. Die Expansion der Städte mit der Entstehung von Randbezirken und Wohntürmen
ist ein Thema der Arbeiten des Konzeptkünstlers Stephen Willats und des Fotografen Wolfgang Tillmans, aber
auch der Bildhauerin Isa Genzken. Die Videoinstallation Book for Architects von Tillmanns, die 2014 auf der Architekturbiennale
in Venedig vorgestellt wurde, zeugt von der Faszination, die das Leben in der Stadt und die gegensätzlichen
gestalterischen Einzelentscheidungen für den Künstler haben. Mit dem Film The Forgotten Space (2010)
von Allan Sekula und Noël Burch und Dayanita Singhs Museum of Chance von 2015 widmet sich der abschließende
Teil der Ausstellung den Grenzen in politischen Systemen, Wirtschaftsräumen und solchen, die vor allem virtuell
bestehen.
Mit Werken von
Philip Kwame Apagya (1958, Shama, GH), Herbert Bayer (1900 Haag am Hausruck, AT - 1985 Montecito, CA, US),
Giacomo Brogi (1822-1881 Florenz, IT), Franz Burgmüller (1966 Hüttau, AT - Salzburg, AT), Jind?ich Eckert
(1833 - 1905 Prag, CZ), Hans-Peter Feldmann (1941 Düsseldorf, DE), Seiichi Furuya (1950 Izu, JP - Graz, AT),
Isa Genzken (1948 Bad Oldesloe, DE - Berlin, DE), Johannes Gramm (1964 Essen, DE - Essen, DE / Westkapelle, NL),
Birgit Graschopf (1978 Wien, AT), Florence Henri (1893 New York, NY, US - 1982 Compiègne, FR), M. Hoffmann
(Lebensdaten unbekannt), Kenneth Josephson (1932 Detroit, MI, US - Chicago, IL, US), Wolfgang Kudrnofsky (1927-2010
Wien, AT), Georges Lévy & Moyse Léon (Léon & Lévy) (1833-1913 bzw. geb. 1812),
Werner Mantz (1901 Köln, DE - 1983 Eijsden, NL), Ingrid Martens (KwaZulu-Natal, ZA - Johannesburg, ZA), Santu
Mofokeng (1956 Soweto, Johannesburg, ZA), László Moholy-Nagy (1895 Bácsborsód, HU -
1946 Chicago, IL, US), Negretti & Sambra (Crystal Palace Company): Henri Negretti (1818 Como, IT - 1879 London,
GB), Joseph W. Sambra (1822 Saffron Walden, GB - 1897 South Hampstead, GB), Beaumont Newhall (1908 Lynn, MA, US
- 1993 Santa Fe, NM, US), Gregor Sailer (1980 Schwaz, AT - Vomp, AT), Alfons Schilling (1934 Basel, CH - 2013 Wien,
AT), Allan Sekula / Noël Burch (1951 Erie, PA, US - 2013 Los Angeles, CA, US / 1932 San Francisco, CA, US
- Frankreich), Dayanita Singh (1961 Neu-Delhi, IND), Margherita Spiluttini (1947 Schwarzach im Pongau, AT - Wien,
AT), Hito Steyerl (1966 München, DE - Berlin, DE), Sasha Stone (1895 St. Petersburg, RU - 1940 Perpignan,
FR), Clare Strand (1973 Brighton, GB), Yutaka Takanashi (1935 Tokio, JP), Wolfgang Tillmans (1968 Remscheid, DE
- Berlin, DE), Umbo (Otto Umbehr 1902 Düsseldorf, DE - 1980 Hannover, DE), Felix Weber (1929 Langenwang, AT
- Mürzzuschlag, AT), Stephen Willats (1940 London, GB)
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