IRE Konferenz über grenzüberschreitenden Verkehr, Logistiklösungen und Verteilerzentren
in den Regionen
Opatija/Salzburg (ire) - Durch den zunehmenden grenzüberschreitenden Handel und den vermehrten Verkehrsaufkommen
in Europa, stehen Regionen und Städte vor großen Herausforderungen. Das Institut der Regionen Europas
(IRE) widmete diesem Bereich eine Fachkonferenz zum Thema „Transport & Logistik - Optimierung der Güterverteilung
in den Regionen“ am 9. November in Opatija, Kroatien.
„Es gibt Lücken, die es zu schließen gilt“
IRE-Vorstandsvorsitzender Franz Schausberger eröffnete die Fachkonferenz vor über 85 TeilnehmerInnen
aus über acht Ländern Europas in Opatija, Kroatien. Schausberger verwies darauf, dass bei der Westbalkan-Konferenz
am 12. Juni 2017 in Triest ein Verkehrsgemeinschafts-Vertrag mit fünf Westbalkan-Ländern unterzeichnet
wurde, der auch für Kroatien von besonderer Bedeutung ist. Dieser wird den Weg für Infrastrukturverbesserungen
sowie bessere Transportdienstleistungen in der gesamten Region ebnen, neue Investoren in die Region bringen und
zu ihrem Wirtschaftswachstum beitragen. Schließlich wird dieser Vertrag den Ländern des westlichen Balkans
dabei helfen, die nachbarschaftlichen Beziehungen – insbesondere zu Kroatien - zu stärken, die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit zu fördern und letztendlich diese Länder näher an die Europäische Union heranzuführen.
Schausberger informierte, dass auf dem Gipfeltreffen in Triest sieben neue zusätzliche Konnektivitätsprojekte
mit Gesamtinvestitionen von über 500 Millionen beschlossen wurden. Damit beträgt die gesamte Konnektivitätsfinanzierung
seit 2015 für insgesamt 20 Investitionsprojekte mehr als 1,4 Milliarden Euro.
Infrastruktur als nachhaltige Investition
Die Infrastruktur ist entscheidend für den kroatischen Tourismus. Es ist wichtig, den Weg nach Mitteleuropa
zu modernisieren. Dafür spielen die Erweiterung des Schienenverkehrs und der Ausbau der Autobahnen (Rijeka-Zagreb-Wien-Budapest)
eine entscheidende Rolle. Kooperationen mit anderen Häfen stellen einen zentralen Stellenwert für den
Import und Export dar. Den Meeresverkehr in die nächstgelegenen Hafenstädte (Triest, Koper, Rijeka) sowie
in das Schwarze Meer und dem Baltikum zu verstärken ist von immenser Wichtigkeit. Ziel ist es, die regionalen
Besonderheiten zu fördern und Verkehrskorridore (unter anderem Korridor fünf und zehn) auszubauen. Kroatien
ist offen für eine verstärkte Zusammenarbeit und die Beziehung zu der Europäischen Union ist für
die Region Primorje-Gorski Kotar von zentraler Bedeutung, betonte Zlatko Komadina, Präsident der kroatischen
Region Primorje-Gorski Kotar. Die stellvertretende Bürgermeisterin von Opatija, Vera Anicic, schloss sich
der Meinung an, dass Opatija ohne seinen Transport nicht so entwickelt wäre und das die Berücksichtigung
der Regionen in der Transportwirtschaft von großer Bedeutung sei.
Der europäische Weg führt in die ländlichen Regionen
Branko Baricevic, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Kroatien, betonte insbesondere
die Bedeutung grenzüberschreitender Kooperationen und der Verkehrskorridore der einzelnen Länder um die
Wettbewerbsfähigkeit in der Europäischen Union zu erhalten. Weiters verwies er auf den sauberen „Clean“
Transport hin, um den hohen Standard zu wahren.
EU-Projekte sind leistungsstarke Instrumente zur Bewältigung von Herausforderungen, Prioritäten und
Bedürfnissen der ZEI-Mitgliedstaaten, betonte Paulo Dileno, ZEI-Projektmanager für EU-Transportprojekte
in Triest, Italien. Seit 2004 hat die ZEI 29 Projekte mit einem Gesamtwert von rund 53 Millionen Euro in Bereichen
wie Verkehr, Energieforschung, Innovation und Kultur umgesetzt. Derzeit sind 14 Projekte im Gesamtwert von 24 Millionen
Euro in Umsetzung. Diese werden hauptsächlich durch INTERREG-Programme finanziert und konzentrieren sich auf
Verkehrsfragen. Des Weiteren verwies Dileno auf das Projekt ACROSSEE, dass von 2012 bis 2014 von ZEI geleitet wurde
und sich auf die Verbesserung der Zugänglichkeit und Gesamteffizienz des südosteuropäischen Verkehrsnetzes
konzentriert. ACROSSEE unterstützt die Definition eines Transportmodells für das gesamte Gebiet sowie
einen Aktionsplan für Grenzübergangsstellen und Engpässe. Als Folgemaßnahme von ACROSSEE wird
das Projekt ADRIPASS im nächsten Januar beginnen. Darüber hinaus verwies Dileno auf ein weiteres Projekt
namens CONNECT2CE, das sich mit der Verbesserung des multimodalen Personenverkehrs in Grenzregionen befasst.
Grenzüberschreitende Möglichkeiten - Hafen Rijeka kann an internationaler Bedeutung gewinnen
Um grenzüberschreitende Entwicklung zu ermöglichen, sind Investitionen in den Ausbau der mediterranen
Korridore, in Häfen sowie in den Schienenverkehr von großem Nutzen. Die EU unterstützt diese Investitionen,
erläuterte Igor Radic, Berater des Ministers für Meeres-, Verkehrs- und Infrastruktur in Kroatien. Obwohl
der Hafen Rijeka derzeit eine relativ geringe internationale Bedeutung habe, könne diese künftig zunehmen,
wenn es eine großräumige Verlagerung der globalen Güterströme zum Mittelmeer gibt, wenn der
Hafen selbst modernisiert und die Logistik verbessert wird und wenn die Anbindungen an das Hinterland erweitert
werden, erklärte Helmut Adelsberger, CEO von InfraConceptA aus Wien.
Die Planung des grenzüberschreitenden Verkehrs und der Verkehrsknotenpunkte erfordere eine schnellere Umsetzung
dessen, was auf politischer Ebene vereinbart werde, betonte Matjaž Vrcko, Vertreter des slowenischen Ministeriums
für Infrastruktur. Darüber hinaus verwies er auf die Nutzung bestehender Infrastrukturen und deren Modernisierung,
bevor neue große Investitionen getätigt werden. Daher ist Transparenz zwischen den Westbalkanstaaten,
den EU-Mitgliedstaaten und der europäischen Kommission erforderlich, um eine Rechtsgrundlage zu gewährleisten.
Die Europäische Kommission unterstützt nachdrücklich das südosteuropäische Netz (SEE),
dabei sind Kernnetzkorridore zum westlichen Balkan unvermeidlich, ergänzte Vrcko.
Logistikbranche ist in struktureller Veränderung begriffen
Transport und Logistik seien entscheidende Entwicklungs- und Wettbewerbsfaktoren von Wirtschaftsräumen,
erklärte Beatriz Schönstein-Wippel von der Außenwirtschaft Austria der Wirtschaftskammer Österreich.
Die Logistikbranche habe sich strukturell verändert, Partnerschaften zwischen regionalen und internationalen
Logistikanbietern innerhalb der Liefer- und Wertschöpfungsketten werden immer wichtiger. Dies sei wichtig,
um im weltweiten Wettbewerb bestehen zu können. Der globale, stetige Ausbau der Infrastrukturen und Kapazitäten
wie Verkehrsstrecken, Logistikterminals, Häfen, Internet etc. ist dringend notwendig. So ist etwa der Bedarf
an Bahninfrastruktur zwischen EU und China nur zur Hälfte gedeckt. Dabei ist die Verdichtung und Adaption
auf multimodale Verkehrs- und Transportkonzepte unter Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte immer
wichtiger. Green Logistik zielt auf die Reduktion der Umweltbelastungen und auf die Nachhaltigkeit des gesamten
Prozesses.
Transportkorridore als Brücke zur EU
Die kroatische Wirtschaftskammer legt einen besonderen Schwerpunkt auf den Bereich Transport und Logistik,
wobei unter anderem die Stadt Rijeka ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist. Rijeka ist der Sitz des größten
kroatischen Hafens und seine Verkehrskorridore sind für Kroatien und die EU von großer Bedeutung, da
es zwei große europäische Gebiete mit dem Rest der Welt verbindet. Wegen seiner Größe und
Wichtigkeit wurde es zum Hafen von besonderem internationalen und wirtschaftlichen Interesse für die Republik
Kroatien ernannt, erklärte Zlatko Micetic, leitender Berater der Kroatischen Wirtschaftskammer in Rijeka.
Die Kammer erkennt die Notwendigkeit einer modernen Logistiklösung für den Verkehrssektor an und entwickelte
ein Projekt mit dem Titel "Würdigung des intermodalen und multimodalen Transports von Gütern und
Passagieren". Das Projekt, das im Juni dieses Jahres in Barcelona bei der ASCAME-Konferenz vorgestellt wurde,
wurde bei der Adriatic & Ionian Initiative als ein Schlüsselentwicklungsprojekt für die Region eingereicht.
Um sich zu entwickeln, braucht man vor allem Investitionen, betonte Damir Vukic, Geschäftsführer Rail
Cargo Logistik in Kroatien, und bezog sich vor allem auf den Hafen Koper, der nicht in der Lage ist alles zu bewältigen,
weshalb der Hafen Rijeka verbessert werden soll. Weiters sollten Eisenbahnen in der Lage sein, mehr und schwerere
Waren zu transportieren. Um den Tourismus in ganz Kroatien anzukurbeln, sind funktionierende Autobahnen das wichtigste
Instrument. Um dies jedoch zu gewähren betonte Roland Raith von der Gebrüder Weiss Gesellschaft m.b.H
in Graz, Österreich, die Wichtigkeit der Zusammenarbeit der Regionen. Ergänzend fügte Norbert Wenzel,
CEO von Wenzel Logistik GmbH in Österreich hinzu, dass die politische Partizipation und Zusammenarbeit dabei
unabdingbar sind.
Verkehrssysteme müssen gesamteuropäisch betrachtet werden
Wenn man das gesamte Europa betrachtet, muss man die EU-Politik als Gesamtraum sehen. Je schneller Waren transportiert
werden, desto profitabler ist es. Der Zusammenschluss der unterschiedlichen Gebiete in Europa ist dafür ein
wichtiger Grundstein, um unter anderem auch Finanzierungen seitens der EU zu bekommen, so Georg Krauchenberg, Geschäftsführer
des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM).
Wenn man Kroatien betrachtet, ist das bestehende Verkehrssystem nicht an den intermodalen Verkehr angepasst,
betonte Ljudevit Krpan, Abteilungsleiter für Entwicklung, Infrastruktur und Projektmanagement in Rijeka, Kroatien.
Daher sind klare Richtlinien, Regelungen, Logistikzentren, Industrieterminals, bessere Containerisierung von Gütern
und Umschlagstationen an Bahnhöfen notwendig, um die Verkehrsinfrastruktur innerhalb des intermodalen Transportsystems
aufzubauen und zu modernisieren. Das Schlüsselelement, das die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Häfen
innerhalb Europas bestimmt, ist die Zuverlässigkeit der Dienstleistungs- und Transportverbindungen mit dem
Hinterland, d.h. die Verbindung und Integration mit dem Netz der wichtigsten europäischen Verkehrskorridore.
Die Umsetzung des Alternativszenarios hängt von Investitionen in Hafen und der Verkehrsinfrastruktur ab.
Europa ist vernetzt und die Infrastruktur in Kroatien muss sich mit den Partnerländern vernetzen. Dabei
ist vor allem wichtig, dass kein Konkurrenzdenken zwischen Rijeka und Unternehmen in Zagreb aufkommt. Die Voraussetzungen
verschiedener Städte, beispielsweise Zagreb, an den Verkehrskorridor anzubinden sind gegeben und weisen viele
Angebote auf. Dafür ist ein zentraler Umschlagplatz der Güter entscheidend um unter anderem auch die
langen Wartezeiten drastisch zu verkürzen. Zentren müssen sich daher unbedingt vernetzen, wies Franz
Glanz, Geschäftsführer von Cargo Center Graz in Österreich, hin.
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