Leichter Rückgang der Krankenstände, Zahl der Arbeitsunfälle auf historischem
Tiefstand. Kurzkrankenstände steigen auf 40% aller erfassten Krankenstandsfälle, machen aber dennoch
nur 8,6% aller krankheitsbedingten Fehlzeiten aus.
Wien (hauptverband) - Was 2007 mit einem ersten Bericht begonnen hat, ist mittlerweile ein alljährlicher
Fixpunkt – der Österreichische Fehlzeitenreport, breit getragen von der Unterstützung und Zusammenarbeit
zwischen dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger, der Wirtschaftskammer und der Arbeiterkammer. Im
Vergleich zum Jahr 2015 kam es 2016 in Österreich zu einem leichten Rückgang der krankheitsbedingten
Fehlzeiten. Die unselbständig Beschäftigten waren im Jahresverlauf durchschnittlich 12,5 Tage im Krankenstand,
um rund 1,3% weniger als 2015 (12,7 Tage). Dieser Wert entspricht einer Krankenstandsquote von 3,4% (2015: 3,5%).
Langfristig gesehen ist das Krankenstandsniveau in Österreich derzeit vergleichsweise niedrig: Die krankheitsbedingten
Fehlzeiten erreichten 1980 ihren Höchstwert, als pro Kopf 17,4 Krankenstandstage anfielen und die Krankenstandsquote
bei 4,8% lag. In den Jahren 1990 und 2000 waren die Beschäftigten durchschnittlich 15,2 Tage bzw. 14,4 Tage
krankgeschrieben. Der langjährige Trend zu einer Verkürzung der Dauer der Krankenstandsfälle setzte
sich auch 2016 fort. Kurzkrankenstände stellen aktuell 40% aller erfassten Krankenstandsfälle dar. Gemessen
an der Summe der Krankenstandstage ist ihr Gewicht aber gering und liegt bei 8,6% aller krankheitsbedingten Fehlzeiten.
Maßnahmen zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit werden zielgerichtet weiterentwickelt
Alexander Hagenauer, stellvertretender Generaldirektor im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger,
unterstreicht, dass eine gesunde Arbeitswelt einen wesentlichen Beitrag für ein längeres und selbstbestimmtes
Leben bei guter Gesundheit leistet. „Sowohl die Sozialversicherung als auch die Betriebe setzen hier bereits viele
Präventionsmaßnahmen um. Die Analyse der Fehlzeiten ist dabei ein wichtiger Ansatzpunkt, unsere Präventionsaktivitäten
zielgerichtet noch weiter auszubauen. Gerade, wenn es darum geht, ältere Menschen im Erwerbsleben zu halten,
braucht es gemeinsame Anstrengungen der betrieblichen Akteure sowie entsprechende Rahmenbedingungen. Die Ergebnisse
der diesjährigen Untersuchung zeigen, dass der Einsatz von alters- und alternsgerechten Maßnahmen in
Unternehmen die Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer erhöht. Welche Ansatzpunkte es hier national
wie international gibt, wird im Fehlzeitenreport ausführlich dargelegt“,so Alexander Hagenauer abschließend.
Vorsorge statt Reparatur
"Die Pensionsversicherung folgt dem Grundsatz von Vorsorge statt Reparatur und verstärkt jene Maßnahmen,
welche die Menschen zu einem nachhaltig gesünderen Lebensstil anleiten. Durch Früherkennung und Prävention
soll der Versicherungsfall der Arbeitsunfähigkeit effektiver verhindert werden. So wird derzeit das Projekt
Gesundheitsvorsorge Aktiv (GVA) österreichweit ausgerollt. Und mit Reha-JET orientiert sich ein Rehabilitations-Programm
erstmals ganz intensiv an den konkreten Anforderungen, die Beruf und individueller Arbeitsplatz an die Menschen
stellen. Mit diesem Modell, das für ‚Rehabilitation für Job, Erwerbstätigkeit und Teilhabe‘ steht,
wird die integrierte medizinisch-berufliche Reha weiter ausgebaut.“, erläutert Manfred Anderle, Obmann der
Pensionsversicherungsanstalt.
Erhalt und rasche Wiedererlangung der Gesundheit
Sehr erfreulich ist die Fortsetzung des langfristig rückläufigen Trends bei Arbeitsunfällen:
Die Unfallquote der Beschäftigten erreichte 2016 mit 3,2% einen historischen Tiefststand und hat sich seit
1974 (7,6%) um 58% mehr als halbiert. Der Rückgang der Unfallquote ist auch bei kürzerer Betrachtungsweise
mit 20% seit 2007 beträchtlich. „Das ist vor allem dem Engagement unserer Betriebe im Arbeitnehmerschutz zu
verdanken“, so Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit der Wirtschaftskammer Österreich.
Schwerpunktthema sind ältere Arbeitnehmer
Das Schwerpunktthema des diesjährigen Fehlzeitenreports widmet sich der äußerst wichtigen Gruppe
der älteren Arbeitnehmer. „Die Betriebe wissen um den Mehrwert von Investitionen in diesem Bereich. Zahlreiche
good practices dokumentieren die betrieblichen Maßnahmen zum Erhalt bzw. der raschen Wiedererlangung der
Gesundheit. Die von den Sozialpartnern initiierte neue Wiedereingliederungsteilzeit trägt zusätzlich
dazu bei, Menschen länger gesund und in Beschäftigung zu halten und dadurch einen Beitrag zum Abbau des
Fachkräftemangels zu leisten“, so Martin Gleitsmann abschließend
Gesunde und sichere Arbeitsplätze als Motor des wirtschaftlichen Erfolgs
„Die menschengerechte Arbeitsgestaltung für alle Altersgruppen ist der Schlüssel zu alternsgerechter
gesunder Arbeit. Das zeigt der Fehlzeitenreport 2017 des WIFO und verweist - einmal mehr - auf gesicherte arbeitswissenschaftliche
Erkenntnisse. Gesunde und sichere Arbeitsplätze sind der Motor des wirtschaftlichen Erfolgs und die Arbeitnehmer
gewinnen gesunde Lebensjahre“, sagt Alexander Heider, Leiter der Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Arbeit in
der Arbeiterkammer Wien. „Voraussetzung dafür ist, dass die Arbeitgeber ihre Fürsorgepflicht ernst nehmen,
die Evaluierung physischer und psychischer Arbeitsbelastungen durchführen und Maßnahmen zum Schutz der
Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten auch umsetzen. Für über 50-Jährige sind beispielsweise
Arbeitsanforderungen mit weniger starkem Zeitdruck und mehr Pausen für Erholung altersadäquat. Um länger
gesund zu bleiben, empfiehlt die Arbeitswissenschaft für über 55-Jährige eine tägliche Arbeitszeit
von 8 Stunden oder kürzer. 12-Stunden-Arbeitstage würden hier in eine gesundheitspolitische Katastrophe
führen und ältere Arbeitnehmer dafür mit ihrer Gesundheit bezahlen“, führt Heider aus.
Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über
der solidarischen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung Österreichs. Die Sozialversicherung garantiert
unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine
sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,5 Millionen Menschen anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte
Angehörige).
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