8. Tiroler Integrationsenquete

 

erstellt am
14. 11. 17
13:00 MEZ

„Mit Gottes Hilfe? Zur Rolle von Religion bei der Integration MIT Zugewanderten“
Innsbruck (lk) - Welche Rolle spielt Religion im Integrationsprozess? Und kann man den Einfluss von Religion im Kontext der Integration positiv nutzen? Diesen Fragen ging die 8. Tiroler Integrationsenquete nach. „In Österreich gilt die Trennung von Staat und Religion. Aus diesem Grund sind auch die Integrationspolitik und die Integrationsarbeit strikt neutral und unabhängig von religiösen Dogmen“, betonte Integrationslandesrätin Christine Baur in ihren Begrüßungsworten. Nichtsdestotrotz hat Religion für viele Zugewanderte eine große Bedeutung, teilweise auch bedingt durch die Vertreibung von religiös andersdenkenden Menschen und ihre erzwungene Flucht. Für diese Menschen ist der Glaube eine identitätsstiftende Konstante. Dies gilt für viele Menschen, die außerhalb ihrer ursprünglichen Heimat leben – bis hin zu jenen, die ursprünglich ihren Glauben nicht wichtig genommen haben, in der neuen Umgebung jedoch sehr viel Wert auf Religion und Religionspraxis legen.

Gleichzeitig kann in der Ankunftsgesellschaft der Eindruck der Überfremdung und die Angst entstehen, dass nicht-christliche Religionen zu viel Einfluss gewinnen könnten. „Insbesondere im Integrationsprozess spielen Religionen daher eine bedeutende Rolle – sie tragen einerseits zur Abgrenzung zwischen UNS und den ANDEREN bei und motivieren andererseits zu Begegnung und Anerkennung“, so LRin Baur.

In Tirol gibt es 17 Religions- und Bekenntnisgemeinschaften, deren RepräsentantInnen zur Enquete eingeladen wurden und von denen einige VertreterInnen zu Wort kamen. Ihre Rolle im Integrationsprozess wurde im Rahmen der Enquete thematisiert und diskutiert.

Religion im Integrationsprozess und praktische Herausforderungen
Im Rahmen der Enquete wurden die Entwicklungen in Europa und die Rahmenbedingungen in Österreich verbunden mit praktischen Erfahrungen im Umgang mit Religion im Integrationsprozess beleuchtet. So zeichnete Naika Foroutan, Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt-Universität Berlin ein Bild der gesellschaftlichen Strömungen der Willkommens- und Abwehrkulturen. Die Entwicklung zu einer Einwanderungsgesellschaft, so Foroutan, erfordere die Ausweitung des Integrationsprozesses von Minderheiten und MigrantInnen auf die Gesamtgesellschaft.

Der Jurist und Historiker Stefan Schima von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Wien referierte über die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Religionsausübung in Österreich und verwies auf das Staatsgrundgesetz und die Europäische Menschenrechtskonvention, die eine freie Religionsausübung festschreiben. Dies habe auch Auswirkungen auf die Rahmenbedingungen der Religionsausübung im Bereich der Schulen, Universitäten und Seelsorge, insbesondere der Militär-, Gefangenen- und Krankenhausseelsorge. Schima thematisierte in diesem Zusammenhang auch das sogenannte „Auslandsfinanzierungsverbot“, wonach laut der Novelle des österreichischen Islamgesetzes die Finanzierung von muslimischen Vereinen und Moscheen aus dem Ausland verboten ist.

In vier Impulsreferaten wurden bei der Integrationsenquete praxisnahe Themen und Herausforderungen angesprochen. So wurden Fragestellungen nach der Sichtbarkeit von Religion und religiösen Symbolen im öffentlichen Raum, dem Umgang mit religiösen Haltungen und Regeln im Schulalltag, aber auch Aspekte des Antidiskriminierungsrechts und die Extremismusprävention und Deradikalisierung behandelt.

Druckfrisch aufgelegt wurde bei der Enquete auch der Tiroler Integrationskalender 2018.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.tirol.gv.at/integration

 

 

 

 

 

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