Qualitätsprogramme gewinnen weiter an Bedeutung
Linz (lk-ooe) - Nach einem eher durchwachsenen Jahr 2016 ist am Rindfleischmarkt heuer wieder ein positiver
Preistrend festzustellen. Besonders erfreulich ist die gute Nachfrage bei AMA-Gütesiegelfleisch und anderen
Qualitätsprogrammen. Dies zeigt, dass die Konsumenten die heimische Qualität schätzen.
Preiskurve geht heuer leicht nach oben
Beim Stier ist von Jänner bis November der Basispreis gegenüber dem Vorjahr im Schnitt um rund zehn
Cent je Kilogramm gestiegen, ein Plus von etwa drei Prozent. Davon haben auch die Milchbauern durch einen höheren
Preis beim Verkauf von Stierkälbern an die Rindermastbetriebe profitiert. Deutlich stärker war die Preisverbesserung
bei der Schlachtkuh um ca. 25 Cent je Kilogramm oder 13 Prozent. Allerdings war bei der Kuh im
Vorjahr auch der Preisrückgang am stärksten ausgeprägt, ausgelöst durch überdurchschnittlich
hohe Schlachtungen an Kühen wegen des damals schlechten Milchpreises. Recht stabil zeigt sich die Preiskurve
bei der Kalbin, jungen weiblichen Rindern mit einem Alter von etwa zwei Jahren.
Oberösterreichs Rinderbauern forcieren Qualitätsprogramme
Das beim österreichischen Konsumenten mit Abstand bekannteste Qualitätslabel bei Rindfleisch ist
das AMA-Gütesiegel. Nachdem nun auch der REWE-Konzern in den BILLA- und Merkur-Filialen mit dem Verkauf von
AMA-Gütesiegel-Rindfleisch startet, wird der österreichische Lebensmittel-Einzelhandel ab Anfang 2018
nahezu flächendeckend AMA- Gütesiegel-Rindfleisch in den Fleischtheken führen. Damit wird die Verfügbarkeit
von AMA- Gütesiegel-Rindfleisch für den Konsumenten nochmals weiter verbessert.
"Die Rinderbauern werden auf diese verstärkte Nachfrage reagieren und das Angebot an AMA-Gütesiegel-Rindern
noch ausweiten. AMA-Gütesiegel-Rinder dürfen nur von Bauern kommen, die von der AMA-Marketing dafür
gelistet sind und einen Erzeugervertrag mit der AMA-Marketing haben. Mit diesem Vertrag verpflichten sie sich zur
Einhaltung von speziellen Produktionsauflagen. Daher wird es notwendig sein, in den kommenden Monaten noch weitere
Bauern als Mäster für das AMA-Gütesiegel-Rind zu gewinnen. Die Landwirtschaftskammer ist aber überzeugt,
dass das Interesse vieler Betriebe an einem Einstieg in die Haltung von AMA-Gütesiegel-Rindern gegeben ist",
so Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker.
Ein weiteres, seit 13 Jahren erfolgreiches, Kooperationsprojekt ist das M-Rind-Programm, das zusammen mit McDonald's
Österreich umgesetzt wird. Bauernhöfe, die bestimmte Auflagen (wie die Mitgliedschaft beim Tiergesundheitsdienst)
erfüllen, können sich speziell für das M-Rind Programm listen lassen. In Oberösterreich sind
das ca. 2.300 Rinderbetriebe. Durchschnittlich liefern diese Betriebe im Jahr ca. vier bis fünf M-Rinder.
Die Gastronomie hat bislang stark auf Rindfleisch aus anderen EU-Ländern oder Südamerika gesetzt. Für
sie wurde mit den Marken "Cult Beef" und "Premium Rind" ein überzeugendes Angebot für
Spitzenqualität aus Österreich gelegt.
"Gerade in der Gastronomie und auch beim Außer-Haus-Verzehr in Kantinen, Krankenhäusern oder Mensen
ist noch viel Potenzial für die Verwendung von heimischem Rindfleisch gegeben. Hier fordert die Landwirtschaftskammer
die verpflichtende Herkunftskennzeichnung, damit der Konsument auf einen Blick sieht, ob er zu einem österreichischen
Beiried oder Huftsteak greift", betont Reisecker.
Rinderhaltung - die wirtschaftlich bedeutendste Sparte in der Tierhaltung in OÖ
Mit 567.000 Rindern halten die 13.900 oberösterreichischen Rinderbauern fast 30 Prozent des gesamtösterreichischen
Bestandes. Damit ist Oberösterreich das rinderstärkste Bundesland. Der Durchschnittsbestand je Betrieb
liegt derzeit bei ca. 41 Tieren. Trotz des fortschreitenden Strukturwandels sind die österreichischen Betriebe
damit im internationalen Vergleich nach wie vor sehr kleinstrukturiert. Der Verkauf von Rindern, sei es als Zucht-,
Nutz- oder Schlachtrinder, bringt den Betrieben in Oberösterreich jährlich Roheinnahmen von ca. 250 Millionen
Euro und trägt damit erheblich zum Gesamteinkommen bei.
208.000 Rinderschlachtungen in Oberösterreich im Jahr 2016
Mit 106.000 Stück entfiel gut die Hälfte der geschlachteten Rinder auf Stiere, also junge männliche
Rinder mit einem Alter von ca. 17 bis 20 Monaten. Das Fleisch dieser Tiere zeichnet sich durch Top-Qualität
und Zartheit aus und wird überwiegend im Inland an den Lebensmittelhandel, an die Gastronomie und an Großküchen
verkauft.
Mit etwa 60.000 Tieren stellen Kühe die zweitgrößte Kategorie dar. Deren Fleisch wird zu einem
hohen Anteil in der Herstellung von Verarbeitungsprodukten und Faschiertem eingesetzt. Von gut ausgemästeten
Kühen gehen aber auch Edelteile aus Rücken und Keule in den Export, vorwiegend nach Frankreich.
Eine qualitativ herausragende Kategorie stellen die Kalbinnen dar, also junge weibliche Rinder, die noch nie gekalbt
haben. Mit rund 34.000 Stück machten sie im Vorjahr nur ungefähr 15 Prozent aller Rinderschlachtungen
aus. Fleisch von Kalbinnen ist wegen seiner Zartheit und Marmorierung hervorragend für den Frischfleischkonsum
geeignet und wird dort in Markenprogrammen wie zum Beispiel dem Cult Beef zunehmend stärker nachgefragt.
Eine Nischenproduktion ist in Oberösterreich die Ochsenmast. Mit jährlich ca. 9.000 Stück machen
Ochsen nur acht Prozent der gesamten Schlachtungen aus.
"Die Nachfrage nach bestimmten Fleischqualitäten ist je nach Saison unterschiedlich. Gerade vor den Weihnachtsfeiertagen
erwarten wir einen Schwerpunkt bei Edelteilen wie Beiried, Rost- und Lungenbraten für den Festtagstisch.",
so Reisecker.
Pro-Kopf-Verbrauch bei Rindfleisch bleibt stabil
Nach einer leichten Delle 2014 hat sich in den letzten beiden Jahren der Pro-Kopf-Verbrauch bei Rindfleisch
wieder erholt und liegt jetzt wieder auf dem Niveau der Vorjahre.
"Durch den konsequenten Weg der Qualitätsschiene ist es gelungen, den Rindfleischverbrauch in Österreich
in den letzten zehn Jahren konstant bei rund zwölf Kilogramm zu halten. Dieser Weg der Qualitätsproduktion
soll auch künftig weiter intensiv verfolgt werden. Für die heimischen Rinderhalter müssen dazu auch
die agrarpolitischen Rahmenbedingungen stimmen und sie brauchen das Bekenntnis zur heimischen Produktion. Die Kulturlandschaft
mit Wiesen und Almen, die gerade für ein Tourismusland wie Österreich so wichtig ist, kann nur mit Rinderhaltung
gesichert werden", erläutert Reisecker abschließend.
20.000 zusätzliche AMA-Gütesiegel Jungstiere werden benötigt
Durch den Neueinstieg von REWE mit Billa und Merkur in die Vermarktung von AMA- Gütesiegel Rindfleisch
ab 2018 besteht zusätzlicher Bedarf an AMA-Gütesiegel Rindern. Um eine ausreichende Waren-Verfügbarkeit
für alle Abnehmer im Lebensmitteleinzelhandel (Spar, Maximarkt, Unimarkt, Pro, Welas, Tabor, Nah und Frisch)
und im Gastrobetrieb (Transgourmet, AGM usw.) sicherstellen zu können, ist die Einbindung weiterer Rindermastbetriebe
in die AMA-Gütesiegel-Produktion notwendig.
"In Oberösterreich konnten im letzten Jahr über die Markenprogramme AMA-Gütesiegel und Premium
Rind ca. 30.000 Jungstiere vermarktet werden. Damit fallen bereits knapp 50 Prozent der gesamten vermarkteten Jungstiere
in Oberösterreich in diese beiden Qualitätsprogramme. Es werden dennoch nach wie vor zahlreiche Jungstiere
außerhalb des AMA-Gütesiegel Programms vermarktet, obwohl diese die Kriterien in Bezug auf die Schlachtkörperqualität
erfüllen würden (Alters-, Gewichts- und Qualitätsanforderungen). Hier gilt es, die Betriebe in das
Qualitätsprogramm AMA-Gütesiegel durch gezielte Beratung zu integrieren. Der Markt benötigt zusätzlich
20.000 Stück AMA-Gütesiegel-Jungstiere, davon sollen ca. 10.000 Jungstiere aus Oberösterreich kommen,
um den Lebensmitteleinzelhandel bestmöglich zu versorgen", so Rudolf Rogl, Geschäftsführer
der Österreichischen Rinderbörse.
Rindfleisch - Vielfalt, Qualität und Genuss
Trotz der vergleichsweise kleinen Betriebsgrößen mit unterschiedlichen Produktionsgrundlagen wurde
in Oberösterreich erreicht, die Rinderbauern durch Bündelung über die Erzeugergemeinschaft Rinderbörse
gut in der Qualitätsrindfleisch-Produktion am Markt zu positionieren. Über Markenprogramme wie das AMA-Gütesiegel,
Premium Rind, Cult Beef, Mühlviertler Jungrind sowie mittels Bio-Qualitätsrindern wurde die Qualitätsproduktion
in den vergangenen Jahren erheblich ausgebaut. Rund 60 Prozent des in Oberösterreich erzeugten Rindfleisches
wird nach definierten Standards produziert und über Qualitäts- bzw. Markenfleischprogramme vermarktet.
Oberösterreich versorgt damit über die Landesgrenzen hinaus auch Wien oder die westlichen Bundesländer
mit Qualitätsrindfleisch.
Das AMA-Gütesiegel - Herkunft und Sicherheit
Die Teilnahme am Programm AMA-Gütesiegel beinhaltet die Mitgliedschaft des landwirtschaftlichen Betriebes
beim Tiergesundheitsdienst. Außerdem werden auf diesen Betrieben überwiegend hofeigene Futtermittel
verfüttert. Wenn Zukauffutter benötigt wird, darf dieses nur von entsprechenden AMA zertifizierten Futtermittelbetrieben
(pastus+, AMA Gütesiegel tauglich) bezogen werden. Die Kontrolle der Tierhaltung, garantierte Herkunft aus
Österreich und kurze Transportwege der Rinder sind in diesem Programm inbegriffen. Bei der Rinderbörse
in Oberösterreich beträgt der durchschnittliche Transportweg vom Bauern bis zum Schlachthof lediglich
48 Kilometer. Die Mindestreifezeit für das Fleisch beträgt - je nach Teilstück - neun bis 21 Tage.
Qualitätsprogramme lohnen sich
Die Grafiken zeigen die AMA-Gütesiegel- und Bio-Anteile je Kategorie (Basis Rinderbörse). Während
in der Kategorie Jungstiere AMA-Gütesiegel- und Premium-Rinder bereits mehr als die Hälfte ausmachen,
entwickelte sich die AMA-Gütesiegel-Kalbinnenmast in den vergangenen Jahren erst verstärkt. Bei Ochsen
und Jungrindern ist aufgrund der Produktionsgrundlagen und der Vermarktungsprogramme das Bio-Segment dominierend.
Die Qualitätsproduktion im Rahmen von AMA-Gütesiegel und Bio lohnt sich für die Landwirte. 2016
konnte die Rinderbörse je Qualitätsrind im Durchschnitt rund 150 Euro pro Tier mehr für die Bauern
erlösen und ausbezahlen.
Bio-Rindfleisch als bedeutender Produktionszweig
Über 2.600 Rinderbetriebe in Oberösterreich, das sind knapp 19 Prozent, bewirtschaften ihre Höfe
biologisch. Auch die Nachfrage nach Bio-Rindfleisch ist steigend. Bio-Rinder stammen zu einem Großteil aus
der Mutterkuhhaltung. Die Produktion von Bio-Jungrindern beläuft sich in Oberösterreich in einer Größenordnung
von ca. 5.000 Stück jährlich. Größeres Wachstumspotenzial zeigt sich in den letzten Jahren
vor allem auch bei Bio-Ochsen und Bio- Kalbinnen, die seitens der Rinderbörse im Rahmen von erfolgreichen
Gemeinschafts- projekten in Zusammenarbeit mit Bio-Austria vermarktet werden. Rund 13 Prozent des oberösterreichischen
Rindfleisches wird in Bio-Qualität vermarktet.
Qplus Rind
In Abstimmung mit der AMA und dem Lebensministerium setzt die Rinderbörse seit 2016 das Qplus-Rind-Programm
für AMA-Gütesiegel- und Bio-Betriebe zur Qualitätsverbesserung in der Rindermast und Mutterkuhhaltung
um. Knapp 700 Betriebe aus Oberösterreich haben bereits 2016 an dem über die Ländliche Entwicklung
geförderten Programm teilgenommen, 2017 werden es in Summe ca. 1.100 Betriebe sein. Auf Basis von Leistungsberichten
werden dabei die einzelbetrieblichen Kennzahlen der teilnehmenden Betriebe ausgewertet. Nach deren Analyse wird
durch den Qualitätsbeauftragten bei Bedarf ein Maßnahmenplan zur Qualitätssteigerung erstellt.
Ziel des Qplus ist die kontinuierliche Qualitätsverbesserung in der Rindfleischproduktion sowie eine verbesserte
Wertschöpfung für die teilnehmenden Betriebe. Gerade für die kleinstrukturierte Produktion in Österreich
ist dies ein wichtiger Beitrag.
Rindfleisch-Marketing
Neben der Produktion von Top-Qualität ist die Vermarktung mit begleitenden Marketingaktivitäten wesentlicher
Bestandteil, um den Konsumenten die besonderen Vorzüge des heimischen Qualitäts-Rindfleisches zu vermitteln.
Die Rinderbörse organisiert in Kooperation mit den Absatzpartnern daher jährlich zahlreiche Verkostungen,
Grillvorführungen, Workshops, usw.:
- Ca. 40 Rindfleisch-Verkostungen im Lebensmitteleinzelhandel und Gastronomievertrieb
- Ca. zehn Veranstaltungen mit Schaugrillen und Schaukochen
- Ca. acht Auftritte bei Konsumenten- und Gastro-Messen
"Die große Herausforderung bleibt weiterhin der Außer-Haus-Verzehr. Hier liegen noch große
zusätzliche Absatzpotenziale für österreichisches Qualitätsrindfleisch. Für Sensibilisierung
und Klarheit würde hier die verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der Speisekarte sorgen", ist Rogl
überzeugt.
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