Nach dem Produktionsplus von 9,7 Prozent 2016 erwartet die Branche 2017 zumindest ein Wachstum
von 8 Prozent
Wien (unicredit) - Österreichs Elektroindustrie wächst 2017 weiterhin kräftig. Nachdem die
Branchenproduktion 2016 schon um 9,7 Prozent zugelegt hat, kann die Branche 2017 angetrieben von der Nachfrageerholung
auf breiter Front, mit einem weiteren Produktionsplus von zumindest 8 Prozent rechnen. Zu diesem Ergebnis kommt
der aktuelle Branchenbericht der UniCredit Bank Austria. „Der Boom hat die Herstellung von Elektronikprodukten
ebenso wie die Herstellung elektrischer Ausrüstungen erfasst und wird auf der Basis der optimistischen Wachstumsprognosen
für die wichtigen Auslandsabsatzmärkte auch 2018 wenig an Tempo einbüßen. Der Branchenumsatz
von 19,2 Milliarden Euro im Jahr 2016 wird heuer voraussichtlich auf über 21 Milliarden Euro steigen“, so
UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.
Die sehr gute Konjunkturentwicklung spiegelt sich auch im hohen Beschäftigungswachstum von 2,8 Prozent bis
September 2017 wider. Noch im Oktober haben sich die Einschätzungen der Unternehmen zur weiteren Beschäftigungsentwicklung
verbessert. Die Zahl der Arbeitsplätze in der Elektroindustrie wird im Jahresdurchschnitt knapp 69.000 Stellen
erreichen. Damit stellt die Elektroindustrie knapp 12 Prozent aller Industriearbeitsplätze – ein Anteil, der
deutlich über den Ergebnissen der letzten zehn Jahre liegt.
Wachstumsspitzenreiter und Verlierersparten
Steigende Beschäftigtenzahlen und die optimistischen Unternehmererwartungen im Oktober signalisieren anhaltend
hohe Wachstumsraten bis Ende 2017. Vor allem die Hersteller elektronischer Bauteile und Geräte waren in der
jüngsten Konjunkturbefragung so optimistisch wie zuletzt Mitte 2012. Wachstumsspitzenreiter in dem Segment
ist die Halbleiterindustrie, die nach einem Umsatzzuwachs von 20 Prozent 2016, bis Juli 2017 ein weiteres Plus
von 31 Prozent verbuchte. Insgesamt erzeugt die Sparte aktive elektronische Bauelemente und bestückte Leiterplatten
im Wert von 3,3 Milliarden Euro und trägt damit 17 Prozent zum Branchenumsatz bei. Sehr hohe Zuwächse
erzielen 2017 auch die Hersteller von Medizintechnik, von Batterien und Akkumulatoren sowie von E-Motoren und sonstiger
Geräte für die Energiewirtschaft. Die Erzeugung von Ausrüstungen und Geräten für die E-Wirtschaft
ist mit rund 38 Prozent Umsatzanteil auch die anteilsmäßig größte Sparte der Elektroindustrie.
Zum Teil kräftige Umsatzeinbußen berichten dagegen die Hersteller von Informationstechnik, von Unterhaltungselektronik
und elektrischen Haushaltsgeräten. Vor allem im Bereich der Informationstechnik werden trotz der relativ technologieintensiven
Produktpalette viele Endprodukte über den Preis verkauft. Beispielsweise sind IT-Geräte sowohl im Import
als auch im Export aus Österreich trotz hoher Leistungszuwächse langfristig billiger geworden. „In dem
Segment sind kostengünstige Produktionen in großen Stückzahlen ein essenzieller Wettbewerbsfaktor
und die Hersteller aus vielen Hochlohnländern längst verschwunden“, erklärt Günter Wolf. „Damit
muss die stark steigende Produktnachfrage über Importe gedeckt werden, wie die wachsenden Außenhandelsdefizite
klar zeigen.“ 2016 belief sich das Außenhandelsminus mit Computern, Telefonen und sonstigen Produkten der
Unterhaltungselektronik auf 2,4 Milliarden Euro beziehungsweise auf mehr als die Hälfte des gesamten österreichischen
Außenhandelsdefizits (Exporte im Wert von 3,6 Milliarden Euro standen Importe von 6 Milliarden Euro gegenüber).
Elektroindustrie erzielt mit Investitionsgütern hohe Weltmarktanteile
Trotz der hohen Defizite im Elektronikbereich hat sich die Außenhandelsrechnung der Elektroindustrie insgesamt
langfristig verbessert. Erst in den letzten zwei Jahren drehte die Bilanz aufgrund der stark gestiegenen Importe
wieder ins Minus, auf 760 Millionen Euro 2016. Fast alle investitionsgüternahen Sparten der Elektro- und Elektronikindustrie
erzielen Exportüberschüsse: 2016 mit Produkten für die Energiewirtschaft 1,1 Milliarden Euro, mit
Leiterplatten, passiven Bauteilen, Energiespeichern und sonstigen elektrischen Fahrzeugausrüstungen 850 Millionen
Euro und mit integrierten Schaltungen, Medizintechnik und Mess- und Prüfgeräten 437 Millionen Euro.
Österreichs Anteil an den globalen Exporten elektrotechnischer und elektronischer Produkte ist in den letzten
zehn Jahren nur wenig gesunken, von 0,9 Prozent auf 0,8 Prozent. UniCredit Bank Austria Branchenanalyst Wolf:
„Ein bemerkenswert geringer Rückgang nicht nur im EU-Vergleich, wo der vergleichbare Anteil von 30 Prozent
auf 21 Prozent schrumpfte, sondern auch im Hinblick auf den Nachfrage- und damit Importboom bei elektronischen
Konsumgütern.“Auch wenn Österreichs Halbleiterindustrie am Weltmarkt in Summe kaum eine Rolle spielt,
sind die Weltmarktanteile in Teilbereichen der Sparte, wie zum Beispiel in der Kfz-Elektronik, relativ hoch. Überdurchschnittlich
hohe und überwiegend steigende Weltexportanteile verbuchen zudem die Hersteller von Geräten für
die Stromerzeugung und -verteilung und vor allem von Geräten für die Verkehrsüberwachung- und
-steuerung (der Weltmarktanteil in dem Segment liegt bei 7,5 Prozent).
Konkurrenzstark infolge hoher Forschungsausgaben und überdurchschnittlicher Innovationskraft
In einem globalen Markt entscheidet die Fähigkeit der Unternehmen, innovative Produkte und Prozesse zu generieren,
nicht nur über ihre Wachstumsmöglichkeiten, sondern oft auch über das wirtschaftliche Überleben.
Dementsprechend ist Österreichs Elektroindustrie als eine der forschungsfreudigsten und innovativsten Branchen
Europas zumindest gut gerüstet. In Summe geben die Unternehmen der Elektroindustrie 8,3 Prozent des Umsatzes
für Forschung & Entwicklung aus und 88 Prozent von ihnen sind im Sinn der europäischen Innovationserhebung
„innovationsaktiv“ (im EU-Durchschnitt liegt die F&E-Quote der Branche unter 5 Prozent und der Anteil innovationsaktiver
Unternehmen bei 71 Prozent).
„Die Außenhandelsperformance und die Entwicklung der Strukturindikatoren zeigen, dass Österreichs Elektroindustrie
nicht nur die strukturellen Anforderungen erfüllt, um unter den gegebenen Rahmenbedingungen, dem hohen Importdruck
und der stagnierenden Nachfrage in zentralen Segmenten wirtschaftlich zu überleben, sondern auch seine Wettbewerbsfähigkeit
nachhaltig absichern kann“, betont Wolf abschließend.
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