Hohes Wirtschaftswachstum in der ersten Jahreshälfte 2017 in allen Bundesländern
aufgrund guter globaler Konjunktur und starker Binnennachfrage
Wien (bank austria) - Österreich verzeichnete mit einem realen BIP-Anstieg von 2,9 Prozent im Vergleich
zur Vorjahresperiode die stärkste erste Jahreshälfte seit 2011. „Die hohe Dynamik der österreichischen
Wirtschaft ist neben der hohen Inlandsnachfrage zu einem großen Teil auf die wiedererstarkte Auslandsnachfrage
aufgrund der guten internationalen Konjunktur zurückzuführen. Unter diesen guten Rahmenbedingungen sollten
2017 alle Bundesländer ein stärkeres Wirtschaftswachstum aufweisen können als im Vorjahr“, meint
UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Vom freundlicheren globalen Konjunkturumfeld profitieren
vor allem die Bundesländer mit einer hohen Exportquote. Die Bauwirtschaft boomt in allen Bundesländern
mit Wachstumsraten der abgesetzten Produktion im teilweise zweistelligen Bereich. Auch viele Tourismusregionen
freuen sich über Nächtigungsrekorde.
Hohe Auslandsnachfrage bevorzugt Industrieregionen
Vom kräftigen Anstieg der Auslandsnachfrage profitieren die Industrieregionen mit einer hohen Exportquote
überdurchschnittlich stark. Österreichweit rechnen die UniCredit Bank Austria Ökonomen mit einem
Anstieg der Warenexporte 2017 von etwa acht Prozent im Jahresvergleich auf über 140 Milliarden Euro. „Über
den heurigen Exportboom freuen sich vor allem die Bundesländer mit einer hohen Ausfuhrquote wie Oberösterreich,
Steiermark und Vorarlberg“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Robert Schwarz. „Steiermark und Oberösterreich
werden auch beim Wirtschaftswachstum mit 3,6 bzw. 3,5 Prozent für das Gesamtjahr 2017 die beiden Spitzenpositionen
einnehmen.“ Die westlichsten Bundesländer Tirol und Vorarlberg werden ebenfalls ein überdurchschnittliches
Wachstum verzeichnen, während das Burgenland, Kärnten und Niederösterreich in etwa dem erwarteten
bundesweiten Anstieg von 3 Prozent folgen werden. Wien und Salzburg, die beiden Länder mit dem größten
Dienstleistungsanteil an der gesamten Wertschöpfung, bilden mit einer Wachstumsrate von über 2,5 Prozent
das Schlusslicht. Damit dürfte Salzburg mit dem schwächsten Wirtschaftswachstum 2017 von 2,6 Prozent
immer noch einen höheren Anstieg verzeichnen als die beiden Spitzenreiter des Vorjahres Vorarlberg und Burgenland
mit jeweils 2,4 Prozent Wachstum 2016.
Kräftiges Wachstum der Industrie
Die heimische Industrie erhöhte ihre reale Wertschöpfung im ersten Halbjahr 2017 im Vergleich zur Vorjahresperiode
um 5,8 Prozent. Bei einem Anteil von etwa 22 Prozent an der gesamten Wertschöpfung konnte die österreichische
Industrie in der ersten Jahreshälfte 40 Prozent zum Gesamtwachstum der österreichischen Wertschöpfung
beitragen. In Kärnten, Niederösterreich, Tirol, Steiermark, Oberösterreich und Vorarlberg war der
konjunkturelle Rückenwind durch die Industrie besonders stark. Differenziert nach Branchen sind speziell die
Metallindustrie, der Maschinenbau und die Elektronikindustrie für die positive Konjunkturentwicklung in der
Sachgütererzeugung verantwortlich.
Bauboom in allen Bundesländern
Österreichweit stieg die Wertschöpfung im Bauwesen im ersten Halbjahr 2017 um über 4 Prozent real
verglichen mit dem Vorjahr, wobei alle Bundesländer ein deutliches Plus erzielen konnten. Vorarlberg, Burgenland,
Tirol, Kärnten und Wien profitierten überdurchschnittlich stark von der guten Baukonjunktur. Mit Ausnahme
eines leichten Minus bei der abgesetzten Produktion im Tiefbau in Salzburg, Wien und Steiermark leisteten alle
drei Teilbereiche – Hochbau, Tiefbau, Baugewerbe – einen positiven Beitrag zum Gesamtwachstum in den einzelnen
Bundesländern.
Dienstleistungssektor mit unterdurchschnittlichem Wachstumsbeitrag
Nach dem der Dienstleistungsbereich im Vorjahr mehr als 70 Prozent zum Anstieg der österreichischen Wertschöpfung
im Jahresvergleich beitrug, war der Anteil im ersten Halbjahr 2017 weniger als 40 Prozent. Überdurchschnittlich
stark profitierten Tirol, Burgenland, Salzburg und Wien vom österreich-weiten Anstieg der Wertschöpfung
von insgesamt 2,5 Prozent im Dienstleistungsteilbereich Handel, Verkehr und Gastronomie. Der Teilbereich Erbringung
von technischen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen wie zum Beispiel die Überlassung von Arbeitskräften,
Architektur- und Ingenieurbüros und Forschung & Entwicklung erwiesen sich als stabile Wachstumsstützen,
wovon vor allem die Steiermark, Kärnten und Wien positiv betroffen waren.
„Die relative Schwäche des tertiären Sektors in der ersten Jahreshälfte 2017 sorgte dafür,
dass das Gesamtwachstum in den dienstleistungsorientierten Bundesländern Salzburg und Wien unter dem bundesweiten
Durchschnitt lag“, meint Schwarz.
Alle Bundesländer mit sinkenden Arbeitslosenquoten
Die bereits im zweiten Halbjahr 2016 begonnene Erholung am österreichischen Arbeitsmarkt setzte sich 2017
fort. Im Jahresdurchschnitt rechnen die UniCredit Bank Austria Ökonomen mit einer Verringerung der Arbeitslosenquote
in Österreich auf 8,6 Prozent nach 9,1 Prozent im Vorjahr. „Erstmals seit 2007 werden im Gesamtjahr 2017 alle
Bundesländer einen Rückgang der Arbeitslosenquote aufweisen können“, prognostiziert Schwarz. „Das
zeigt wiederum die regionale Breite des österreichischen Wirtschaftswachstums.“
Der prozentuelle Rückgang der Arbeitslosenzahl fällt in Tirol und Steiermark am kräftigsten aus.
Mit 5,4 Prozent sollte Salzburg aber weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote Österreichs ausweisen und
Wien mit 13,1 Prozent die höchste. Differenziert nach Branchen fällt die Arbeitslosenzahl ebenfalls auf
breiter Front, allen voran im Bau, in der Industrie, im Handel, in der Gastronomie und in der öffentlichen
Verwaltung. Österreichweit erwarten die UniCredit Bank Austria Ökonomen für 2017 einen Anstieg der
unselbständig Beschäftigten von 1,8 Prozent im Vorjahresvergleich. Den größten Anstieg der
Beschäftigtenzahl wird es mit knapp über 2 Prozent in Tirol und Steiermark geben.
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