LH Kaiser bei Plenarsitzung des Ausschusses der Regionen und als Redner einer hochrangigen,
internationalen Podiumsdiskussion beim Forum europäischer Minderheitenregionen
Brüssel/Klagenfurt (lpd) - Kärnten hat sich dieser Tage neuerlich umfassend auf europäischer
Ebene präsentiert und für Beachtung gesorgt. Landeshauptmann Peter Kaiser nahm in Brüssel als Mitglied
im Ausschuss der Regionen (AdR) an dessen seit 30. November laufender Plenarsitzung teil. Parallel dazu hielt
die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) ein Forum europäischer Minderheitenregionen
ab. Dabei war Kaiser am 1. Dezember auf Einladung von FUEN-Präsident Loránt Vincze Teilnehmer einer
hochrangig besetzten, Podiumsdiskussion. Der Landeshauptmann nutzte diese Gelegenheit einmal mehr und stellte die
Stärken und Chancen Kärntens – insbesondere auch jene durch die Zweisprachigkeit und kulturelle Vielfalt
– vor, verwies auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Nachbarn und auf die 2020, im Jubiläumsjahr
der Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920, in Kärnten ausgetragene Fußballeuropameisterschaft der autochthonen,
nationalen Minderheiten. Außerdem definierte der Landeshauptmann die vielschichtigen Begriffe Heimat und
regionale Identität aus seiner und der Sicht eines Bundeslandes am Schnittpunkt dreier Kulturen.
Die Podiumsdiskussion stand unter dem Thema „Verankert im Heimatland – Regionale Identitäten stärken
die territoriale Zusammenarbeit und die soziale Entwicklung“. Kaiser dankte für die Möglichkeit, die
politische und gesellschaftliche Weiterentwicklung Kärntens in diesem internationalen Forum zu präsentieren.
„Kärnten ist allein durch seine Lage im Herzen der Alpen-Adria-Region ein Kristallisationspunkt der europäischen
Integration“, betonte er.
Als konkrete und erfolgreiche Beispiele der grenzüberschreitenden Kooperationen nannte er die Euregio „senza
confini - ohne Grenzen“ zwischen Kärnten, Friaul-Julisch Venetien und dem Veneto, die Alpen-Adria-Allianz
und das Gemeinsame Komitee Slowenien-Kärnten/Skupni odbor Slovenija-Koroška. Als ein Beispiel für den
intensiven Austausch mit Slowenien nannte Kaiser den Bereich Verkehr/Infrastruktur. Er verwies u.a. auf den Statusbericht
zur „Alpine-Westbalkanachse“, das Verkehrskonzept Lavamünd, den Verladebahnhof Kühnsdorf, das Logistikzentrum
in Fürnitz mit der Bahnverbindung nach Koper, die zweite Röhre des Karawankentunnels, die Adaptierungen
zur Tunnelsicherheit beim Karawanken-Eisenbahntunnel oder die Zusammenarbeit bei der Zugverbindung Bleiburg-Prevalje.
„Verkehrsinfrastruktur mit Straßen und Schienen sind quasi Lebensadern, die unsere Regionen miteinander verbinden
und ganz wesentlich für wirtschaftliche Vernetzung und Weiterentwicklung sorgen. Deswegen ist es auch und
speziell in diesem Bereich unser gemeinsames Anliegen, uns über Bundesländer- und Staatsgrenzen hinweg
zu koordinieren und gemeinsam an einem Verkehrsstrang zu ziehen“, machte Kaiser deutlich.
Zur von den Kärntner Slowenen ausgetragenen Fußballeuropameisterschaft „EUROPEADA 2020“ sagte Kaiser,
dass sie im Jubiläumsjahr „100 Jahre Kärntner Volksabstimmung“ stattfinden werde. Den Zuschlag dafür
erhielt Kärnten von der FUEN. „Der Zuschlag ist auch ein Beleg für die politische und gesellschaftliche
Weiterentwicklung, die in unserem Bundesland gerade in den letzten Jahren und speziell im Bereich der Volksgruppenpolitik
stattgefunden und offenbar europaweit Beachtung erfahren hat“, so Kaiser, der exemplarisch den Beschluss zur neuen
Kärntner Landesverfassung mit der erstmaligen Verankerung der slowenischen Volksgruppe hervorhob. Und weiter:
„Wir erwarten Teams aus 17 europäischen Ländern, es soll für die Volksgruppen ein Fest der Begegnung
und des gegenseitigen Austausches werden.“ Als Motto der „EUROPEADA 2020“ habe man „together unique. skupaj enkratni.gemeinsam
einzigartig“ gewählt. Das „EUROPEADA“-Village werde in der Tourismusregion Klopeinersee-Südkärnten
errichtet.
Zum Begriff Heimat meinte Kaiser, dass Geschichte und Tradition unserem Land und seiner Bevölkerung viel von
seiner Identität geben würden. Die Spuren der Heimat seien in der Landesgeschichte unauslöschlich.
Es gehe aber vor allem auch um den mutigen Blick nach vorne, Zukunftsgestaltung und Visionen. „Heimat ist Geborgenheit,
Wohlfühlen, aber auch Offenheit, Toleranz, Respekt, Miteinander, Wertschätzung und Zusammenhalt“, so
Kaiser. Die eigene Identität zu bewahren, sei für eine Nation ebenso wichtig wie für eine Region
oder ein Bundesland. „Andere Kulturen, Bevölkerungsgruppen, Religionen zu akzeptieren und zu respektieren,
heißt nicht, seine Identität aufzugeben. Mehrsprachigkeit, kulturelle Vielfalt sind Chancen, die nicht
liegen gelassen werden dürfen“, betonte Kaiser. Für ihn sind Regionen die DNA Europas und Garant für
Wettbewerbsfähigkeit. „Regionales Handeln ist die Antwort auf globalisiertes Denken“, so Kaiser, der auf die
Wichtigkeit von Innovationen, Investitionen, Regionalismus und Internationalität hinwies.
Die Podiumsdiskussion wurde mit einer Keynote von Tirols Landtagspräsident Herwig van Staa eingeleitet. Unter
Moderation von FUEN-Vizepräsident Daniel Alfreider, der auch Mitglied des italienischen Parlaments ist, diskutierten
neben Kaiser noch Vertreterinnen und Vertreter aus Rumänien, Schleswig-Holstein, vom Kongress der Gemeinden
und Regionen des Europarats sowie von der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Die gesamte Forumsveranstaltung
stand unter dem Motto „Stark in den Regionen verwurzelt – Minderheitengemeinden und Sprachminderheiten in den Regionen
der EU“.
Die autochthonen Minderheiten in Europa wollen sich noch stärker vernetzen und streben ein EU-Gesetz zu ihrem
Schutz und ihrer Unterstützung an. Die FUEN ist mit gegenwärtig fast 100 Mitgliedern aus 33 verschiedenen
europäischen Staaten der größte europäische Dachverband, der sich für die Rechte der
autochthonen Minderheiten einsetzt.
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