Mehr als 600 Schülerinnen und Schüler diskutierten mit Bundespräsident Van der
Bellen heiße EU-Themen
Wien/Salzburg (lk) - Bis auf den letzten Platz gefüllt mit interessierten und neugierigen Jugendlichen
aus ganz Salzburg war die Große Aula in der Landeshauptstadt am 30. November. Bundespräsident Alexander
Van der Bellen persönlich hatte sich angesagt, um mit mehr als 600 Schülerinnen und Schülern zu
den heißen EU-Themen BREXIT, Sicherheit und Flüchtlinge, die Rolle der Türkei oder die Zukunft
der EU zu diskutieren.
"Ihr alle habt vermutlich verschiedene Auffassungen von Europa, verschiedene Erwartungen an Europa. Aber ich
hoffe doch, es gibt eine gemeinsame Grundeinstellung: Wir alle sind Europa. Ihr seid diese, unsere, europäische
Zukunft", sagte Österreichs Staatsoberhaupt bei dem EU-Schülerdialog.
"Dass ein Bundespräsident ohne einen Moment zu zögern für eine Schülerdiskussion zusagt
und sich dafür Zeit nimmt, ist nicht nur eine große Ehre, sondern in Österreich auch einmalig",
betonte Landeshauptmann Wilfried Haslauer in seinen Einleitungsworten.
Für Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf zeigt das volle Haus, dass Europa Salzburgs Jugendliche nicht
kalt lässt. "Die EU ist kein Kopfthema von Bürokraten, sondern bestimmt Tag für Tag unser Leben.
Deshalb braucht es Diskussion und aktive Auseinandersetzung", so Pallauf.
Bundespräsident Van der Bellen war es ein besonderes Anliegen, dass die Berufsschulen und Neuen Mittelschulen
(NMS) beim EU-Dialog vertreten waren. Schülerinnen und Schüler aller zwölf Landesberufsschulen aus
allen Salzburger Bezirken diskutierten mit, die Sportmittelschule Bischofshofen, die NMS Grödig und Werfen,
die Technische Mittelschule P40 in Salzburg, die neue Informatik-Mittelschule Bruck sowie die Polytechnische Schule
Zell am See folgten ebenfalls der Einladung in die Aula. Die Musikmittelschule Maxglan 2 steuerte musikalische
Einlagen bei.
"Das heutige vereinte Europa, die EU ist aus meiner Sicht das Resultat einer einzigartigen Zivilisationsleistung.
Dieser gemeinsame Weg hat in Europa zu einem Maß an Wohlstand und Freiheit geführt, das seine einzelnen
Länder isoliert nicht hätten erreichen können", sagte der Bundespräsident bei der Diskussion.
In jüngster Vergangenheit habe das Projekt eines gemeinsamen Europa aber Risse bekommen. "Ich halte den
Brexit für einen tragischen 'Fehler'. Die Jugend wurde dadurch vieler ihrer Chancen beraubt", so Van
der Bellen. Es sei ein Privileg, ohne Einschränkungen in einem anderen EU-Land arbeiten zu können. Er
habe am eigenen Leib erfahren, wie einschränkend Grenzen in Europa sein konnten.
Eine Schülerfrage betraf den Verteilungsschlüssel der Flüchtlinge auf die EU. Es müsse zwischen
berechtigten Schutzsuchenden und Migranten aus wirtschaftlichen Gründen unterschieden werden, sagte Van der
Bellen und verwies auf Österreichs traditionelle Rolle als Einwanderungsland. Er selbst sei das beste Beispiel
dafür.
Eine Initiative des EU-Bürgerservice
"Erfunden" wurde der EU-Schülerdialog von Gritlind Kettl, der Leiterin der Stabsstelle EU-Bürgerservice.
"Wir wollen damit die Jugend nicht belehren, sondern sie in Dialog bringen. Denn wir brauchen keine EU-Ja-Sager,
sondern informierte junge Menschen, die in der Lage sind, sich kritisch mit aktuellen Problemen zu beschäftigen
und sich eine eigene Meinung zu bilden", so Kettl.
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