FH St. Pölten entwickelt Kommunikationsplattform für ältere Menschen
St. Pölten (fh) - Ältere Menschen sind mit dem Bedienen von Geräten durch die technischen
Anforderungen oft überfordert. Dies erschwert die soziale Teilnahme der Menschen an kostengünstigen und
gebrauchstauglichen Informations- und Kommunikationsdiensten. Die Fachhochschule St. Pölten entwickelt in
einer Projektreihe eine einfach zu bedienende Kommunikationsplattform mittels Fernseher und Tablet für ältere
Menschen. Heute wurde die Plattform bei den „Digi Play Days“ in Wien vorgestellt.
Die zunehmende Digitalisierung verändert den Zugang zu immer mehr Dienstleistungen. Vom Beschaffen von Gütern
des täglichen Bedarfs über Gesundheitsversorgung und öffentlichen Verkehr bis zur Organisation des
Gemeinwesens, wie etwa Behördenkontakte ergeben sich neue Formen der Teilhabe. Dies ist auch für ältere
Menschen relevant. Gleichzeitig steigen soziale und gesundheitliche Herausforderungen durch den Altersstrukturwandel
der Gesellschaft und die damit verbundenen Kosten im Gemeinwesen.
„Es ist ein gestiegener Bedarf und eine vermehrte Nachfrage nach betreutem Wohnen in Kombination mit Pflegediensten,
psychosozialen und präventiven Gesundheitsdiensten und dem einfachen und autonomen Bezug von regionalen Produkten
und Dienstleistungen zu bemerken“, sagt Johannes Pflegerl, vom Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung
der FH St. Pölten.
In zwei Projekten mit dem Titel BRELOMATE (Breaking Loneliness with Mobile Interaction and Communication Technology
for Elderly) entwickelten und testeten ForscherInnen der FH St. Pölten in den letzten Jahren einen Prototypen
für eine Spiele-, Informations- und Kommunikationsplattform für das Kartenspiel Schnapsen und für
Videotelefonie. Eine solche Plattform könnte die soziale Isolation älterer Menschen reduzieren, wenn
diese das Haus nicht mehr verlassen können. Ein Fernseher bildet in Kombination mit einem Steuerungstablet
das Herzstück der Plattform.
Von der Spieleplattform zur Hilfe für Einkauf und betreutes Wohnen
Das vor Kurzem gestartete Projekt mit dem Namen Umbrello untersucht nun, um welche Funktionen die Plattform erweitert
werden könnte. So könnten beim betreuten Wohnen etwa sozialmedizinische Dienste und Angehörige mit
älteren Menschen über die Plattform in Kontakt treten. Durch computergestütztes, von Menschen angeleitetes
Training, könnte der Fernseher zu Fitnessübungen motivieren. Und Expertinnen und Experten könnten
in Online-Fragestunden Fragen zu Pflege, Hygiene, Bewegung und Ernährung beantworten.
Durch eine einfach zu bedienende Plattform könnten Seniorinnen und Senioren auch an Online-Einzelhandel teilnehmen.
Durch das Vernetzen mit der regionalen Wirtschaft könnte dies Nahversorgung und regionales Gewerbe unterstützen.
Und durch Open-Government-Initiativen und BürgerInnen-Services könnte die Plattform Behördengänge
und Partizipation für ältere Menschen erleichtern und damit deren Integration und Gleichstellung stärken.
Gemeinsam mit der Regionalplanungsgemeinschaft Pielachtal als Projektpartnerin wird die FH St. Pölten Workshops
abhalten, die den Bedarf nach solchen Diensten erheben und Möglichkeiten für die Plattform ausloten.
An den Workshops werden neben Seniorinnen und Senioren auch VertreterInnen von Gemeinden, Handel, Gewerbe, Gesundheitsbereich
und Bildungseinrichtungen teilnehmen.
Center for Digital Health Innovation
Die Fachhochschule St. Pölten hat in den letzten Jahren innovative, interdisziplinäre Forschung an der
Schnittstelle von Gesundheit, Sozialem und Digitalisierung aufgebaut und bündelt die Expertisen und Energien
im vor Kurzem eingerichteten „St. Pölten Center for Digital Health Innovation“, zu dem auch die Projekte Umbrello
und Brelomate gehören.
„Die interdisziplinäre Forschung bietet Lösungen für Herausforderungen im Gesundheitswesen, um bei
zunehmendem Kostendruck durch unterstützende Technik gleichbleibende Behandlungsqualität sicherzustellen“,
erklärt Jakob Doppler, Leiter des Studiengangs Digital Health Care der FH St. Pölten. Neben der technischen
Entwicklung untersuchen ForscherInnen der FH St. Pölten auch die soziale Akzeptanz der Innovationen, den Einsatz
der neuen Technik im Bereich der Sozialfürsorge und Fragen der IT-Sicherheit.
Projekt Umbrello
Das Projekt Umbrello wird ebenso wie die Brelomateprojekte vom Bundeministerium für Verkehr, Innovation und
Technologie im Rahmen des Programms „benefit“ gefördert. Am Projekt beteiligt sind die Departments Soziales,
Gesundheit, Medien & Digitale Technologien, Medien & Wirtschaft sowie das Service- und Kompetenzzentrum
für Innovatives Lehren & Lernen (SKILL) der FH St. Pölten.
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