Wien (wifo) - Der heimische Einzelhandel kann in den Dezemberwochen mit einem weihnachtsbedingten Mehrumsatz
von rund 1,29 Mrd. Euro netto rechnen. Die Ausgabenbereitschaft der Österreicher und Österreicherinnen
im Weihnachtsgeschäft steigt gegenüber 2016 abermals, und zwar um +4 Prozent. Die positiven konjunkturellen
Rahmenbedingungen (Wirtschaftswachstum, Arbeitsmarkt, Konsumentenstimmung) unterstützen diesen Ausblick. Insgesamt
dürfte der Umsatz im Dezember um 25 Prozent über dem durchschnittlichen Monatsumsatz liegen.
Mit dem ersten Einkaufssamstag im Advent (heuer der 2. Dezember) wird im heimischen Einzelhandel traditionell das
Weihnachtsgeschäft eingeläutet. Die Verkaufswochen bis zu Weihnachten sollen dem Handel dabei Jahr für
Jahr reichlich Mehrumsätze bescheren. Nach einem überaus guten Umsatzergebnis im vergangenen Jahr können
die Händler auch heuer mit Umsatzsteigerungen rechnen. Das WIFO prognostiziert für den gesamten Einzelhandel
(ohne Kfz-Handel und ohne Tankstellen) einen weihnachtsbedingten Nettomehrumsatz im Dezember von nominell rund
1,29 Mrd. Euro (+52 Mio. Euro bzw. +4 Prozent gegenüber dem Vorjahresergebnis). Insgesamt wird das Umsatzvolumen
dabei im Dezembermonat auf nominell 6,33 Mrd. Euro geschätzt.
"Folglich kann jeder fünfte im Dezember umgesetzte Euro dem Weihnachts-Shopping zugerechnet werden",
so WIFO-Experte Jürgen Bierbaumer-Polly. Wie auch schon in den Jahren davor dürfte das Umsatzvolumen
zum Jahresausklang somit um mehr als 25 Prozent über einem durchschnittlichen Monatsumsatz liegen. In vielen
Branchen, wie etwa dem Spielwarenhandel, dem Handel mit Uhren und Schmuck oder dem Buchhandel, liegen die Dezember-Spitzen
noch deutlich darüber und mit dem Weihnachtsgeschäft wird hierbei ein gewichtiger Anteil am gesamten
Jahresumsatz erwirtschaftet. Im längerfristigen Durchschnitt liegen hier beispielsweise die Umsatzspitzen
im Dezember im Spielwarenhandel beim 2,5-fachen Monatsumsatz, Tendenz leicht fallend.
Die gute Kauflaune der heimischen Konsumenten im Weihnachtsgeschäft 2016 war getragen durch eine sich im Jahresverlauf
verbessernde gesamtwirtschaftliche Konjunkturentwicklung, gepaart mit einer deutlichen Aufhellung im Konsumklima.
Der Anstieg in den verfügbaren Haushaltseinkommen (Stichwort Steuerreform) verbesserte dabei generell die
Ausgabenbereitschaft, nicht nur zum Jahresausklang. Das Umsatzplus im gesamten Einzelhandel (ohne Kfz-Handel und
ohne Tankstellen) belief sich im Dezember 2016 auf nominell +2,9 Prozent, bei einem Volumen von 6,15 Mrd. Euro.
Davon konnten im Durchschnitt gut 1,24 Mrd. Euro als Weihnachtsumsätze gerechnet werden. Die Anzahl und Verteilung
der Verkaufstage hatte ebenfalls einen positiven Einfluss.
Die Umsatzvorgabe aus dem Vorjahr liegt damit zwar recht hoch. Der bisherige Jahresverlauf (Umsätze laut Berechnungen
von Statistik Austria: Jänner bis einschließlich September +2,8 Prozent nominell und +1,0 Prozent real)
gibt jedoch Anlass für eine Fortsetzung der guten Geschäftstätigkeit im Einzelhandel auch über
die kommenden Monate hinaus. Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen lassen ebenfalls auf ein gutes Weihnachtsgeschäft
2017 schließen. Die Konjunkturdynamik hat sich gegenüber dem Vorjahr weiterhin verstärkt. Das WIFO
erwartet aktuell für 2017 ein Wirtschaftswachstum von real +2,8 Prozent (2016 +1,5 Prozent), auch haben sich
die Stimmungsindikatoren der heimischen Konsumenten - gemessen anhand des Konsumklimaindikators der Europäischen
Kommission - deutlich gebessert. Am Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Monaten eine Entspannung eingestellt,
bei anhaltend guter Beschäftigungsausweitung. Diese positiven Impulse sollten die Ausgabenbereitschaft der
Haushalte erhöhen. "Die konjunkturellen Rahmenbedingungen scheinen zu passen, die Konsumenten werden
dadurch heuer abermals wieder mehr auf den Wunschzettel schreiben und die heimischen Einzelhändler damit im
Dezember 1,29 Mrd. Euro an weihnachtsbedingten Mehrumsatz erwirtschaften können", konstatiert WIFO-Experte
Jürgen Bierbaumer-Polly.
Der tatsächliche Ausgang bleibt wie immer abzuwarten. Er hängt zudem auch von einer Vielzahl an teils
schwer quantifizierbaren Faktoren ab (z. B. Bedeutung von Black Friday und Cyber Monday, Onlinekäufe auf Amazon
oder Ähnliches, Wetter). Finale Umsatzzahlen liegen erst dann vor, wenn sich der Einzelhandel schon auf das
nächste Fest im Jahreskreis (Ostern) einstimmt.
Methodenhinweis und Datengrundlage
Das WIFO definiert das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel als jene Mehrumsätze im Dezember, die ein gewisses
"Normalmaß" übersteigen. Als Richtwert wird hier einerseits die durchschnittliche Umsatzentwicklung
von Jänner bis November herangezogen, andererseits auch die Trend- und Konjunkturentwicklung im heimischen
Einzelhandel der vergangenen Monate berücksichtigt. Kalenderbedingte Effekte (wie beispielsweise die Zahl
der Verkaufstage oder deren Verteilung) fließen ebenso gewichtet in die Abschätzung ein.
Als Datengrundlage stehen die Umsatzindizes aus der Konjunkturstatistik Handel von Statistik Austria zur Verfügung.
Diese beinhalten Nettoumsätze im Inland umsatzsteuerpflichtiger Unternehmen.
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