Innsbruck (lk) - Am 27. November fand im Landhaus in Innsbruck eine Tourismuskonferenz mit hochrangigen VertreterInnen
des Landes, Bundes und der Europäischen Kommission statt. „Der Tourismus ist der drittgrößte Wirtschaftszweig
in der EU und auch in Tirol spielt er eine maßgebliche Rolle – ein Grund mehr, weshalb sich unser Land aktiv
für den Tourismus als treibende Kraft für regionale Zusammenarbeit in der EU einsetzt“, betonte LH Günther
Platter im Gespräch mit EU-Kommissarin Elzbieta Bienkowska, Mircea-Titus Dobre, dem für Tourismus zuständigen
Minister der Trio-Ratspräsidentschaft Österreich-Rumänien-Bulgarien sowie BM Andrä Rupprechter.
Im Fokus der Konferenz standen demnach die Forderungen nach einer integrierten EU-Tourismuspolitik, die vor allem
den schwächeren Regionen zugutekommen und mittels eines mehrjährigen Aktionsplans umgesetzt werden soll.
Darüber hinaus plädiere man für einen Bürokratieabbau und für eine Förderung des
europäischen Tourismus im Rahmen des jährlichen EU-Haushalts. „Die EU soll auch Schritte setzen, damit
erworbene Qualifikationen im Tourismusbereich grenzüberschreitend anerkannt werden“, sagte LH Platter. Diese
Forderungen waren bereits im Juli 2017 in einem offenen Brief mit Unterstützung von 40 Abgeordneten des Europaparlaments,
75 Mitgliedern des Ausschuss der Regionen AdR, der European Travel Commission und der NECSTour an EU-Kommissionspräsident
Jean-Claude Juncker übermittelt worden.
Qualität statt Quantität
Die Devise Tirols im Tourismus lautet „besser, schöner und nachhaltiger anstatt höher, weiter und größer.
Deshalb sind zwar Steigerungen bei Ankünften und Nächtigungen erfreulich, wichtiger ist aber die Wertschöpfung“,
so LH Platter. „Wir setzen auf Qualität statt Quantität und hier sehe ich gerade im Sommer großes
Potenzial – besonders wenn in hochwertige Angebote und Premiumprodukte investiert wird.“
Verstärkte Unterstützung durch EU-Kommission
Im Vorfeld der Konferenz fand ein Vier-Augen-Gespräch zwischen LH Platter und EU-Kommissarin Bienkowska statt,
indem die Kommissarin die Wichtigkeit des Tourismus für Europa betonte, der derzeit weltweit führend
ist. Dennoch gebe es Herausforderungen, denen sich die EU stellen müsse. „Tirol dient uns dabei als Vorbild,
wie Digitalisierung, die Einbindung junger Menschen in den Arbeitsmarkt, aber vor allem die Entwicklung von neuen
Kompetenzen als Chancen gesehen werden können.“
Sie erklärte auch, dass die EU die richtigen Rahmenbedingungen schaffen könne, um den Tourismussektor
zu stützen. „Mittels Investitionen und Unterstützung privater Investoren wollen wir den Ausbau von Infrastruktur
vorantreiben. Darüber hinaus sind überregionale Kooperationen von immenser Bedeutung. Bereits jetzt gibt
es eine Plattform für Förderungen an der 70 Regionen in elf Clustern beteiligt sind, die weiter forciert
werden soll. Und schließlich wird die EU die Tourismuswerbung außerhalb Europas verstärken. So
ist im kommenden Jahr eine Partnerschaft mit China im Hinblick auf das EU-China Tourismusjahr geplant.“
BM Andrä Rupprechter erklärte, dass im Rahmen des Masterplans für den Ländlichen Raum der Ausbau
des Tourismus von zentraler Bedeutung ist. Er sei stolz darauf, dass Österreich ein Vorreiter im Agrotourismus
sei. Bäuerliche VermieterInnen schaffen und sichern nicht nur 23.000 Arbeitsplätze im ländlichen
Raum, sondern locken beispielweise mit dem Programm „Urlaub auf dem Bauernhof pro Jahr zwei Millionen Gäste
an. „Diese Kombination aus Fremdenverkehr und Landwirtschaft ist gerade in strukturschwachen Regionen sowie Berg-
und Grenzregionen für die bäuerlichen Familien ein wesentliches Standbein zur Existenzsicherung.“
Grenzüberschreitende Finanzierung
Im Rahmen der heutigen Konferenz wurde auch die Einrichtung grenzübergreifender Plattformen für die
Finanzierung innovativer Tourismusinitiativen diskutiert. TouristikerInnen besprachen dabei mit VertreterInnen
der europäischen, nationalen und regionalen Förderstellen, wie erforderliche Finanzmittel bestmöglich
bereitgestellt werden können.
Zahlreiche Herausforderungen können nur gemeinsam durch grenzübergreifende Zusammenarbeit gemeistert
werden, das beweisen Kooperation wie die Euregio Tirol-Südtirol-Trentino oder die EU-Alpenstrategie EUSALP,
sagte LH Platter. „Österreich hat im zweiten Halbjahr 2018 die EU-Präsidentschaft inne, Tirol im gesamten
kommenden Jahr die Präsidentschaft in der EUSALP. Die Internationale Konferenz in Innsbruck hat dazu beigetragen,
das für Tirol ungemein wichtige Thema Tourismus im kommenden Jahr auf der europäischen Agenda zu halten“,
ist LH Platter überzeugt.
Tourismus in der EU und in Tirol
Rund 500 Millionen TouristInnen besuchen pro Jahr die EU, die Wachstumsrate beträgt dabei vier Prozent. Der
Tourismussektor macht zehn Prozent des Europäischen BIP aus und ist ein maßgeblicher Arbeitgeber mit
einem Wachstum von sechs Prozent.
In Tirol wird nahezu jeder vierte Vollzeitarbeitsplatz von der Tourismus- und Freizeitwirtschaft geschaffen. Der
Tiroler Tourismus beschäftigt rund 60.000 Erwerbstätige (Selbständige und Unselbständige).
Über 90 Prozent der rund 47 Millionen Tiroler Jahresnächtigungen entfallen auf AusländerInnen. Rund
ein Drittel aller jährlichen Investitionen im Bereich der Beherbergung- und Gastronomie in Österreich
fallen in Tirol an. Im Jahre 2014 waren dies 410 Millionen Euro. Die Tiroler Seilbahnwirtschaft investierte im
Jahr 2016/17 weitere 300 Millionen Euro.
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