Wien (döw) - Anlässlich des 100. Geburtstages des im Jahr 2004 verstorbenen österreichischen
Widerstandskämpfers und ehemaligen KZ-Häftlings Ferdinand Berger hat das Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes (DÖW) gemeinsam mit Bergers Sohn und Enkelsohn den „Ferdinand Berger-Preis“ ins Leben gerufen.
Das DÖW vergibt diesen Preis jährlich – beginnend mit 2018 - an Personen, die durch wissenschaftliche
oder publizistische Leistungen oder durch besonderes öffentliches Auftreten einen markanten Beitrag gegen
Neofaschismus, Rechtsextremismus, Rassismus oder demokratiegefährdendes Verhalten geleistet haben.
Der von Ernst Berger und René Berger gestiftete Preis ist mit € 3.000 dotiert und kann in zwei Teile geteilt
werden.
Die Nominierung erfolgt durch eine Jury des DÖW, der neben den Preisstiftern auch Ruth Wodak, Corinna Milborn,
Paulus Hochgatterer, Alexander Mitteräcker, Gerhard Baumgartner und Christine Schindler angehören.
Ernst Berger: „Im Sinne von Ferdinand Berger, dessen Leben zu wichtigen Teilen dem Kampf gegen Faschismus und Rechtsextremismus
gewidmet war und der als Zeitzeuge vielen Wiener Schülerinnen und Schülern seine Erfahrungen aus der
Zeit des Austrofaschismus, des spanischen Bürgerkriegs und der Jahre in den Konzentrationslagern Dachau und
Flossenbürg vermittelt hat, soll der Preis dazu beitragen, Menschen sichtbar zu machen, die diese Grundhaltung
in die Gegenwart transportieren.“
Zu Ferdinand Berger
Ferdinand Berger kam in Graz zur Welt, war dort in seiner Jugendzeit Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend,
nahm 1934 an den Februarkämpfen in Gösting bei Graz teil und wurde zwischen 1934 und 1936 mehrfach inhaftiert.
1937 schloss er sich den Internationalen Brigaden an und nahm auf Seiten der Republik am spanischen Bürgerkrieg
teil. Ab 1941 war er als politischer Häftling in den Konzentrationslagern Dachau und Flossenbürg inhaftiert
und kehrte nach der Befreiung 1945 nach Österreich zurück, begann ein Jusstudium an der Universität
Wien und trat in den Polizeidienst ein, um sich am Aufbau einer demokratischen Polizei zu beteiligen. Nach seiner
Pensionierung als Polizeirat im Jahre 1975 engagierte er sich als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Dokumentationsarchivs
des österreichischen Widerstands und als Zeitzeuge in Schulen. Als Obmann der Lagergemeinschaft Dachau war
er Initiator der Gedenktafel am Wiener Westbahnhof, die noch heute an den 1. Transport in das KZ Dachau erinnert.
1968 trat Ferdinand Berger aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings aus der KPÖ aus.
Ferdinand Berger war Träger der Befreiungsmedaille der Republik und des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste
um die Republik Österreich.
Die Jurymitglieder
- Ruth Wodak: Sprachsoziologin und Diskursforscherin
- Corinna Milborn: Politikwissenschafterin, Informationsdirektorin
der Sendergruppe Prosieben.Sat1.PULS4
- Paulus Hochgatterer: Kinderpsychiater, Schriftsteller
- Alexander Mitteräcker: Vorstand und Geschäftsführer
des „Standard“
- Gerhard Baumgartner: Wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs
des österreichischen Widerstandes
- Christine Schindler: Projektmanagerin und Lektorin im DÖW
- Ernst Berger: Kinderpsychiater
- René Berger: Jurist und Investor
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