Wien (ait) - Im Auftrag der International Atomic Energy Agency (IAEA) entwickeln Cyber Security ExpertInnen
des AIT Austrian Institute of Technology eine spezielle, virtuelle IT-Trainings- und Simulationsplattform, die
auf hochsensible industrielle Steuerungssysteme ausgelegt ist. In dieser sogenannten „Cyber Range“ können
im Kontext der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung von industriellen Steuerungsanalagen für Atomanlagen
neue Technologien, Werkzeuge und Prozesse zur Abwehr von Cyberbedrohungen realitätsnah simuliert, getestet
und trainiert werden. Die Besonderheit liegt dabei in der gesamtheitlichen und praxisnahen Betrachtung aller Faktoren,
die dabei zusammenspielen – Technik, Organisation und Betrieb. Dieses spezielle Konzept in den Ausbildungs- und
Trainingsprozessen ermöglicht Betreibern kritischer Infrastrukturen eine rasche Entwicklung von speziellen
Fähigkeiten zur effektiven Abwehr der wachsenden Cyberbedrohungen.
Die IAEA hat sich seit nunmehr 60 Jahren der globalen friedlichen Nutzung der Atomkraft verschrieben und unterstützt
ihre Mitglieder weltweit bei der Etablierung höchster Sicherheitsstandards beim Betrieb von Atomenergieanlagen.
Dazu gehört aktuell auch eine effektive Notfallvorsorge für das Management von Cyberattacken. Der gezielte
Angriff mit der Malware „Stuxnet“ auf das iranische Atomkraftwerk Buschehr im Jahr 2010 zeigte, dass Nuklearanlagen
das Ziel von Cyberangriffen sind und dass diese Angriffe zu physischen Schäden führen können.
Mit der Etablierung einer speziellen IT-Trainings- und Simulationsplattform, der so genannten AIT Cyber Range,
hat sich das AIT in der jüngsten Vergangenheit als Know-How-Träger für alle Facetten einer fortschrittlichen
Verteidigungsstrategie gegen professionelle Cyber-Angriffe unterschiedlichster Methodik und Wirkungsabsicht auf
kritische Infrastrukturen einen Namen gemacht.
Internationale Vorreiterrolle im Cyber Security Bereich durch Kooperation und F&E
Als Forschungspartner im Rahmen des Cooperative Research Programme (CRP) der IAEA zum Thema „Enhancing Computer
Security Incident Analysis and Response Planning at Nuclear Facilities“ hat das AIT einen speziellen Forschungsschwerpunkt
etabliert. Unter dem Projekttitel SIREN („Technologies for Ensuring Safe and Secure Incident Response Strategies
for Nuclear Facilities“) untersucht das AIT gemeinsam mit internationalen Forschungspartnern technische und prozessuale
Ansätze zur Abwehr von Cyberangriffen auf industrielle Steuerungssysteme. Dabei werden durch die AIT Cyber
Range repräsentative IT- und Steuerungssysteme eines Atomkraftwerks in virtuellen IT-Plattformen kombiniert
und mit cyber-physikalischen Systemen, die in solchen Anlagen eingesetzt werden, simuliert. Ziel der Kooperation
ist die Förderung des internationalen Informationsaustausches sowie die gezielte Erarbeitung von speziellen
Weiterbildungsmaßnahmen und Trainingskonzepten rund um das Design und den Betrieb von industriellen Steuerungsanlagen
in Atomkraftwerken, um zukünftigen Cyberbedrohungen in unserem digitalen und immer vernetzteren Zeitalter
effektiver entgegentreten zu können.
Projektleiter Paul Smith, Senior Scientist am AIT Center for Digital Safety & Security, sieht die Schwerpunkte
des Projekts in der Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse einerseits und dem damit verbundenen Aufbau von Know-How
sowie High-Tech andererseits in der heute weltweit bedeutenden Cyber Security Domäne: „Durch die enge Kooperation
von Nuclear Safety Expertinnen und Experten der IAEA und der besonderen Cyber Security Expertise am AIT können
wir mit Hilfe einer frühen Verwendung neuer Technologien aus Wissenschaft und Forschung einen wesentlichen
Beitrag zur Steigerung der globalen Cybersicherheit leisten.“
AIT Cyber Range unterstützt eine umfassende österreichische Cybersicherheitsübung
Erst Anfang November stellten AIT SicherheitsexpertInnen mit der AIT Cyber Range im Zuge eines groß angelegten
nationalen Planspiels mit 200 TeilnehmerInnen, 24 Unternehmen kritischer Infrastrukturen und den verschiedenen
Behörden ihre besondere Leistungsfähigkeit erfolgreich unter Beweis. Das nationale Cyberplanspiel wurde
vom Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) und dem Bundesministerium für Inneres (BMI) in engem Zusammenspiel
zwischen Staat (BMI, BMLVS, BKA, BMeiA) und Wirtschaft sowie den nationalen Computer Emergency Response Teams (CERT)
organisiert. In einer realitätsnahen Testumgebung hatten zehn Cyber-Abwehr Teams, deren Mitglieder von den
teilnehmenden Kooperationspartnern und Unternehmen gestellt wurden, die Aufgabe, spezielle Cyber Attacken zu erkennen
und geeignete technische sowie operative Gegenmaßnahmen auf Unternehmensebene sowie auf gesamtstaatlicher
Ebene zur Schadensminimierung zu ergreifen.
AIT gehört heute zu den führenden Akteuren der europäischen Cyber Security Forschung
Durch ein konsequent und nachhaltig geplantes und umgesetztes Forschungsprogramm im Center for Digital Safety
& Security konnte sich das AIT in den letzten Jahren international an führender Stelle positionieren.
Im Rahmen umfassend gelebter Kooperationen im Wissenschafts-, Forschungs- und Industriebereich wurde am AIT im
weltweiten Kontext ein spezielles Know-How und Lösungsportfolio entwickelt, das von neuen Verschlüsselungstechnologien
(„post quantum safe“) und Security-by-Design Ansätzen über modernste Schutzmechanismen durch künstliche
Intelligenz bis hin zu Trainings und Ausbildungskonzepten reicht. Damit werden am AIT nationale Leuchtturmprojekte
wie das Ende 2017 startende nationale Leitprojekt Trustworthy IoT for CPS (IoT4CPS) sowie wesentliche europäische
Initiativen im Bereich intelligenter Verschlüsselungstechnologien für Cloud Systeme oder forensische
Analysetechnologien für Blockchain Anwendungen wesentlich verantwortet und international führend vorangetrieben.
Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security am AIT: „Durch das Zusammenspiel von wissenschaftlicher
Exzellenz, Fokussierung der Forschung und einer gleichzeitig gelebten sowie nachhaltigen Kooperation mit der Industrie
und öffentlichen Hand konnte das AIT in Schlüsselbereichen der Cyber Security eine internationale Vorreiterrolle
einnehmen“.
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