UNICEF-Schulung für 90 Tiroler MitarbeiterInnen im Flüchtlingswesen
Innsbruck (lk) - „Die UN-Kinderrechtskonvention gilt für alle Kinder – auch für geflüchtete
Kinder“, stellt LRin Christine Baur klar. Es sei daher richtig und wichtig, dass in Flüchtlingsunterkünften
auf familien- und kindgerechte Standards geachtet und eine gemeinsame Grundhaltung gegen jegliche Gewalt gelebt
wird.
Um den Kinderschutz in Flüchtlingsunterkünften sicherzustellen, führt das Kinderhilfswerk der Vereinten
Nationen (UNICEF) Schulungen für MitarbeiterInnen im Flüchtlingswesen durch. „In Österreich nahmen
bisher rund 400 Personen an diesen Schulungen teil – fast ein Viertel davon waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Tiroler Soziale Dienste GmbH“, berichtet Rudi Luchmann, Länderkoordinator von UNICEF, das ähnliche
Maßnahmen neben Österreich auch in Griechenland, Italien, Slowenien und Deutschland durchführt.
Die Grundversorgung in Österreich sei gegeben, bestätigt Luchmann, allerdings muss der Schutz von Kindern
verbessert werden: „Kinder sind in gemischten Unterkünften einem Risikopotenzial ausgesetzt. Das Zusammenleben
mit vielen fremden Menschen auf engem Raum, mangelnde Privatsphäre und fehlende Rückzugsorte sowie fehlende
Schutzkonzepte haben Auswirkungen auf die Sicherheit und das Wohlergehen der Kinder“.
Derzeit erarbeitet UNICEF daher gemeinsam mit anderen im Flüchtlingswesen engagierten Nicht-Regierungsorganisationen
(NGOs) Mindeststandards zum Schutz von Kindern in Flüchtlingsunterkünften. Dazu gehört unter anderem,
dass alle Einrichtungen Maßnahmen zum Schutz vor Gewalt ergreifen und alle dort tätigen Menschen entsprechend
sensibilisiert werden. „Gerade geflüchtete Kinder brauchen Schutz vor Gewalt, Ausbeutung, Diskriminierung
und Kinderhandel. Den Kindern selbst fehlt nach den Erlebnissen der Flucht meist der notwendige Selbstschutz. Dieser
Schutz muss daher neben den Eltern oder Angehörigen auch von den im Flüchtlingswesen arbeitenden Menschen
übernommen werden“, betont LRin Baur. Es brauche wie in vielen Bereichen eine Kultur des Hinschauens. „Es
freut mich daher sehr, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tiroler Sozialen Dienste so zahlreich an den
Schulungen von UNICEF teilnehmen“. Im Bundesländervergleich wurde diese Weiterbildungsmaßname in Tirol
am häufigsten in Anspruch genommen.
Ursula Sagmeister von UNICEF Österreich, die die Kinderschutz-Schulungen für MitarbeiterInnen im Flüchtlingswesen
durchführt, weiß aus der Praxis, wo es den größten Nachholbedarf gibt: „Flüchtlingseinrichtungen
sollten über ‚kinderfreundliche Orte‘ verfügen, die den Kindern und Jugendlichen einen eigenen Bereich
mit strukturierten Spiel- und Lernangeboten bieten. Dort können die Mädchen und Buben nicht nur einer
sinnvolle Beschäftigung nachgehen, sondern es wird ihnen auch ein Gefühl von Geborgenheit und Normalität
in einer fremden Umgebung vermittelt“.
Im Februar 2018 wird es einen großen Austausch zwischen UNICEF und den in Tirol tätigen Systempartnern
in der Flüchtlingsarbeit geben, um über gemeinsame Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten
Kindern in Flüchtlingsunterkünften zu diskutieren.
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