Frauenförderin in den österreichischen Medien und feministische Ökonomin werden
für ihr frauenpolitisches Engagement ausgezeichnet
Wien (rk) - Am 6. Dezember wurde in einer feierlichen Verleihung im Wiener Rathaus der 16. Wiener Frauenpreis
verliehen. Frauenstadträtin Sandra Frauenberger würdigte damit jedes Jahr zwei Frauen, die sich im außerordentlichen
Ausmaß für die Selbstbestimmung von Frauen engagieren. In der Kategorie „Frauenförderung in den
Medien“ hat sich die Jury für Astrid Zimmermann, Generalsekretärin des Presseclubs Concordia entschieden.
In der Kategorie „Feministische Ökonomie“ erhielt ihn Katharina Mader, Wissenschaftlerin im Institut für
Institutionelle & Heterodoxe Ökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien.
„Jedes Jahr holen wir mit dem Frauenpreis engagierte Frauen vor den Vorhang, die sich für Gleichstellung einsetzen.
Ich freue mich sehr, dass heuer zwei Frauen damit ausgezeichnet werden, die sich in eher männerdominierten
Bereichen herausragend für die Gleichberechtigung engagieren“, so Frauenberger.
Die Preisträgerinnen wurden von einer Dreier-Jury bestehend aus den Journalistinnen Mag.a Brigitte Handlos
(ORF), Mag.a Eva Linsinger (profil) und Dr.in Tessa Prager (NEWS) ausgewählt. Die Preisträgerinnen erhalten
neben 3.000 Euro Preisgeld die Statue „die mutige“ von Ulrike Truger.
Jurybegründung Astrid Zimmermann
Astrid Zimmermann setzte sich schon in den 1970er Jahren, in ihrer Studienzeit in Innsbruck, für die Abschaffung
des Paragraphen 144 und die Fristenlösung ein und engagierte sich in Selbsthilfegruppen und im Arbeitskreis
für Emanzipation und Partnerschaft. Später in Vorarlberg erarbeitete sie Mentoring- und Coaching-Modelle
für Politikerinnen. Und während ihrer journalistischen Tätigkeiten zwischen Wien, Salzburg und Oberösterreich
unterstützte sie viele, viele Frauen und beförderte die Karrieren zahlreicher Journalistinnen.
Als Betriebsrätin setzte sie sich für gleiche Bezahlung von Kolleginnen und gegen sexuelle Belästigung
am Arbeitsplatz ein, organisierte Workshops, damit Frauen ihre Interessen besser durchsetzen können, und wirkte
an der Gründung des ersten betriebsinternen Frauennetzwerks in der Tageszeitung „Der Standard“ mit. So wurden
Journalistinnen gestärkt und gefördert und besonderes Augenmerk auf die Präsenz von Frauen in der
Berichterstattung gerichtet. Von 1998 bis 2002 war Zimmermann Vorsitzende der Journalistengewerkschaft und achtete
auch dort auf die Interessen von Frauen. Sie initiierte und gründete gemeinsam mit anderen Journalistinnen
das Frauennetzwerk Medien. Bis 2015 war sie unermüdlicher Motor des Netzwerks, mit vielfältiger inhaltlicher
und organisatorischer Arbeit und stets mit klugem Input.
Als sie 2005 auf die Seite der Medienwissenschaft wechselte und das Medienhaus Wien mitbegründete, erforschte
sie unter anderem die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Medienbereich. In der Aus- und Weiterbildung für
JournalistInnen, in der politischen Erwachsenenbildung, im Presseclub Concordia, den sie seit 2010 als Generalsekretärin
leitet, als Aufsichtsratsvorsitzende und Aufsichtsratsmitglied der Wiener Zeitung, im Trägerverein des Österreichischen
Presserats und als Mitglied zahlreicher Jurys namhafter Medienpreise setzte und setzt sie sich stets für Frauen
ein.
Sie tut das mit großem Fachwissen und Engagement. Meist bleibt ihr Einsatz unsichtbar, und das ist manchmal
auch gut so. Aber ungedankt soll er nicht bleiben. Es ist an der Zeit, diese besondere Förderin von Frauen
vor den Vorhang zu bitten und sie dafür mit dem Wiener Frauenpreis auszuzeichnen.
Jurybegründung Dr.in Katharina Mader
In ihren wissenschaftlichen Ausführungen wird schnell klar, warum wir feministische Ökonomie mehr
denn je dringend brauchen. Ihre Publikationen widmen sich Themen wie: „Die Gläserne Vermögensdecke. Zum
Zusammenhang von Vermögen und Geschlecht“. Oder „Auswirkungen der EU-Gleichstellungspolitik auf die Situation
von Frauen in Österreich.“ Oder „Gender Budgeting und Wirkungsorientierung. Erfolgsrezept und Herausforderung.“.
Um ein wirklich taugliches Bild zu bekommen, müsse eben auch immer die unbezahlte Arbeit miteinbezogen werden,
ist Katharina Mader überzeugt. 51 Prozent aller Arbeiten in Österreich sind unbezahlt. Sie sind aber
für das Funktionieren einer Gesellschaft notwendig, weiß die Ökonomin. So ist etwa die Erziehung
von Kindern aus ökonomischer Sicht kein Liebesdienst, rechnet die Mutter eines zweijährigen Sohnes vor.
Sondern die Vorleistung für alle wirtschaftlichen Tätigkeiten von Personen, die sich darum nicht kümmern
müssen.
Inzwischen hat Katharina Mader als Mitglied der Watchgroup „Gender und öffentliche Finanzen“ und des Beirats
für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen ein Auge darauf, wie sich die Bedingungen
für Frauen in der Gesellschaft entwickeln.
Und an einer jungen Frau mit so viel Wissen und Können, die nach dem Motto lebt und arbeitet: „Feminismus
tut nicht weh“ – an der konnte die Jury des Wiener Frauenpreises nicht vorbei und ihr deshalb guten Gewissens und
mit Freude den Frauenpreis der Stadt Wien 2017 verleihen.
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