„Negativzinsen“ setzt sich gegen „Bitcoin“ & „Trump-Effekt“ durch – Österreichs Leitindex
ATX mit jährlicher Durchschnittsrendite von 6,9 Prozent
Wien (wiener börse) - Die Wiener Börse hat zusammen mit der Finanzbranche erstmalig das Börsenunwort
des Jahres ermittelt. Befragt wurden rund 1.000 Branchenvertreter, unter anderem über Vereinigungen wie ÖVFA,
VÖIG oder C.I.R.A. Zum Börsenunwort des Jahres 2017 wurde „Negativzinsen“ gewählt. Der Begriff setzte
sich aufgrund der dramatischen Auswirkungen für den österreichischen Sparer an die Spitze des Rankings,
gefolgt von „Bitcoin“ und „Trump-Effekt“.
„2017 ist das Jahr, in dem der Niedrigzins-Effekt endgültig bei den privaten Anlegern angekommen ist. Viele
ältere Zinsprodukte mit höherer Rendite sind heuer ausgelaufen. Das Sparschwein musste den Gürtel
sehr viel enger schnallen. Das Ersparte wird durch die Inflation real entwertet“, sagt Börsen-CEO Christoph
Boschan. „Im Gegensatz dazu boten österreichische börsennotierte Unternehmen im Leitindex ATX im letzten
Vierteljahrhundert eine durchschnittliche Rendite von 6,9 Prozent. Dafür ist allerdings Durchhaltevermögen
gefragt, denn Investieren ist ein Marathon und kein Sprint.“
Negativzinsen: Sparleistung der Österreicher zum Erliegen gebracht
Negativzinsen entstehen durch das Sinken eines Zinssatzes unter null. Ein negativer Zinssatz entschädigt den
Kreditgeber nicht mehr für das Ausfallrisiko und die Kapitalbereitstellung. Negativzinsen sollen Konsum und
Investition anregen und Sparen unattraktiv machen. Immerhin sprang der Oberste Gerichtshof den österreichischen
privaten Sparern beiseite und bestimmte, dass bei ihnen in Österreich keinesfalls Negativzinsen eingehoben
werden dürfen. Kein Grund zum Jubeln, denn Nullzinsen gepaart mit niedrigen Aktienquoten sind der Grund, warum
Österreicher das europäische Schlusslicht bei Rendite auf Veranlagungen sind. Das bestätigte jüngst
eine von der Allianz veröffentlichte Studie zur Realrendite im europäischen Vergleich.
Bitcoin & Trump-Effekt: Politische Börsen haben kurze Beine
Weiters intensiv als Unwort genannt wurde der Begriff „Bitcoin“ – weniger wegen des durchaus vorhandenen revolutionären,
technischen Charakters, sondern vielmehr wegen eines Widerspruchs in der steuerlichen Behandlung durch den Staat.
Kryptowährungen werden in Österreich als digitales Gut gesehen, der Handel mit diesen ist umsatzsteuer-
und – nach Ablauf einer einjährigen Spekulationsfrist – kapitalertragssteuerfrei. Setzt man dagegen auf die
Zukunft von realen Werten, wie österreichische börsennotierte Unternehmen in Form von Aktien, sieht der
Gesetzgeber eine Kapitalertragssteuer in Höhe von 27,5 % vor.
Ambivalent verliefen auch die Diskussionen zum „Trump-Effekt“. Einerseits versprachen sich viele Investoren vom
neuen amerikanischen Präsidenten eine bedingungslose Kapitalmarktförderung, andererseits überwarf
er sich rasch mit vielen Wallstreet-Akteuren. Spätestens als er durch einen sorglosen Kommentar die Staatsanleihen
Puerto Ricos auf Talfahrt schickte, wurde klar, dass die Politik weiterhin der dominierende Faktor für die
Entwicklung eines Finanzmarktes bleibt.
„In der Diskussion mit unseren Marktteilnehmern hören wir immer wieder zwei Forderungen an die Politik: Erstens,
die Herstellung verbesserter Rahmenbedingungen, damit Österreich für ausländische Investoren interessanter
wird. Und zweitens die Förderung der heimischen Investorenbasis, um mehr Österreichern die Teilnahme
am Erfolg der heimischen Unternehmen zu ermöglichen,“ so Börsenchef Christoph Boschan.
Das Börsenunwort des Jahres wird von der Wiener Börse in Anlehnung an das Österreichische Wort des
Jahres ermittelt. Dieses wird seit 1999 von der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Universität
Graz in Zusammenarbeit mit der Austria Presseagentur erstellt.
|