Maria Rentetzi und Claudine Kraft erhalten hohe EU-Förderung
Brüssel/Wien (universität) - Die Wissenschaftshistorikerin Maria Rentetzi und die Molekularbiologin
Claudine Kraft haben je einen mit rund zwei Millionen Euro dotierten ERC Consolidator Grant erhalten. Rentetzi
erforscht die Geschichte des Strahlenschutzes in Zusammenhang mit der Entstehung der Internationalen Atomenergiebehörde,
Kraft widmet sich der zellulären Abfallentsorgung, der so genannten Autophagie. Das Geld wird in Grundlagenforschung
investiert. Insgesamt gingen damit bisher 43 ERC Grants an die Universität Wien.
IAEO und Strahlenschutz
Maria Rentetzi wird in den nächsten fünf Jahren die zentrale Frage untersuchen, wie es zum großen
Einfluss der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) auf wissenschaftliche Institutionen mit langer Tradition
im Strahlenschutz kam. Trotz der Bedeutung internationaler Organisationen für die Entwicklung der Wissenschaft
in der Nachkriegszeit gibt es keine Arbeiten zur Geschichte des Strahlenschutzes in Bezug auf die Entstehung der
IAEO. Das ERC Projekt untersucht diese wissenschaftliche Lücke mit Methoden aus dem Bereich der Geschichte,
Philosophie und Wissenschaftssoziologie und im Kontext der internationalen Geschichte. Rentetzi baut dabei auf
der Hypothese auf, dass wissenschaftliche Erkenntnisse zum Strahlenschutz von diplomatischen, sozialen, wirtschaftlichen
und politischen Fragen geprägt sind. Dieser Ansatz wirft ein neues Licht auf essentielle Aspekte der Wissenschaftsgeschichte
der Nachkriegszeit.
Über Maria Rentetzi
Maria Rentetzi wurde in Griechenland geboren und ist derzeit an der National Technical University in Athen.
Sie absolvierte ein Bachelorstudium in Physik an der Aristoteles-Universität Thessaloniki, ein Masterstudium
in Wissenschaftsphilosophie und Wissenschaftsgeschichte an der Nationalen Technischen Universität Athen, sowie
ein Masterstudium in Philosophie an der Virginia Tech. Sie promovierte im Bereich der Wissenschafts- und Technikforschung
an der Virginia Tech (VT) in den USA. 2014 war sie im Rahmen des Lise Meitner Programms des FWF an der Universität
Wien und erforschte am Institut für Philosophie erste inhaltliche Ansätze ihres künftigen ERC Projekts.
Zelluläre Abfallentsorgung im Fokus
Claudine Kraft, Gruppenleiterin an den Max F. Perutz Laboratories (MFPL), einem Joint Venture der Universität
Wien und der Medizinischen Universität Wien, beschäftigt sich mit dem zellulären Abfallentsorgungssystem,
genannt Autophagie. Das mit dem ERC Consolidator geförderte Projekt soll diesen Prozess besser verstehen helfen,
da Defekte dieses Vorgangs mit verschiedenen menschlichen Krankheiten wie Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen
in Verbindung gebracht werden. Insbesondere werden die ForscherInnen der Frage nachgehen, wie die Abfallsäcke
der Zelle, Autophagosomen genannt, gebildet werden und wie sie zu den Verbrennungsanlagen, den Vakuolen oder Lysosomen,
transportiert werden. Dies wird ein besseres Verständnis des Prozesses und hoffentlich neue Therapien für
die Zukunft ermöglichen.
Über Claudine Kraft
Die gebürtige Schweizerin kam nach ihrem Postdoktorat an der ETH Zürich 2011 als Gruppenleiterin
an die MFPL. Während ihrer Zeit an den MFPL erhielt sie einen WWTF-Forschungsgruppenleiterin Start-Grant,
Stand-Alone Grants und den START-Preis des FWF. Zusätzlich erhielt sie 2014 einen EMBO Young Investigator
Award. Im November 2017 nahm sie den Ruf auf eine Professur an der Universität Freiburg an. Ihre Gruppe an
der Universität Wien wird sie bis Ende 2018 weiter betreuen.
European Research Council
Die Förderung von grundlagenorientierter Pionierforschung ist einer der Schwerpunkte der Europäischen
Union. Dafür wurde der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) geschaffen. ERC Consolidator
Grants unterstützen exzellente WissenschafterInnen in einem noch relativ frühen Stadium ihrer Karriere
darin, ihre Position als eigenständige ForscherInnen zu konsolidieren. Ein internationales Gutachtergremium,
bestehend aus renommierten ExpertInnen, entscheidet über die Förderungswürdigkeit der Anträge.
Den ausgewählten ForscherInnen wird entsprechender Freiraum zur Verwirklichung ihrer Visionen zugestanden.
Insgesamt bereits 43 ERC Grants für die Universität Wien
Seit 2007 wurden nunmehr sieben ForscherInnen mit einem ERC Consolidator ausgezeichnet. Dank 21 ERC Starting
Grants, 14 Advanced Grants und einem ERC Proof of Concept liegt die Universität Wien bei nunmehr 43 ERC-Förderungen
seit 2007.
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