Veranstaltung „Beruf.Macht.Frau“ in der Innsbrucker Hofburg
Innsbruck (lk) - Sei es die prunkvolle Hochzeit ihres Sohnes Erzherzog Leopold in Innsbruck, die zu diesem
Anlass errichtete Triumphpforte in der Maria-Theresien-Straße oder die im Rokokostil umgestaltete Hofburg
– Maria Theresia hat in der Tiroler Landeshauptstadt sichtbare Spuren hinterlassen. Doch welche Zeichen hat die
Herrscherin über das Habsburgerreich als Frau und Mutter sowie Machtpolitikerin und Managerin gesetzt? Wie
hat sie das Frauenbild ihrer Zeit geprägt? Und welche Parallelen lassen sich ins Hier und Jetzt ziehen? Diesen
und ähnlichen Fragen ging die Veranstaltung „Beruf.Macht.Frau“ anlässlich des 300. Geburtstags von Maria
Theresia am Abend des 4. Dezember in der Innsbrucker Hofburg auf den Grund.
Bildungs- und Kulturlandesrätin Beate Palfrader, Sozial- und Frauenlandesrätin Christine Baur sowie Innsbrucks
Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer stellten dabei einstige und heutige Frauenbilder einander gegenüber
– ausgehend von Briefen Maria Theresias an ihre enge Vertraute Sophie Enzenberg. Schauspielerisch interpretiert
und gelesen wurden die schriftlichen Zeitzeugnisse von Eleonore Bürcher. Die Autorin und Filmemacherin Monika
Czernin, welche durch den Abend führte, beschäftigte sich im Vorfeld intensiv mit den Briefen und der
persönlichen Seite der Monarchin: „Maria Theresia war als Herrscherin von ihrem Frausein geprägt und
umgekehrt. Nicht anders als heutige Politikerinnen. Mein Lieblingszitat aus den Briefen an Sophie Enzenberg drückt
ihre durchaus modern zu nennende Doppelrolle treffend aus: ,Mit sechs Kindern im Zimmer und dem Kaiser, habe ich
diesen Brief vier Mal schreiben müssen, und man merkt es deutlich.‘ Ich freue mich deshalb sehr, gemeinsam
mit Tirols führenden Politikerinnen über Maria Theresia nachzudenken.“
Die weibliche Seite der Politik
LRin Palfrader kennt die Mehrfachbelastung als berufstätige Frau und Mutter aus eigener Erfahrung. „Frausein
war nicht nur zu Zeiten Maria Theresias von Zwiespältigkeit geprägt. Auch heute stellt das Spannungsfeld
zwischen Beruf und Familie sowie die teils noch tief verankerte, tradierte Rollenverteilung viele Frauen vor große
Herausforderungen“, begründete LRin Palfrader den kontinuierlichen Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes, den
sie als Politikerin seit 2008 vorantreibt. Wichtige Grundlage dafür war der Beschluss des Kinderbildungs-
und -betreuungsgesetzes sowie die Schaffung finanzieller Anreize für die Gemeinden als Erhalter der institutionellen
Kinderbetreuungseinrichtungen. Im Bildungsbereich sind LRin Palfrader geschlechtersensible Pädagogik, Chancengerechtigkeit
sowie die freie Berufswahl von Mädchen jenseits gängiger Rollenklischees wichtige Anliegen, um mit Rollenklischees
zu brechen.
Der Weg zur Emanzipation
Maria Theresia hat durch ihre Inthronisation mit der geschlechtsspezifischen Rollenverteilung gebrochen und bereits
im 18. Jahrhundert gezeigt, dass Frauen als politische Akteurinnen viel erreichen können. Die Emanzipation
habe im Zeitalter der Habsburgerin begonnen, hinsichtlich der Chancengerechtigkeit seien aber noch einige Hürden
zu nehmen, sagte LRin Baur: „Wir müssen lernen, dass Frauen und Männer in all ihren Unterschieden gleich
viel wert sind.“ Die Gleichstellung von Mann und Frau in allen Lebensbereichen sei daher ein wesentliches gesellschafts-
und sozialpolitisches Ziel, an dem durch gezielte Frauenförderung und bewusstseinsbildende Maßnahmen
kontinuierlich gearbeitet wird.
Für Bgmin Oppitz-Plörer, die seit 2010 die Geschicke der Tiroler Landeshauptstadt leitet, ist es einem
gesteigerten Selbstbewusstsein zu verdanken, dass sich immer mehr Frauen in die Lokalpolitik einbringen – wenngleich
diese oftmals große Herausforderungen mit sich bringt: „Die Bürgerinnen und Bürger erwarten sich
allzeit klare und nachvollziehbare Auskünfte. Als handelnde Akteurin muss man daher über alle relevanten
Themen bestens Bescheid wissen. Neben einer großen Bürgernähe wird auch wie einst von Maria Theresia
eine starke Präsenz beispielsweise auf Veranstaltungen erwartet.“
Frauen könnten mit Kompetenzen wie Teamorientiertheit, Fairness, Kommunikations- fähigkeit und Empathie
viel Positives bewirken, so LRin Baur: „Ein wesentlicher Unterschied zu den Zeiten Maria Theresias ist auch, dass
Frauen heute vom Volk dazu legitimiert werden, ein politisches Amt zu bekleiden und ihnen diese Rolle nicht wie
einst von oben auferlegt wird.“ Obwohl sich die Situation in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gebessert habe,
seien Frauen in politischen Gremien aber noch immer unterrepräsentiert, wandte sich LRin Palfrader abschließend
an das überwiegend weibliche Publikum: „Wir können als Frauen sehr viel bewegen, wenn wir uns trauen,
miteinander solidarisieren und uns dafür einsetzen. Haben Sie den Mut, die Zukunft unseres Landes aktiv mitzugestalten!“
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