Lesekompetenz von österreichischen VolksschülerInnen hat sich leicht verbessert |
Fokus auf Kindergarten als Bildungseinrichtung notwendig
Wien (bmb) - „Es freut mich, dass die Ergebnisse der PIRLS-Testungen nach den Ergebnissen von 2011 wieder
einen Aufwärtstrend zeigen - die vom Bildungsministerium gesetzten Maßnahmen zeigen also Wirkung. Damit
diese Entwicklung anhält, müssen die gesetzten Schritte aber unbedingt weiter verfolgt werden. Mein dringender
Appell an die künftige Regierung: Wenn wir diese Verbesserungen noch deutlicher vorantreiben wollen, muss
der Kindergarten eine vollwertige Bildungseinrichtung werden. Nur so erreichen wir alle Kinder und stellen eine
frühestmögliche sprachliche Förderung sicher“, so Hammerschmid am 5. Dezember anlässlich der
Präsentation der PIRLS-Ergebnisse, die die Lesekompetenz von SchülerInnen in der Grundschule erhebt.
Österreich beteiligt sich nach 2006 und 2011 nun zum dritten Mal an der PIRLS-Studie, die Lesekompetenz und
Einstellungen zum Lesen der SchülerInnen in der Grundschule erhebt. 24 der insgesamt 47 partizipierenden Länder
sind EU-Mitgliedsstaaten, die eine sinnvolle Vergleichsgruppe für Österreich darstellen. Getestet wurden
hierzulande rund 4.500 Schülerinnen und Schüler der 4. Schulstufe aus 150 Volksschulen, die einen Mittelwert
von 541 Punkten erreichten. Im Vergleich mit den 24 EU-Ländern liegt Österreich damit auf Platz 16, der
EU-Schnitt beträgt 540 Punkte.
Die österreichischen Detailergebnisse geben Aufschluss über Geschlechterdifferenzen und die Auswirkungen
von Mehrsprachigkeit, Bildungshintergrund der Eltern sowie frühkindlicher Bildung auf die Lesekompetenz. Grundsätzlich
sind die Leseleistungen der SchülerInnen gleichmäßiger verteilt als im EU-Durchschnitt, das heißt,
dass sowohl die Gruppe der leistungsschwachen als auch die Spitzengruppe jeweils kleiner als im Gegensatz zu den
meisten anderen EU-Ländern ist. Nachdem die PIRLS-Ergebnisse 2011 in Österreich schlechter ausfielen
als 2006, wurde dieser Leistungsabfall bis 2016 wieder kompensiert beziehungsweise gibt es gegenüber 2006
auch eine leichte Steigerung.
Hervorzuheben ist, dass die Geschlechterdifferenz so klein ist, wie in fast keinem anderen Teilnehmerland. Das
ist auch innerhalb Österreichs eine Verbesserung gegenüber den Ergebnissen von 2006. Negativ zu bewerten
sind allerdings die Entwicklungen der Lesekompetenz in Bezug auf den Migrationshintergrund sowie in Bezug auf den
Bildungshintergrund der Eltern. Die Abhängigkeit der Leseleistung vom Bildungshintergrund der Eltern hat sich
verstärkt, das heißt, dass sich der Leistungsabstand von Kindern aus Akademiker-Haushalten zu jenen,
deren Eltern höchstens Pflichtschulabschluss haben, seit 2006 kontinuierlich vergrößert hat. Im
Kontext der Zunahme an SchülerInnen mit Migrationshintergrund ist festzuhalten, dass die Leistungen der SchülerInnen
ohne Migrationshintergrund seit 2011 gestiegen sind, während jene der Kinder mit Migrationshintergrund ungefähr
gleich geblieben sind.
„PIRLS bestätigt unsere bisherigen Bestrebungen, den Fokus auf die frühe Sprachförderung zu richten.
Mit dem Schulrechtspaket 2016 haben wir dafür einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht.
Diese Maßnahmen müssen wir jetzt unbedingt wirken lassen. Gleichzeitig wissen wir, dass im Kindergartenbereich
noch viel zu wenig passiert “, so Bildungsministerin Hammerschmid. In Richtung der künftigen Regierung appelliert
sie: „Was wir für die Kindergärten brauchen, ist eine verbindliche pädagogische Qualität, eine
Ausweitung der Öffnungszeiten sowie eine indexbasierte Mittelvergabe an die Kindergärten. Der Kindergarten
muss endlich und mit aller Konsequenz als erste Bildungseinrichtung behandelt werden.“
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