Zwei Österreichische Forscher werden von Siemens als „Erfinder des Jahres“ ausgezeichnet.
Friederich Kupzog (AIT) und Andreas Lugmaier (Siemens) entwickelten ein Verfahren, um Schaltzustände im Stromnetz
einfach und schnell zu erkennen.
München/Wien (ait) - Rund 7.500 Erfindungen verzeichnet der internationale Technologiekonzern Siemens
pro Jahr. Auch dieses Jahr wurden wieder die 10 Erfinder mit den innovativsten Patenten als „Erfinder des Jahres“
ausgezeichnet. Ein Forscher aus Österreich sicherte sich dabei die Auszeichnung in der Kategorie „Open Innovation“,
die für Erfindungen externer Partner vergeben wird. Der AIT-Experte Friederich Kupzog erhielt den Preis gemeinsam
mit seinem Projektpartner Andreas Lugmaier von Siemens für ein mathematisches Verfahren zur Ermittlung von
Schaltzuständen im Stromnetz. Der Preis wurde im Rahmen eines Gala-Events in München am 14. Dezember
überreicht. Die Auszeichnung unterstreicht einmal mehr die Relevanz der AIT-Forschung für die Wirtschaft
und die Rolle des AIT als Innovationspartner der Industrie.
Smarte Lösungen für die digitalen Stromnetze
Friederich Kupzog ist Senior Scientist am AIT Center for Energy und zeichnet dort als Thematic Coordinator
Smart Grids ICT & Controls für alle Themen rund um die Digitalisierung im Energiebereich verantwortlich.
„Durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energie ist ein starker Effizienzdruck auf die Stromnetze entstanden“,
umreißt der Forscher die derzeitigen Herausforderungen an die Energiesysteme. „Zentrale Strategie ist es
daher, durch Digitalisierung der Stromnetze mehr über den aktuellen Zustand des Systems zu lernen, um in der
Folge auch gezielt steuernd eingreifen zu können.“
Eine wichtige Rolle in diesen Smart Grids der Zukunft spielen Automatisierungssysteme, die etwa Alarm schlagen,
wenn Ströme in einzelnen Leitungen zu groß werden oder Spannungen ausregeln, die durch PV-Einspeisung
zusätzlich induziert werden. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, müssen diese Systeme allerdings
die Schaltzustände im Niederspannungsnetz in der „Last Mile“ von der Trafostation zum Haushalt kennen. Dies
betrifft vor allem Schalter in den Trafostationen, mit deren Hilfe im Fehlerfall das Stromnetz umkonfiguriert und
fehlerhafte Leitungen abgetrennt werden können. In Wiener Verteilerkästen sind tausende solcher Schalter
verbaut, deren Schaltzustände umständlich vor Ort, durch eigens installierte Leitsysteme oder durch Abfragen
in Datenbanken eruiert werden müssen.
Schnell und einfach berechnet
Die ausgezeichnete Erfindung sammelt Spannungswerte an verschiedenen Stellen im Netz, um den aktuellen Schaltzustand
des Stromnetzes herauszurechnen. Diese elegante Lösung beruht auf rein mathematischen Verfahren und bietet
gleich mehrere Vorteile, wie Kupzog ausführt: „Der Algorithmus benötigt nur Messdaten, die von Smart
Metern oder anderen Grid Monitoring Devices ohnehin für den ganz normalen Netzbetrieb erfasst werden. Um dem
Automatisierungssystem die Informationen über den Schaltzustand zu liefern, sind also keine zusätzlichen
Leitungen oder Sensoren notwendig und auch keine komplizierten Schnittstellen zu Informationssystemen oder Datenbanken.
Darüber hinaus kann die Software als App im Nachhinein leicht installiert werden.“ Unter Beweis gestellt hat
die nunmehr preisgekrönte Entwicklung ihre Vorzüge im Rahmen des digitalen Smart Grid Testbeds in der
Seestadt Aspern im Nordosten Wiens. Hier entsteht auf einer Fläche von 240 Hektar ein neues Hauptstadtviertel,
in dem nachhaltige und innovative Lösungen für die Smart Cities von morgen entwickelt werden. Der erfolgreiche
Probelauf und die Auszeichnung zeigen das große Potenzial der patentierten Erfindung „made in Austria“ als
wichtiger Bestandteil der Smart Grids der Zukunft.
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