WKÖ-Wirtschaftsbarometer: Wirtschaftsklima der Unternehmen auf 10-Jahres-Hoch – Forderung
nach Bürokratieabbau, Lohnnebenkostensenkung und Förderung digitaler Investitionen
Wien (pwk) - „Es ist erfreulich, dass die derzeitigen Regierungsverhandlungen erstmals seit Langem ohne
Belastungen für Betriebe und Bürger nun in die Zielgerade einbiegen. ohne das der Mittelstand wieder
zur Kasse gebeten wird“, betonte der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, Christoph Leitl, am
14. Dezember in einem Pressegespräch. Die Wirtschaft sieht sich als Partner für das Reformprogramm der
Bundesregierung, der derzeit herrschende konjunkturelle Rückenwind müsse, so Leitl, für wesentliche
strukturelle Reformen am heimischen Standort genutzt werden: „Die Wirtschaft zahl so viele Steuern und Abgaben
wie nie und hat heuer 70.000 neue Jobs geschaffen. Wir können nur die Bedeutung von Zukunftsinvestitionen
unterstreichen und betonen, dass die gute Konjunktur für wesentliche Reformschritte genutzt wird.“
Die Wünsche und Erwartungen der Unternehmen an die neue Bundesregierung, die aus dem aktuellen Wirtschaftsbarometer
hervorgehen, sind klar formuliert: Eine Senkung der Lohnnebenkosten, ein nachhaltiger Abbau der Bürokratie
und ein Forcieren digitaler Investitionen, damit der Anschluss an die digitale Zukunft nicht verloren geht. „Die
WKÖ wird dafür im Gegenzug ihre Bemühungen in drei prioritären Bereichen verstärken. Im
Bereich der beruflichen Qualifikation, denn drei Viertel der Unternehmen klagen über Fachkräftemangel.
Und wir wollen Innovationszugängen auf internationaler Ebene vorantreiben sowie den Ausbau der internationalen
Präsenz forcieren, für noch mehr Internationalisierung der österreichischen Wirtschaft“, so Leitl,
der darauf verwies, dass die WKÖ nun bereits mit dem zweiten Reformprogramm innerhalb von zehn Jahren die
Mitgliedsbetriebe massiv entlaste aber gleichzeitig ein deutliches Plus an Service erbringe. „Der Staat erwartet
wichtige Leistungen von uns als Interessenvertretung der Wirtschaft. Die WKÖ bekennt sich zu einer effizienten
Leistungserbringung, die natürlich wie bei jedem großen Dienstleistungsunternehmen – auch beim Staat
- einer stetigen Verbesserung unterliegt“, unterstrich der WKÖ-Präsident das Motto „Reformieren ja, ruinieren
nein“.
Export weiterhin wesentlicher Konjunkturtreiber
Christoph Schneider, Leiter der Wirtschaftspolitischen Abteilung der WKÖ, betonte, dass sich das Wirtschaftsklima
der heimischen Unternehmen auf einem 10-Jahres-Hoch befinde: „Wir sehen eine außergewöhnliche Entwicklung,
Österreichs Wirtschaft befindet sich im zweiten Jahr des Aufschwungs und der Export ist der wesentliche Konjunkturtreiber.
Trotz der weiterhin bestehenden Risiken erwarten mehr als 40 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung des Wirtschaftsklimas.“
Der Aufschwung betreffe nun nicht nur mehr die großen Unternehmen, sondern alle Branchen und Unternehmensgrößen.
Aufgrund der steigenden Kapazitätsauslastung sei in den kommenden Monaten mit einem weiter zunehmenden Mangel
an Fachkräften zu rechnen, so Schneider. Jeweils 44 Prozent der Unternehmen planen Ersatz- und Neuinvestitionen,
steigend ist aber jener Unternehmensanteil, der derzeit keine Investitionen plane. „Der Investitionshöhepunkt
scheint überschritten zu sein. Wir wissen aber, dass die Unternehmen vermehrt in Innovation und Digitalisierung
investieren wollen. Deshalb sind nun weitere Maßnahmen nötig, diese Entwicklung nach Zukunftsinvestitionen
zu unterstützen und vertrauensbildende wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen zu setzen“, so Schneider.
Ablesbar sind diese Zahlen im Wirtschaftsbarometer, der größten Umfrage der gewerblichen Wirtschaft,
die die WKÖ halbjährlich durchführt. Besondere Relevanz haben dabei folgende Bereiche: 79 Prozent
der Unternehmen sprechen sich für eine Senkung der Lohnnebenkosten aus, 69 Prozent für einen Abbau der
Bürokratie, 63 Prozent für eine Sicherung des Fachkräftebedarfs, 58 Prozent für eine Senkung
der Abgabenquote, 55 Prozent für eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten und 46 Prozent für ein Vorantreiben
einer Bildungsreform.
Top-5 der größten bürokratischen Belastungen:
Bürokratische Belastungen sehen die Unternehmen insbesondere bei Arbeitsrecht und Arbeitszeitregelungen
(79 Prozent), Arbeitnehmerschutz (51 Prozent), Steuergesetzgebung (48 Prozent) und Genehmigungsverfahren (44 Prozent)
und Informations-, Veröffentlichungs- und Meldepflichten (33 Prozent). Aus dem ebenfalls durchgeführten
Austrian Entrepreneurial Index 2017- zeigt sich zudem, dass der Teilbereich Rahmenbedingungen von den Unternehmen
mäßig bewertet wird. Während die Unternehmen die allgemeinen Standortfaktoren noch mittelmäßig
beurteilen, erhalten alle Indikatoren die unter Verwaltung und Abgaben subsumiert werden – gemeinsam mit dem Bereich
Bürokratie und Verwaltung – deutlich schlechtere Werte.
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