Wien (universität) - Immunonkologische Therapien sind ein neuer Ansatz, dass menschliche Verteidigungssystem
gegen Krebserkrankungen, die von körpereigenen Zellen verursacht werden, in Stellung zu bringen. Ein Team
um Christian Becker von der Fakultät für Chemie der Universität Wien hat nun eine neue Methode entwickelt,
bei der die Krebszellen als Bakterien gekennzeichnet werden. Dies gelingt mit einem vollständig synthetisch
hergestellten Molekül, das zur Aktivierung des angeborenen Immunsystems führt, welches wiederum effizient
die Entstehung eines Tumors verhindert. Diese Ergebnisse erscheinen aktuell im renommierten Fachmagazin "Scientific
Reports".
Die ForscherInnen haben für diese Arbeit zusammen mit der Syntab Therapeutics GmbH und KollegInnen an der
Universitätsklinik Aachen ein neues Molekül synthetisiert, welches ein Integrin spezifisch bindet, das
besonders häufig bei bestimmten Krebszellen auftritt. Gleichzeitig hat das Molekül ein bakterielles Erkennungssignal,
das bestimmte Immunzellen aktiviert. Diese bekämpfen die markierten Krebszellen und verhindern das Entstehen
eines Tumors, wie in ersten Versuchen gezeigt werden konnte.
Erfolg durch Kombination von Chemie und Biologie
"Durch die Verknüpfung chemisch-synthetischer Methoden mit den grundlegenden Prozessen der angeborenen
Immunität haben wir eine neue Molekülklasse entwickelt, die zwischen den weitverbreiteten Krebstherapeutika
angesiedelt ist“, erklärt Christian Becker vom Institut für Biologische Chemie der Universität Wien.
Die hohe Flexibilität bei der Synthese solcher Moleküle, die aus einer Mischung aus Peptiden und Polymeren
bestehen, ermöglicht die schnelle Abwandlung dieser Immun-Engager auf andere Oberflächenmarker und damit
auf andere Krankheitsbilder.
Neue Therapien
Die chemische Synthese der Immun-Engager und die Kombination mit nicht-biologischen Bestandteilen erhöht
die biologische Stabilität und ermöglicht – auch aufgrund der geringen Größe im Vergleich
zu Antikörpern – eine bessere Gewebedurchdringung. "Es ist ein großer Vorteil, die positiven Eigenschaften
von Antikörpern mit jenen von kleinen, chemisch zugänglichen Molekülen zu vereinen", erklärt
Becker. Besonders der schnelle synthetische Zugang zu solchen Molekülen und die einfache Anpassung an verschiedenen
Zelltypen macht solche Immun-Engager auch für andere Anwendungen interessant, z.B. im Bereich der entzündlichen
und Autoimmun-Erkrankungen.
Publikation in "Scientific Reports"
Synthetic integrin-binding immune stimulators target cancer cells and
prevent tumor formation. Manuel Brehs, André J.G. Pötgens, Julia Steitz, Karine Thewes, Janett Schwarz,
Anne C. Conibear, Matthias Bartneck, Frank Tacke, Christian F.W. Becker. Scientific Reports, 2017.
http://www.nature.com/articles/s41598-017-17627-0
|