Wien (rk) - Das Kunst Haus Wien, ein Museum der Wien Holding, begeisterte das Publikum in diesem Jahr bereits
mit einem besonderen Ausstellungsprogramm, welches die zentralen Themen Landschaft, Natur und Nachhaltigkeit sowie
die Rolle des Menschen in ökologischen und politischen Systemen vereinte. Im kommenden Jahr plant das Museum
einen Ausbau des Fotografie- und Ökologieschwerpunktes mit großen Eigenproduktionen: Highlights sind
die internationale Personale von Elina Brotherus und die große Fotoausstellung zum Thema Stillleben heute.
Beide Ausstellungen veranschaulichen innovative Strategien in der Fotografie und ihren hohen Stellenwert in der
zeitgenössischen Kunstproduktion.
Elina Brotherus - It’s Not Me, It’s A Photograph, 15. März 2018 – 2. September 2018
Die erste Großausstellung ist der finnischen Künstlerin Elina Brotherus (*1972) gewidmet, die mit
einer umfangreichen Mid-Career-Ausstellung einem breiten Publikum vorgestellt wird. Die in Frankreich und Finnland
lebende Foto- und Videokünstlerin verbindet in ihren Arbeiten Mensch und Natur, Innenwelt und Außenwelt
und schafft es seit nunmehr 20 Jahren elementare Themen wie Liebe, Tod, Vergänglichkeit, Heimat, Einsamkeit
oder Verlust auf feinsinnige, oft auch humorvolle oder tragisch-komische Art und Weise in fotografischen Bilderserien
festzuhalten. Auch ihre jüngsten Arbeiten, mit denen Brotherus neue Wege einschlägt und die diesen Oktober
im Centre Pompidou in Paris präsentiert wurden, werden in Wien gezeigt. Speziell für die Ausstellung
entstehen Arbeiten, in denen sich die Künstlerin auf Werke von VALIE EXPORT, Erwin Wurm und anderen österreichischen
KünstlerInnen bezieht. Brotherus, die ihren internationalen Durchbruch Anfang der 90er-Jahre in Helsinki schaffte,
zählt bereits jetzt zu den wichtigsten Fotokünstlerinnen ihrer Generation.
Stillleben in der Fotografie der Gegenwart, 13. September 2018 – 17. Februar 2019
Stillleben in der Fotografie der Gegenwart lautet der Titel der zweiten großen Fotografieausstellung
des Museums, die sich von 13. September 2018 – 17. Februar 2019 dem Genre des Stilllebens in der Fotografie widmen
wird. Vor allem in einer jüngeren KünstlerInnengeneration ist die Objekt- und Studiofotografie wieder
en vogue, die direkt an das historische Genre der Stillleben anknüpft. Die Arbeiten dieser FotografInnen weisen
formal auf spezifische historische Bildtraditionen hin und zeugen von der Gegenwart einer zuweilen exzentrischen
Dingwelt. Die Bilder funktionieren auch als eine Art Gegenraum zum Netz, indem sie das Sehen verlangsamen und eine
enorme Präsenz in der Gegenwart entfalten, die nicht zuletzt einer großteils ausgeprägten handwerklichen
Präzision geschuldet ist. Neben Arbeiten von Tacita Dean (GB), David Hockney (GB), Wolfgang Tillmans (D),
Sharon Lockhart (US), Hans-Peter Feldmann (DE), Harun Farocki (DE) oder James Welling (USA) sind österreichische
Positionen wie jene von Lisa Holzer, Anja Manfredi, Ingeborg Strobl, Matthias Herrmann oder Manuel Gorkiewicz zu
sehen.
Oliver Ressler – How to Occupy a Shipwreck, 25. Jänner – 02. April 2018, Garage
Für seine Arbeiten nimmt der Künstler, Aktivist und Filmemacher Oliver Ressler (*1970) gesellschaftspolitisch
wichtige Themen und Ereignisse zum Ausgangspunkt: In seiner jüngsten Filmserie „Everything is coming together
while everything is falling apart“ setzt er sich unter anderem mit den ProtagonistInnen der Demonstrationen rund
um die 21. UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 auseinander. Der Film feiert am 25. Februar im Kunst Haus
Wien seine Uraufführung und wird mit drei weiteren Arbeiten der Serie bis 2. April 2018 gezeigt.
RESANITA – Das Haus als Wirt, 21. Juni – 07. Oktober 2018, Garage
Das österreichische Künstlerinnenduo Resanita (seit 2003, Resa Pernthaller und Anita Fuchs) beschäftigt
sich mit temporären Eingriffen in den urbanen Raum, mit nomadischen, kollektiven Prozessen. Seit Herbst 2017
arbeitet Resanita an der künstlerischen Bestandsaufnahme der Fauna und Flora des Kunst Haus Wien, die Ergebnisse
sind unter dem Titel „Das Haus als Wirt“ von 21. Juni – 7. Oktober 2018 zu sehen.
Rainer Prohaska, 24. Mai – 14. Oktober 2018, Innenhof
Die künstlerische Arbeit von Rainer Prohaska (*1966) ist zwischen Architektur und Performance angesiedelt.
Ihn interessiert, wie sich soziale Gefüge und gesellschaftliche Zusammenhänge in Architektur und Raum
manifestieren. Für das Kunst Haus Wien erarbeitet Prohaska Ideen zur Erschließung des Donaukanals vom
Innenhof des Museums aus und kreiert räumliche Eingriffe und begehbare Plattformen im Hof.
Jochen Lempert, 12. April – 10. Juni 2018, Garage
Zwischen Fotografie- und Wissenschaftsgeschichte sind die meist schwarzweißen, rahmenlosen Arbeiten des
in Hamburg lebenden Jochen Lempert (*1958) angesiedelt. Seit mehr als 25 Jahren untersucht er mittels der Fotografie
– und parallel zu einer fortgesetzten Arbeit als Biologe – die wechselseitigen Beeinflussungen menschlicher, tierischer,
pflanzlicher und mikroorganischer Lebensformen und die Möglichkeiten, diese abzubilden.
Rückschau 2017
Seit drei Jahren beschäftigt sich das Kunst Haus Wien neben seinen internationalen Fotoausstellungen programmatisch
damit, Umwelt- Natur und Nachhaltigkeitsthemen mit den Mitteln der Kunst zu bearbeiten. Als grünes Museum
hat es eine institutionelle Rolle im Kulturgeschehen der Stadt eingenommen, das sein Ausstellungsprogramm mit Symposien,
Diskussionsabenden und Vortragsreihen erweiterte. Mit dem vergangenen Ausstellungsjahr, insbesondere mit der Schau
von Edward Burtynsky und der noch bis 18. Februar geöffneten Ausstellung „Visions of Nature“ blickt Direktorin
Bettina Leidl auf ein äußerst erfolgreiches Jahr 2017 zurück: „Unsere Ausstellungen zeigten einmal
mehr die gesellschaftliche Relevanz des Themenfeldes Mensch und Natur und das ungebrochene Interesse an der künstlerischen
Auseinandersetzung mit Entwicklungen in der Natur, die unser Leben auch in den nächsten Jahren maßgeblich
beeinflussen werden.“
Die Besucherzahlen des Kunst Haus Wien untermauern, dass die programmatische Ausrichtung des Hauses auf Zustimmung
trifft. Ausstellungsfavorit war die große Wasserausstellung von Edward Burtynsky, die mit 43.000 Eintritten
bilanzierte. Dass die fotografischen Naturportraits der aktuellen Ausstellung innerhalb einer allerorts geführten
Diskussion rund um das Anthropozän den Nerv der Zeit treffen, kommt der Ausstellung zu Gute, die bis Jahresende
voraussichtlich 30.000 BesucherInnen verzeichnen wird. Insgesamt rechnet das Kunst Haus Wien mit einer Gesamtbilanz
von rund 175.000 verkauften Tickets im Jahr 2017.
|