Politische Teilhabe von Menschen mit Behinderung im Mittelpunkt eines Drei-Länder-Treffens
im Landhaus in Bregenz
Bregenz (vlk) -Im Rahmen der Aktionswochen "Mittendrin" ist im vergangenen Jahr die Bodensee-Deklaration
zu Inklusion und Barrierefreiheit entstanden und in der Folge den zuständigen Regierungsmitgliedern in Baden-Württemberg,
der Ostschweiz und Vorarlberg übergeben worden. Auf Einladung von Landesrat Christian Bernhard wurde bei einem
Drei-Länder-Treffen am 11. Dezember im Landhaus in Bregenz eine überarbeitete Version der Deklaration
an Landrat Lothar Wölfle vom Landratsamt Bodenseekreis Friedrichshafen und Regierungsrat Martin Klöthi
aus St. Gallen übergeben. Dabei wurde vor allem der Schwerpunkt "Politische Teilhabe von Selbstvertretern"
in den Fokus gerückt.
"Der Sinn der Inklusion besteht darin, dass es normal ist, verschieden zu sein und dass jeder Mensch – mit
und ohne Behinderung – im gesellschaftlichen Leben überall dabei sein kann", sagte Landesrat Bernhard.
Den Selbstvertreterinnen und Selbstvertretern komme dabei eine wichtige Rolle zu. "Als Experten in eigener
Sache engagieren sie sich für ein Leben in Eigenständigkeit, Barrierefreiheit, für mehr Mitsprache
und Mitbestimmung", so Bernhard. Im Dialog des heutigen Treffens hat sich gezeigt, dass besonders dem Aspekt
der Kommunikation als Grundlage für ein gedeihliches Miteinander große Bedeutung zukommt, wenn es darum
geht, Berührungsängste abzubauen und gegenseitiges Zutrauen aufzubauen. Besonders in der Verwaltung,
im Umgang mit Behörden ist es wichtig, Barrieren durch leichte Sprache, verständliche Formulierungen
aufzulösen.
In Vorarlberg wurde in den letzten Jahren in den Bereichen der gesundheitlichen Rehabilitation, der schulischen
und beruflichen Ausbildung, der Teilhabe am Arbeitsleben und auch bei Angeboten zur Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben viel geleistet – gemeinsam mit engagierten Menschen, mit den Einrichtungen der Integrationshilfe und mit
finanzieller Unterstützung aus dem Sozialfonds. "Wir schaffen keine isolierten Welten, sondern gestalten
unterstützende gesellschaftliche und räumliche Rahmenbedingungen. Wir stärken den Mut und die Bereitschaft
der Menschen mit Behinderung zur Eigenverantwortung, wir gestalten individuelle, lebensraumnahe Lösungsmodelle
für Wohnen und Arbeiten. Die Hilfen führen weg von der Fürsorgementalität hin zu Hilfen zur
Selbsthilfe", betonte Bernhard.
Bewusstseinsbildung sollte vermehrt auch in den Schulen beginnen. Damit und auch mit der schulischen Integration
von Menschen mit Behinderung werden sich die Selbstvertreter für das nächste Treffen wiederum grenzüberschreitend
auseinandersetzen. "Je mehr wir über Inklusion von Menschen mit Behinderung wissen, desto eher schwinden
auch die Barrieren in den Köpfen der Menschen", so LR Bernhard. Ziel müsse es sein, dass alle Menschen
mit Behinderung ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft einnehmen können – ohne Vorbehalte und Berührungsängste,
selbstbestimmt und eigenständig.
Die einzelnen Artikel der Bodensee-Deklaration thematisieren Lebensbereiche wie Wohnen in der Gemeinde, inklusive
Bildung, politische Teilhabe, Behinderung in Medien usw. und soll noch um andere Bereiche erweitert werden. Ihre
Verbreitung wird auf eine künftige Vier-Länder-Region ausgedehnt, sobald auch im Fürstentum Liechtenstein
Strukturen der Selbstvertretung installiert sind.
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