Waidhofen/Thaya/Wien (arzt-noe) - Mehr als 160 interessierte Ärzte, Gesundheitsexperten, Entscheidungsträger
aus dem Gesundheitswesen und der Politik sowie interessierte Bürger nahmen am 11. Dezember an der Informationsveranstaltung
zu Primärversorgungs- einrichtungen im Stadtsaal Waidhofen/Thaya teil. Die künftigen Vertragspartner
NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS), NÖ Gebietskrankenkasse (NÖGKK) und NÖ Ärztekammer
(NÖ ÄK) informierten über die Vorteile, Rahmenbedingungen und Ziele der 14 Primärversorgungszentren,
die bis zum Jahr 2021 in Niederösterreich entstehen werden.
„Menschen brauchen eine wohnortnahe, rasche medizinische Versorgung in hoher Qualität. Dafür investiert
der NÖGUS jährlich rund 2 Milliarden Euro für die bestmögliche Versorgung der Niederösterreicher
in den NÖ Kliniken. Mit den Primärversorgungszentren werden wir die derzeitige hausärztliche Versorgung
ergänzen und gezielte Gesundheitsangebote unter einem Dach zu verlängerten Öffnungszeiten ermöglichen“,
so NÖGUS-Vorsitzender Landesrat Ludwig Schleritzko.
Ärzte, Gesundheitsexperten, politische Entscheidungsträger und Patienten haben aus erster Hand jene Fakten
erhalten, die sie brauchen, um sich selbst ein Bild von den zukünftigen Primärversorgungszentren machen
zu können. „Das ist wichtig, um informierte Entscheidungen treffen zu können - sowohl beruflich für
eine Teilnahme an solchen Zentren, als auch privat, wenn es um die eigene Gesundheit geht“, so NÖGUS-Geschäftsführerin
Mag. Elfriede Riesinger. Bei Fragen rät Riesinger, sich an die zuständigen Stellen beim NÖGUS, der
NÖGKK und der NÖ ÄK zu wenden. Nur sie können aktuelle, objektive und abgesicherte Informationen
zur Verfügung stellen.
Dr. Thomas Gamsjäger, Landes-Zielsteuerungskoordinator des NÖGUS erläuterte im Rahmen eines Impulsreferates
die Vorteile einer gestärkten Primärversorgung: „Wir müssen regionale Gesundheitsangebote in der
Primärversorgung noch besser miteinander vernetzen und weiter ausbauen. Die zukünftigen Primärversorgungszentren
schließen als zusätzliches Angebot die Lücke zwischen der Erstversorgung beim Hausarzt, den Leistungen
nicht-medizinischer Spezialisten und der hochspezialisierten Versorgung in den NÖ Kliniken, indem die Patienten
mehr Service und Leistungen, wohnortnah unter einem Dach erhalten.“
„In Niederösterreich beginnt in der medizinischen Versorgung eine neue Ära“, ist NÖGKK-Obmann Gerhard
Hutter überzeugt. „Den Patienten stehen künftig neben dem gewohnten Netz an Hausärzten ein gebündeltes
Angebot mit einem vielschichtigen Leistungsspektrum zur Verfügung, beginnend bei der Versorgung von Akutfällen
über die Behandlung chronischer Erkrankungen bis hin zur Gesundheitsförderung und Prävention. Zudem
werden die Primärversorgungsteams unsere Versicherten auch durch das Gesundheitssystem lotsen. Das entlastet
die Patienten und spart Zeit und Geld“, so Hutter.
Für Mag. Masiar René Nikzad, zuständiger Abteilungsleiter in der NÖGKK, bieten Primärversorgungseinheiten
künftig eine umfassende Versorgung aus einem Guss: „Das Interesse der Patienten nach einer möglichst
wohnortnahen, umfassenden primärmedizinischen Betreuung bei gleichzeitig stark verbesserter zeitlicher Verfügbarkeit
steht dabei im Zentrum unserer Erwartungen an die neuen Versorgungseinrichtungen.“
„Im neuen Pilotprojekt zur Primärversorgung werden mindestens drei Allgemeinmediziner mit zumindest drei Vertretern
unterschiedlicher Fachbereiche wie Logopädie, Physiotherapie, Psychotherapie, Sozialarbeit oder Diätberatung
zusammenarbeiten. Auch die Einbeziehung von Fachärzten für Kinder- und Jugendheilkunde sowie von mobilen
Diensten und Hebammen ist möglich. Damit wird das sehr positive vernetzte Arbeiten weiter forciert und auf
eine breitere Basis gestellt“, meint der Vizepräsident der NÖ Ärztekammer, MR Dr. Dietmar Baumgartner.
Sehr positiv sieht Baumgartner die Evaluierung des Pilotprojektes und die Rückkehrmöglichkeit für
den Arzt in den alten Einzelvertrag.
Für Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger sind die neuen Primärversorgungseinrichtungen moderne Organisationsformen
mit umfassenden Angeboten: „Hier haben die Patienten, nach wie vor, und zwar zu längeren Öffnungszeiten
ihren Vertrauensarzt, zusätzlich aber noch abgestimmte gesundheitliche Angebote von anderen Gesundheitsberufen.
Die Erfahrungen in anderen Bundesländern, wie etwa Oberösterreich, wo bereits das dritte PVE in Betrieb
geht, sind sehr positiv und die Patientenzufriedenheit ist sehr hoch.“
Bewerbung für Pilotprojekte bis 28. Februar 2018
Derzeit werden Interessenten für erste Primärversorgungsprojekte in Niederösterreich gesucht.
Die Einreichfrist für die erste Etappe läuft bis 28. Februar 2018. 2018 soll in einem ersten Schritt
der Pilotbetrieb der PVE in Form von allgemeinmedizinischen Gruppenpraxen starten. Die Suche richtet sich insbesondere
an bestehende Gruppenpraxen für Allgemeinmedizin und mehrere Vertragsärzte für Allgemeinmedizin
in räumlicher Nähe.
Allgemeines zu Primärversorgungseinheiten
Primärversorgungseinheiten (PVE) sind eine Ergänzung und Weiterentwicklung der derzeitigen hausärztlichen
Versorgung. Praktische Ärzte haben zukünftig die Wahl: Sie können ihre Ordination weiter wie bisher
führen oder in neuen Primärversorgungseinheiten mit Spezialisten anderer medizinischer Gesundheitsberufe
unter einem Dach bzw. eng vernetzt zusammenarbeiten. In diesem Fall übernimmt ein multiprofessionelles Team
– bestehend aus Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Sozialarbeitern etc. – unter der medizinischen Leitung von Ärzten
die Behandlung und Betreuung der Patienten.
Patienten profitieren von der verbesserten Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen, den verlängerten
Öffnungszeiten (Mo-Fr., 7:00-19:00 Uhr) und der Betreuung an einem Ort bzw. in enger Abstimmung. Ärztliche
und nicht-ärztliche Gesundheitsberufe erwarten attraktive Arbeits- und Rahmenbedingungen sowie eine unterstützende
Zusammenarbeit bei der Patientenversorgung bei einer Entlastung von administrativen Aufgaben.
|