Industrie 4.0: Erfolgsfaktor Qualifizierungsoffensive

 

erstellt am
12. 12. 17
13:00 MEZ

Neue Regierung muss Weichen stellen – Experten: 81 Empfehlungen in sieben Handlungsfeldern - zentrale Schlüsselrolle für Aus-, Fort- und Weiterbildung
Wien (bmvit) - Österreich digitalisierungs- und Industrie 4.0-fit zu machen birgt ein hohes Potenzial für die Unternehmen, die Beschäftigten, Konsumentinnen und Konsumenten. Es ist gleichzeitig eine Herausforderung, der sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam stellen müssen. Bundesminister Jörg Leichtfried, Arbeiterkammer (AK) Präsident Rudi Kaske, Metalltechnische Industrie-Fachverbandsobmann Christian Knill und Plattform "Industrie 4.0 Österreich"-Vorstandsvorsitzender Kurt Hofstädter unterstrichen am 11. Dezember im Rahmen einer Pressekonferenz am Rande des Jahres-Summit "Industrie 4.0", dass für die erfolgreiche industrielle Digitalisierung der Fokus auf Bildungsmaßnahmen gesetzt werden muss. Das zeigte auch ein heute durch die Plattform "Industrie 4.0 Österreich" präsentiertes Ergebnispapier, das von Expertinnen erarbeitet wurde. Der industrielle Wandel bedarf einer Qualifizierungsoffensive. Und die Weichen müssen rasch gestellt werden – ein Appell, der sich auch an die nächste Regierung richtet.

Bildung ist eines der zentralen Themen im Kontext der industriellen Digitalisierung. Der Bildung und besonders dem Aus- und Weiterbildungsbereich wird eine zentrale Rolle zugesprochen, um neuen Kompetenzanforderungen besser zu begegnen. Ein zukunftsweisender Ansatz für lebenslanges Lernen muss daher ein vorrangiges Ziel der neuen Regierung sein, um die Veränderungen von Industrie 4.0 am Arbeitsmarkt positiv abzubilden. Geeignete Maßnahmen müssen so frühzeitig wie möglich ergriffen werden, um die Qualifikations- und Kompetenzveränderungen bestmöglich als Chance für die Menschen zu nützen. Darin waren sich alle Sprecher am Podium einig.

Arbeitskräfte auf Industrie 4.0 vorbereiten
Infrastrukturminister Jörg Leichtfried dazu: "Beim Schritt in die Industrie 4.0 werden alte Jobs wegfallen und es werden neue dazukommen. Der Schlüssel heißt Ausbildung. Wir müssen unsere Arbeitskräfte auf die Industrie 4.0 vorbereiten. Das ist der Auftrag an die neue schwarz-blaue Regierung. Sie muss dafür sorgen, dass unsere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht unter die Räder kommen. Daran werden wir sie messen."

Ausbildung ist Schutzimpfung am Weg zum digitalen Wandel
Für AK Präsident Rudi Kaske wirkt eine gute Ausbildung wie eine "Schutzimpfung", die hilft, Veränderungsprozesse wie den digitalen Wandel zu bewältigen. Wichtig sei dabei, dass alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mitgenommen werden. Daher sieht er das Thema Qualifizierung als einen Dreh- und Angelpunkt. Kaske gab einen kurzen Überblick über die Ergebnisse einer ExpertInnengruppe der Plattform "Industrie 4.0 Österreich", die sich mit dem Thema Qualifizierung beschäftigt hat und 81 Empfehlungen erarbeitete. "Das Ziel ist ganz klar: Wir müssen die richtigen Maßnahmen setzen, damit wir Österreich und seine Beschäftigten digitalisierungs- und Industrie 4.0-fit machen". Und: Aus- und Weiterbildung braucht Zeit und sie muss für alle leistbar und zugänglich sein – im digitalen Wandel mehr denn je. "Da braucht es ein System der neuen Chancen", so AK Präsident Rudi Kaske.

Industrie 4.0 als Wachstums- und Innovationstreiber
Österreich ist ein Industrieland, knapp ein Viertel der jährlichen Wertschöpfung wird von produzierenden Unternehmen erwirtschaftet. Österreich ist gleichermaßen ein Technologieland, das 3,14 Prozent des BIP in Forschung und Entwicklung investiert. "Diese beiden Faktoren bringen, gerade wenn man von der Umstellung auf Industrie 4.0 spricht, enorme Vorteile für den Wirtschaftsstandort Österreich. Wir sehen das als Chance, Fertigungsprozesse zu redesignen und a la longue wieder ins Land zurückzuholen", so Christian Knill, Obmann des Fachverbandes Metalltechnische Industrie (FMTI). Bis 2020 will die produzierende Industrie laut Prognosen rund 4 Prozent ihres Umsatzes also rund 4 Milliarden Euro in die Digitalisierung investieren. "Industrie 4.0 ist ein Investitions- und Wachstumstreiber für die heimische Wirtschaft. Bis dahin sind aber noch viele wichtige Themen zu bearbeiten wie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und der große Bereich der Datensicherheit und Safety", so Knill. "In der Plattform "Industrie 4.0 Österreich" arbeiten neue Expertinnen- und Expertengruppen in diesen Bereichen daran, dass der Industriestandort Österreich mit innovativen Lösungsansätzen wettbewerbsfähig bleibt."

Architekten der industriellen Digitalisierung
Plattform "Industrie 4.0 Österreich"-Vorstandsvorsitzender Kurt Hofstädter verweist auf das solide Fundament, das im zweijährigen Bestehen der Plattform gelegt wurde. "Wir verstehen uns als Architekten der industriellen Digitalisierung. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern fügen wir Byte um Byte zusammen und programmieren die digitale Revolution aktiv mit." Dies gelinge, indem sich Politik, Wirtschaft, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Wissenschaft und Bildungseinrichtungen vernetzen und in alle Initiativen eingebunden sind - ein Ansatz, der weltweit einzigartig sei. Im Mittelpunkt aller Aktivitäten stehe der Mensch, denn "unsere Expertinnen- und Expertengruppen legen Wert darauf, dass dieser gesellschaftliche Wandel nachhaltig ist", so Hofstädter weiter. Der diesjährige Summit in St. Pölten sei als "Gipfeltreffen der Industrie 4.0-Ideen" die perfekte Möglichkeit einen fundierten Einblick zu bekommen, meint Hofstädter. Die Plattform ist zu einem anerkannten Player geworden, wie auch die Steigerung der Mitgliederzahl um mehr als ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr belegt. Mit dem Ausbau der Initiativen und der weiteren internationalen Vernetzung soll der erfolgreiche Weg auch 2018 konsequent fortgesetzt werden.

 

 

 

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