Neue Regierung muss Weichen stellen – Experten: 81 Empfehlungen in sieben Handlungsfeldern
- zentrale Schlüsselrolle für Aus-, Fort- und Weiterbildung
Wien (bmvit) - Österreich digitalisierungs- und Industrie 4.0-fit zu machen birgt ein hohes Potenzial
für die Unternehmen, die Beschäftigten, Konsumentinnen und Konsumenten. Es ist gleichzeitig eine Herausforderung,
der sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam stellen müssen. Bundesminister Jörg Leichtfried,
Arbeiterkammer (AK) Präsident Rudi Kaske, Metalltechnische Industrie-Fachverbandsobmann Christian Knill und
Plattform "Industrie 4.0 Österreich"-Vorstandsvorsitzender Kurt Hofstädter unterstrichen am
11. Dezember im Rahmen einer Pressekonferenz am Rande des Jahres-Summit "Industrie 4.0", dass für
die erfolgreiche industrielle Digitalisierung der Fokus auf Bildungsmaßnahmen gesetzt werden muss. Das zeigte
auch ein heute durch die Plattform "Industrie 4.0 Österreich" präsentiertes Ergebnispapier,
das von Expertinnen erarbeitet wurde. Der industrielle Wandel bedarf einer Qualifizierungsoffensive. Und die Weichen
müssen rasch gestellt werden – ein Appell, der sich auch an die nächste Regierung richtet.
Bildung ist eines der zentralen Themen im Kontext der industriellen Digitalisierung. Der Bildung und besonders
dem Aus- und Weiterbildungsbereich wird eine zentrale Rolle zugesprochen, um neuen Kompetenzanforderungen besser
zu begegnen. Ein zukunftsweisender Ansatz für lebenslanges Lernen muss daher ein vorrangiges Ziel der neuen
Regierung sein, um die Veränderungen von Industrie 4.0 am Arbeitsmarkt positiv abzubilden. Geeignete Maßnahmen
müssen so frühzeitig wie möglich ergriffen werden, um die Qualifikations- und Kompetenzveränderungen
bestmöglich als Chance für die Menschen zu nützen. Darin waren sich alle Sprecher am Podium einig.
Arbeitskräfte auf Industrie 4.0 vorbereiten
Infrastrukturminister Jörg Leichtfried dazu: "Beim Schritt in die Industrie 4.0 werden alte Jobs
wegfallen und es werden neue dazukommen. Der Schlüssel heißt Ausbildung. Wir müssen unsere Arbeitskräfte
auf die Industrie 4.0 vorbereiten. Das ist der Auftrag an die neue schwarz-blaue Regierung. Sie muss dafür
sorgen, dass unsere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht unter die Räder kommen. Daran werden wir sie
messen."
Ausbildung ist Schutzimpfung am Weg zum digitalen Wandel
Für AK Präsident Rudi Kaske wirkt eine gute Ausbildung wie eine "Schutzimpfung", die hilft,
Veränderungsprozesse wie den digitalen Wandel zu bewältigen. Wichtig sei dabei, dass alle Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer mitgenommen werden. Daher sieht er das Thema Qualifizierung als einen Dreh- und Angelpunkt. Kaske
gab einen kurzen Überblick über die Ergebnisse einer ExpertInnengruppe der Plattform "Industrie
4.0 Österreich", die sich mit dem Thema Qualifizierung beschäftigt hat und 81 Empfehlungen erarbeitete.
"Das Ziel ist ganz klar: Wir müssen die richtigen Maßnahmen setzen, damit wir Österreich und
seine Beschäftigten digitalisierungs- und Industrie 4.0-fit machen". Und: Aus- und Weiterbildung braucht
Zeit und sie muss für alle leistbar und zugänglich sein – im digitalen Wandel mehr denn je. "Da
braucht es ein System der neuen Chancen", so AK Präsident Rudi Kaske.
Industrie 4.0 als Wachstums- und Innovationstreiber
Österreich ist ein Industrieland, knapp ein Viertel der jährlichen Wertschöpfung wird von produzierenden
Unternehmen erwirtschaftet. Österreich ist gleichermaßen ein Technologieland, das 3,14 Prozent des BIP
in Forschung und Entwicklung investiert. "Diese beiden Faktoren bringen, gerade wenn man von der Umstellung
auf Industrie 4.0 spricht, enorme Vorteile für den Wirtschaftsstandort Österreich. Wir sehen das als
Chance, Fertigungsprozesse zu redesignen und a la longue wieder ins Land zurückzuholen", so Christian
Knill, Obmann des Fachverbandes Metalltechnische Industrie (FMTI). Bis 2020 will die produzierende Industrie laut
Prognosen rund 4 Prozent ihres Umsatzes also rund 4 Milliarden Euro in die Digitalisierung investieren. "Industrie
4.0 ist ein Investitions- und Wachstumstreiber für die heimische Wirtschaft. Bis dahin sind aber noch viele
wichtige Themen zu bearbeiten wie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und der große Bereich der Datensicherheit
und Safety", so Knill. "In der Plattform "Industrie 4.0 Österreich" arbeiten neue Expertinnen-
und Expertengruppen in diesen Bereichen daran, dass der Industriestandort Österreich mit innovativen Lösungsansätzen
wettbewerbsfähig bleibt."
Architekten der industriellen Digitalisierung
Plattform "Industrie 4.0 Österreich"-Vorstandsvorsitzender Kurt Hofstädter verweist auf
das solide Fundament, das im zweijährigen Bestehen der Plattform gelegt wurde. "Wir verstehen uns als
Architekten der industriellen Digitalisierung. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern fügen wir Byte um Byte zusammen
und programmieren die digitale Revolution aktiv mit." Dies gelinge, indem sich Politik, Wirtschaft, Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer, Wissenschaft und Bildungseinrichtungen vernetzen und in alle Initiativen eingebunden sind - ein
Ansatz, der weltweit einzigartig sei. Im Mittelpunkt aller Aktivitäten stehe der Mensch, denn "unsere
Expertinnen- und Expertengruppen legen Wert darauf, dass dieser gesellschaftliche Wandel nachhaltig ist",
so Hofstädter weiter. Der diesjährige Summit in St. Pölten sei als "Gipfeltreffen der Industrie
4.0-Ideen" die perfekte Möglichkeit einen fundierten Einblick zu bekommen, meint Hofstädter. Die
Plattform ist zu einem anerkannten Player geworden, wie auch die Steigerung der Mitgliederzahl um mehr als ein
Drittel im Vergleich zum Vorjahr belegt. Mit dem Ausbau der Initiativen und der weiteren internationalen Vernetzung
soll der erfolgreiche Weg auch 2018 konsequent fortgesetzt werden.
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