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Krems (donaufestival) - Die Gegenwart, so scheint es, vergeht nicht mehr. Das donaufestival 2018 lädt
dazu ein, auf das Knirschen im 24-Stunden-Takt zu hören. Zum Beispiel im babylonischen Stimmengewirr, das
Liquid Loft in der Dominikanerkirche im Rahmen der Performance „Church Of Ignorance“ entfalten wird, die gleichermaßen
mit Intimitäts- und technischen Verfremdungseffekten spielt. Oder im Sprechdurchfall der dauerüberdrehten,
unter Sprechzwang leidenden Digital Natives, die in der in der Kunsthalle Krems zu sehenden Multimediainstallation
„Premise Place“ von Ryan Trecartin das Abendland kaputtquasseln. Oder im militärisch choreografierten Einfall
einer barock vermummten Tänzerinnengruppe, die in dem Kreuzzug „Trophée“ von Rudi van der Merwe gegen
das im Grün von Grafenegg platzierte Publikum vorrückt.
Den Soundtrack zum donaufestival 2018 liefern Musikentwürfe, die sich dem Selbstverständnis der Gegenwart
auf eigensinnige Weise zu verweigern versuchen. Die in der Postpunk-Szene Kairos sozialisierte Sängerin Nadah
El Shazly verfugt scheinbar mühelos Improvisation, Elektronik und arabische Traditionen zu schwebenden, wie
aus der Zeit gefallenen Songs. Godspeed You! Black Emperor türmen wogende Gitarren und flirrende Streicher
zu elegischen Tracks auf, die um die Dramaturgie großer Crescendos wissen. Die dunkle Grabesstimme von Haley
Fohr alias Circuit des Yeux beschwört das Erbe von Nico, Nick Drake und Scott Walker, die Musik der Multiinstrumentalistin
verschmilzt Folk, Blues, minimalistische Komposition und experimentelles Songwriting. James Holden & The Animal
Spirits haben Instrumente wie Modularsynthesizer und Flügelhorn im Gepäck, um ihre Vision einer kosmischen
Jazzmusik erstrahlen zu lassen. Laurel Halo galt bislang als eine Vertreterin innovativer Clubmusik und verbindet
nun Broken Beats und ihre synthetisch modulierte Stimme zu schlingerndem, zerstäubtem Hi-Tech-Pop. Der Sci-Fi
R'n'B von Mhysa konfrontiert alienartige Acapella-Vocals mit aggressivem Post-Club-Sound, exzentrischem Ballroom
und hyper-ästhetisiertem Soul. Amnesia Scanner verdichten, zersplittern, verfremden und beschleunigen Soundpartikel,
die von Menschen und Maschinen gleichermaßen stammen können. Die Todesmetal-Supergroup Gravetemple verbindet
die Doom-Gitarre von Drone-Papst Steven O'Malley mit den Sounds von Oren Ambarchi, den Drums von Matt Sanders und
der Gurgel-Stimme des Unterwelt-Priesters Attila Csihar.
Am letzten Tag des donaufestivals 2018 schließlich werden sich diverse Künstlerinnen im Rahmen des achtstündigen
Freecore-Formats as waves go by den Stecker in die Hand geben: Musik als Prozess, fast ohne Ende, aber mit einem
Anfang.
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