Industrie und Dienstleistungen verbessern
 das Branchenklima zum Jahresende 2017

 

erstellt am
19. 12. 17
13:00 MEZ

Geschäftsvertrauen in der Industrie war im November so hoch wie zuletzt vor der Krise 2007 – Das Industriewachstum beschleunigt sich insgesamt auf rund 4 Prozent im Jahr 2017
Wien (unicredit group) - Die Ergebnisse von Unternehmensbefragungen in unterschiedlichsten Branchen im dritten Quartal 2017 zeigen ein sehr erfreuliches Konjunkturbild: „Bereits in den ersten drei Quartalen hat das Branchenklima in der heimischen Industrie fast kontinuierlich aufgeklart. Im November lag der Geschäftsvertrauensindex so hoch wie zuletzt vor der Krise 2007. Von der Beschleunigung der Industriekonjunktur profitieren auch die wirtschaftsnahen Dienstleistungssparten. Zudem beurteilen die Bauunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage, trotz schwächerem Produktionswachstum in den letzten Monaten, besser als in den zehn Jahren davor. Lediglich das Einzelhandelsklima ist trüb geblieben“, fasst Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria, den aktuellen Branchenüberblick zusammen.

Das erfreuliche Branchenklima 2017 hat sich im hohen gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungswachstum von 2 Prozent in den ersten elf Monaten niedergeschlagen. „Bemerkenswert ist die Zunahme an Arbeitsplätzen in der Industrie von 3,2 Prozent bis November 2017, was das höchste jährliche Wachstum der letzten zwei Jahrzehnte darstellt. Zudem wird die Arbeitslosenquote im Sektor auf 4,4 Prozent im Jahresdurchschnitt sinken, im Vergleich zu 8,5 Prozent in der Gesamtwirtschaft, womit die Industrie wesentlich zur Stabilisierung der heimischen Arbeitsmarktes beiträgt“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.

Industriewachstum beschleunigt sich 2017
Noch im November ist das Geschäftsvertrauen der Industrieunternehmen gestiegen, wobei sich die Stimmung in fast allen großen Bereichen verbesserte. „Auf der Grundlage der lebhaften Investitionsgüternachfrage im In- und Ausland und der stärkeren Nachfrage von Seiten der Bauwirtschaft wird die Industrie in Österreich 2017 um wenigstens 4 Prozent und damit rascher als im langfristigen Durchschnitt wachsen“, sagt Wolf.

Vom starken Wachstum der europäischen Investitionskonjunktur, das voraussichtlich auch 2018 ungebremst bleibt, profitieren auf Branchenebene vor allem die Maschinenbauer. Ihre Produktionsleistung hat zwar erst ab der zweiten Jahreshälfte stärker an Schwung gewonnen, sollte aber im Jahresdurchschnitt 2017 noch auf wenigstens 4 Prozent zulegen, im Tempo des Industriedurchschnitts. Die sehr guten Produktionserwartungen und Beurteilungen der Auftragslage im November signalisieren weitere Zuwächse bis 2018, wobei die optimistischen Investitionsprognosen für das nächste Jahr in den wichtigsten Absatzmärkten eine weitere Beschleunigung des Branchenwachstums erwarten lassen.

Die baunahen Industriebereiche und einzelne Sparten der Stahl- und Metallwarenerzeugung, der Kunststoffverarbeitung und der Elektroindustrie berichteten zuletzt im September stark steigende Exportaufträge. Zudem sind die Auftragsbeurteilungen mit Ausnahme der Stahlindustrie in der jüngsten Konjunkturbefragung im November optimistischer geworden. Es zeigt sich, dass die Baukonjunktur 2017, vor allem im Hochbau, in wichtigen europäischen Märkten rascher wächst als in Österreich. Obwohl die Stahlindustrie in ihren Produktionserwartungen in den letzten Monaten noch Konjunkturunsicherheiten zeigte, verbucht die Branche bereits hohe Zuwächse und wird das Jahr 2017 mit einem Produktionsplus im Bereich von 6 Prozent beenden. Deutlich darüber liegt das Ergebnis der Elektroindustrie, die 2017 einmal mehr Wachstumsspitzenreiter der heimischen Industrie ist. Die jüngsten Konjunkturbefragungsergebnisse bestätigen das Rekordwachstum von 9,6 Prozent, das die Branche schon in den ersten Quartalen erreicht hat.

An Tempo fehlt es 2017 vor allem der Kfz-Industrie. Die Unternehmen sind in ihren Produktionserwartungen zwar optimistisch geblieben, beurteilten aber ihre Auftragsentwicklung im November überwiegend skeptisch. Das schwächere Wachstum der europäischen Autoproduktion 2017, das wichtigste Nachfragesegment der heimischen Zulieferer, kann durch den hervorragenden Ausblick einzelner Unternehmen in Österreich nur zum Teil aufgewogen werden.

Stabil steigende Baukonjunktur
„Die Bauproduktion in Österreich ist in den ersten drei Quartalen 2017 um 3,5 Prozent gestiegen, mit ähnlich hohen Beiträgen vom Hochbau und vom Tiefbau. Folgt man den stark gestiegenen Geschäftsvertrauenswerten im Hochbau, gewinnt die Bauproduktion im vierten Quartal 2017 voraussichtlich noch etwas Schwung. Im Jahresdurchschnitt wird die Branche ihr Vorjahresergebnis auf jeden Fall deutlich übertreffen, mit einem Produktionsplus von rund 4 Prozent real“, sagt Wolf.

Die Hochbaukonjunktur stützte sich 2017 bisher auf den dynamischen Wohnungsneubau, während im Wirtschaftsbau noch keine stärkeren Umsatzzuwächse erzielt wurden. Allerdings signalisieren die deutlich nach oben revidierten Investitionspläne der Industrie für das vierte Quartal, dass auch im Unternehmenssektor 2017 neue Bauprojekte begonnen wurden. Die Tiefbaukonjunktur bleibt 2017 volatil, trotz der geplanten Mehrausgaben im Straßen- und Bahnbau, wie die zuletzt im November wieder vorsichtigere Beurteilung der Auftragslage der Sparte zeigte.

Handelsklima: branchenabhängig sonnig bis trüb
Im Sektor Handel sind die hohen Performanceunterschiede zwischen den Sparten 2017 kaum geringer geworden: Bis September sind die Umsätze preisbereinigt im Kfz-Handel um 6,3 Prozent, im Großhandel um 2,7 Prozent und im Einzelhandel um 1,5 Prozent gestiegen. Die hervorragende Autohandelskonjunktur verliert bis Jahresende etwas Tempo, wie die pessimistischeren Nachfrageerwartungen der Händler im November erwarten lassen. Dennoch wird die Sparte das zweite Jahr in Folge überdurchschnittlich rasch zulegen. Auch der Großhandel profitiert unvermindert von der Erholung der Industrie- und Exportkonjunktur, wobei sich aber die Zuwächse nur auf wenige Sparten verteilen, vor allem den Großhandel mit Informationstechnik, Maschinen und Pharmaprodukten.

Der Einzelhandel bleibt das Schlusslicht im Sektor und kann offensichtlich kaum von der bemerkenswerten Erholung der Konsumentenstimmung in Österreich profitieren. Zuletzt haben sich im November die Nachfrageerwartungen der Einzelhändler geringfügig verbessert. Allerdings ist die Konjunkturstimmung nur im Nahrungsmittelhandel und in der Sparte Tankstellen gestiegen und bei sonstigen Einzelhandelssparten weiter gesunken.

Dienstleistungskonjunktur gewinnt an Fahrt
Nach dem erfreulichen Dienstleistungsjahr 2016 hat sich der Konjunkturaufschwung im Sektor 2017 noch beschleunigt. Im November kündigten die überdurchschnittlich optimistischen Nachfrageerwartungen der Unternehmen fast aller großen wirtschaftsnahen Dienstleistungsbereiche weitere Umsatzzuwächse an. Maßgeblich dafür sind die anhaltend robusten Wachstumsimpulse von Seiten der Industrie und vom Bau. Zu den wachstumsstärksten Bereichen zählen die Verkehrsdienste, die IT-Dienste, Technikbüros, Arbeitskräftevermittler und Werbefirmen.

„Die ungewöhnlich starke Stimmungsverbesserung bei den Paketdiensten im November, als der Saldo optimistischer und pessimistischer Nachfrageerwartungen von 33 Prozent auf 60 Prozent gestiegen ist, dürfte vor allem dem dynamischen Onlinehandel geschuldet sein. Einen Hinweis gibt der Zuwachs der Online-Shopper an der Bevölkerung, deren Anteil von 58 Prozent im Jahr 2016 auf 62 Prozent im Jahr 2017 gestiegen ist. Die Paketdienste verbuchten im ersten Halbjahr 2017 ein Umsatzplus von über 5 Prozent nominell, das deutlich über dem Ergebnis der letzten fünf Jahre lag. Gleichzeitig hat sich aber der Preisdruck in der Sparte in den letzten Monaten massiv verstärkt, wie die Unternehmererwartungen im November zeigten. Voraussichtlich verlangsamt sich das Umsatzwachstum der Paketdienste noch 2017“, sagt Wolf.

Wie im Vorjahr bleibt das Beherbergungs- und Gaststättenwesen 2017 einer der wachstumsstärksten Dienstleistungsbereiche, obwohl die Gastronomie zuletzt etwas an ihrem Konjunkturoptimismus der ersten Jahreshälfte verloren hat. So hat sich das Umsatzplus von 5,3 Prozent bis Juni im dritten Quartal auch etwas abgeschwächt. Allerdings ist das Geschäftsvertrauen zumindest der Beherbergungsbetriebe noch im November wieder gestiegen.

 

 

 

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