"Immer wieder SIAK"

 

erstellt am
04. 01. 18
13:00 MEZ

In den elf Bildungszentren der Sicherheitsakademie (SIAK) waren mit Stichtag 31. Dezember 2017 insgesamt fast 2.600 Polizeischülerinnen und -schüler in Ausbildung – bisher waren es maximal 2.000. Auch in den anderen Bereichen läuft die SIAK auf Hochtouren.
Wien (bmi) - Der Münchner Polizist Marcus da Gloria Martins, MA, zählt momentan zu den gefragtesten Vortragenden in Europas Polizeikreisen. Er leitet die Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums München und hatte mit seinem Team den medialen Teil des Polizeieinsatzes gegen den Amokläufer von München am 22. Juli 2017 zu bewältigen. Am 28. November 2017 war Marcus da Gloria Martins in Wien bei einem Fortbildungskurs der Sicherheitsakademie (SIAK). Er schilderte den Amoklauf aus seiner Sicht. Wenn Chefinspektor Mag. Thomas Greis vom SIAK-Zentrum für Fortbildung einen Kurs ausschreibt, ist er meist rasch ausgebucht. Der Festsaal der SIAK in der Marokkanerkaserne in Wien ist jedes Mal bis zum letzten Platz gefüllt. Insgesamt 650 BMI-Mitarbeiter besuchten 2017 die fünf Veranstaltungen der Vortragsreihe "Arbeitskreis Polizei und Gewalt".

Insgesamt 450 Bedienstete nahmen im Jahr 2017 an den Fortbildungen der SIAK teil, die im Bildungskatalog angeboten wurden. Knapp 5.400 Polizistinnen und Polizisten durchliefen die "Fortbildungswoche". 240 Führungskräfte besuchten die Seminare "Führung und Verantwortung leben im BMI". Nicht nur das Zentrum für Grundausbildung der SIAK ist gefordert wie nie zuvor, auch die anderen vier Zentren sind von der Ausbildungswelle betroffen.

"Lebenslange Begleiter"
"Je mehr Polizistinnen und Polizisten wir ausbilden, desto mehr müssen wir sie in ihren Fortbildungen betreuen", sagt Generalmajor Günter Krenn, BA, Leiter des Zentrums für Fortbildung. "Wir sehen uns als lebenslange Begleiter unserer Kolleginnen und Kollegen – gleich welchen Ranges und gleich welchen Dienstalters."

"Wenn unsere Polizeischülerinnen und -schüler die Grundausbildung abschließen, heißt es für sie nicht ,nie mehr Schule‘, sondern ,immer wieder Schule‘ – und damit ,immer wieder SIAK‘", sagt Dr. Norbert Leitner, Direktor der Sicherheitsakademie. "Die Ausbildung ist wie ein Handwerkzeug, und wie jedes Werkzeug muss auch die Bildung immer wieder gepflegt und weiterentwickelt werden."

Europaweite Vorzeigeeinrichtung
Im Weiterentwickeln ist die Sicherheitsakademie in den letzten Jahren europaweit zur Vorzeigeeinrichtung geworden. Zuletzt wurde das "Kompetenztraining" österreichweit ausgerollt. Dabei wurden Einsatz- und Handlungstrainings ausgebaut. "Es ist praxisorientierter geworden und es begleitet die Polizeischülerinnen und -schüler ihre gesamte Ausbildung lang", erläutert Mag. Andreas Nagl, einer der Entwickler des "Kompetenztrainings". Die SIAK wurde dafür mehrfach ausgezeichnet.

International ist die SIAK eine gefragte Einrichtung. SIAK-Direktor Norbert Leitner ist seit 1. Juli 2017 Vorsitzender im Verwaltungsrat der CEPOL ("Agentur der Europäischen Union für die Aus- und Fortbildung auf dem Gebiet der Strafverfolgung"). Den Vorsitz führt ein Vertreter einer jener drei EU-Länder, die das 18-Monatsprogramm des Europäischen Rates vorbereiten. Ab 1. Juli 2018 sind das Österreich, Estland und Bulgarien. Seit März 2016 ist SIAK-Direktor Leitner Präsident der AEPC ("Association of European Police Colleges"). Er ist der erste Österreicher in dieser Position. Peter Lamplot, BA MA, stellvertretender Leiter des internationalen Zentrums der SIAK, wurde Generalsekretär der AEPC. Er ist der zweite Österreicher an dieser Stelle nach Karl-Heinz Grundböck, MA, der von 2008 bis 2010 in dieser Funktion war.

1.300 Abschlüsse in der Grundausbildung
Das Zentrum für Grundausbildung der Sicherheitsakademie hat derzeit einiges an Gewicht zu stemmen. "Die Werbeoffensive der Polizei hat zur Folge, dass wir immer mehr Polizeischülerinnen und -schüler auf ihren Beruf vorbereiten müssen – und das mit höchster Sorgfalt", sagt Generalmajor Thomas Schlesinger, MA, Leiter des Zentrums für Grundausbildung. 2015 schlossen 700 Polizeischülerinnen und -schüler die Polizeigrundausbildung ab, 2016 und 2017 waren es jeweils 1.300. Zum Jahreswechsel waren 2.579 Polizeischülerinnen und -schüler in Ausbildung. So viele waren es noch nie. Im Sommer 2017 wurde ein elftes Bildungszentrum (St. Pölten) eröffnet. Fast 300 Polizeilehrerinnen und -lehrer bilden hauptberuflich den Polizeinachwuchs aus.

"Wir bestehen trotz des Andrangs auf höchste Qualität in der Ausbildung", betont Schlesinger. "Schließlich haben wir eine Verantwortung für die Schülerinnen und Schüler. Wenn sie im Einsatz stehen, ist die Ausbildung das Fundament, auf dem sie aufbauen." Die Grundausbildung wurde im Vorjahr reformiert. Seit Ende 2016 durchlaufen die Schüler mehr Praxis und die Theorie in komprimierter Form. Die Aufteilung beträgt 12 Monate Theorie I, 3 Monate (statt 2) Praxis I, 5 Monate Theorie II (statt 6) und 4 Monate Praxis II (statt bisher 3).

Polizeitraining am Bildschirm
Nicht nur inhaltlich bleibt die SIAK stets am Ball. Auch methodisch frischt sie ihr Angebot immer wieder auf. Eine wachsende Sparte ist der Bereich E-Learning – und auch hier ist die SIAK auf der Vorzeigewelle. Erst kürzlich erhielt der Fachbereich E-Learning des SIAK-Zentrums für Ressourcensteuerung und Unternehmensqualität zwei international angesehene Auszeichnungen für Unternehmens-Qualität: das "CAF-Gütesiegel" sowie das "EFQM Committed to Excellence".

Nicht nur was die Qualität betrifft, war das Jahr 2017 außergewöhnlich für den Fachbereich E-Learning, auch die Quantität war außergewöhnlich. Ausschlaggebend waren die Schulungen für das neue elektronische Anzeigenbearbeitungssystem "PAD NG". Fast 29.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchliefen das PAD-NG-Online-Training. Sie leisteten mehr als 85.000 Lernstunden. Jeder, der zur PAD-NG-Schulung ging, musste erst das Online-Training absolvieren.

Insgesamt verbrachten die 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Innenressorts im Vorjahr 117.000 Stunden mit dem Lernen auf der Online-Lernplattform der SIAK – zehnmal mehr als jeweils in den Jahren davor. "Aber auch sonst ist das E-Learning eine Lernform mit Zukunft", sagt Markus Richter, MLE MSc. "Die Online-Schulungen aus dem Vorjahr entsprechen 250 dreitägigen Anwesenheitsseminaren. Abgesehen von der ersparten Zeit für An- und Abfahrt für die Mitarbeiter, Kosten für Seminarräume und Vortragende, hat das Online-Training den Vorteil, dass es viel intensiver ist als eine Präsenzschulung." Es sei ein "aktives Lernen, bei dem man sich konzentriert vor den Computer setzt", betont Richter. Hebt ein Teilnehmer eines Präsenzseminars am Handy ab und geht zum Telefonieren auf den Gang, geht das Seminar weiter – ohne den Teilnehmer. Passiert das bei einem Online-Training, unterbricht der Teilnehmer und fängt dort wieder an, wo er aufgehört hat.

Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis
Die Sicherheitsakademie ist nicht nur als Bildungseinrichtung aktiv. Sie ist auch eine Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis. Für den wissenschaftlichen Hintergrund sorgen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des "Instituts für Wissenschaft und Forschung" (IWF). Sie arbeiteten im Vorjahr unter anderem am Projekt "Kriminalstatistik neu" mit. Sie bereiteten Forschungstagungen vor, wie die nationale "PRIMSA-Tagung" ("Prävention und Intervention bei Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung"). Sie fand am 4. Mai 2017 statt. Zudem wirkten die SIAK-Mitarbeiter des IWF an Studien mit, wie der Erhebung zum "Stimmungsbild 2017", der MOMA (Modernes Management im Polizeianhaltewesen) oder der AMBOS ("Abwehr unbemannter Flugsysteme für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben"). Für 2019 ist eine Fachtagung "Empirische Polizeiforschung" geplant.

 

 

 

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